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Oberösterreich 2019 wieder Lehrlingshochburg, Probleme zeichnen sich ab

Tips Logo Laura Voggeneder, 13.01.2020 12:16

OÖ. Insgesamt 23.285 Personen haben per 31. Dezember 2019 in Oberösterreich eine Lehre absolviert. Das sind 125 Personen mehr als im Vorjahr, ein Plus von 0,5 Prozent. „Trotz der hohen Lehrlingszahlen konnten 1.000 Ausbildungsplätze nicht besetzt werden“, bedauert Doris Hummer, Präsidentin Wirtschaftskammer OÖ (WKOÖ), bei der Präsentation der Lehrlingszahlen 2019.

Jeder vierte Bursche entscheidet sich für einen Beruf in der Metalltechnik. Foto: Laresser
photo_library Jeder vierte Bursche entscheidet sich für einen Beruf in der Metalltechnik. Foto: Laresser

Oberösterreich ist die Lehrlingshochburg Österreichs: Mit 23.285 Lehrlingen 2019 lag das Bundesland mit Abstand an erster Stelle bei der Zahl der Lehrlinge. An zweiter Stelle liegt Wien mit 17.176 Lehrlingen, an dritter Stelle Niederösterreich mit 16.804 Lehrlingen.

Fast 1.000 offene Lehrstellen

2019 ist die Zahl der Lehranfänger auf 7.017 gesunken. 2018 haben 7.368 Personen ihre Lehre begonnen. „Dieser etwas gesunkene Wert stellt zwar im Fünfjahresvergleich weiterhin eine sehr hohe Zahl an Lehranfängern dar. Er unterstreicht aber einmal mehr, dass der Wirtschaft leider nicht die ausreichende Zahl an geeigneten Bewerbern für die angebotenen Lehrstellen zur Verfügung steht“, sagt WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer.

Durchschnittlich 1.585 offenen Lehrstellen standen 2019 605 Lehrstellensuchende gegenüber. Rechnerisch ergibt das einen Lehrstellenüberhang von 980 Stellen im Jahresverlauf laut AMS OÖ. Das ist ein Plus von 62 offenen Stellen gegenüber dem Vorjahr. Besonders stark betroffen waren diese Gewerke:

  • Metall und Elektro: 446 offene Stellen
  • Tourismus: 315 offene Stellen
  • Handel: 289 offene Stellen
  • Bau: 149 offene Stellen
  • Büroberufe: 102 offene Stellen

Grund für den Engpass an Jugendlichen sind demographische Entwicklungen - es werden immer weniger Kinder geboren - und eine konjunkturelle Eintrübung.

So entwickeln sich die Sparten

Die meisten Lehrlinge gibt es in der Sparte Gewerbe und Handwerk: 10.009 Lehrlinge absolvieren dort ihre Berufsausbildung, das sind um 1,4 Prozent mehr als 2018. Den größten Zuwachs an Lehrlingen 2019 hatte die Sparte Information und Consulting: Dort gibt es im Vergleich zu 2018 um 10,7 Prozent mehr Lehrlinge. Um 7,5 Prozent mehr Lehrlinge gibt es in der Sparte Bank und Versicherung. Um 6,1 Prozent ist die Zahl der Lehrlinge in der Sparte Tourismus zurückgegangen. “In Freizeitwirtschaft und Tourismus haben wir nicht die Zahlen, die wir gerne hätten. Das Arbeiten am Wochenende und an Abenden macht die Sparten bei Jugendlichen nicht beliebt“, sagt Doris Hummer.

Das sind die beliebtesten Lehrberufe

Mehr als die Hälfte der oberösterreichischen Lehrling entscheidet sich für die Berufe Metalltechnik, Einzelhandel oder Elektrotechnik. Auf Platz vier liegt der Kraftfahrzeugtechniker, auf Platz fünf der Beruf Bürokauffrau und -mann. „OÖ ist ein technisches Bundesland“, führt Friedrich Dallamaßl aus.

In diesen Bereichen arbeiten die Mädchen

Rund zwei Drittel der Lehrlinge sind Burschen: 15.563 männliche Lehrlinge stehen 7.722 weiblichen gegenüber. Bei den weiblichen Lehrlingen am beliebtesten ist der Einzelhandel (34,6 Prozent), gefolgt von Bürokauffrau (23,8 Prozent) und Friseurin (11,5 Prozent). Erstmals auf Platz vier bei den Mädchen ist der Beruf Metalltechnik: 5,2 Prozent der weiblichen Lehrlinge arbeiten in diesem Bereich. „Das ist ein großer Erfolg. Die Initiativen für mehr Frauen in der Technik punkten und es zeigt sich auch eine Dynamik in der Berufswahl: 11,2 Prozent mehr weibliche Lehrlinge als 2018 haben 2019 in dem Bereich gearbeitet“, sagt Doris Hummer stolz.

Abgenommen hat die Zahl der weiblichen Lehrlinge in den Berufen Friseurin (minus 4,8 Prozent), Großhandelskauffrau (minus 2,8 Prozent), Köchin (minus 4,3 Prozent), Gastronomiefachfrau (minus 2,7 Prozent) und Restaurantfachfrau (minus 6,0 Prozent).

Mechatronik bei Buben immer populärer

60 Prozent der männlichen Lehrlinge arbeiten in den drei stärksten Berufen: Metalltechnik, Elektrotechnik und Kraftfahrzeugtechnik. Auf Platz vier der beliebtesten Lehrberufe liegt Mechatronik mit einer starken Zunahme von 11,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Um 13,7 Prozent weniger Burschen gibt es in der Kochlehre, um 9,8 Prozent weniger im Bereich Tischlerei und um 7 Prozent weniger im Bereich Einzelhandel.

Die Hälfte macht eine Lehre

47 Prozent der oberösterreichischen Jugendlichen im Alter von 15 bis 17 Jahren absolvieren eine Lehre. Dieser Wert ist seit Jahren konstant, sagen Doris Hummer und Friedrich Dallamaßl, Leiter der Abteilung Bildungspolitik der WKOÖ und der Lehrlings- und Meisterprüfungsstelle. Im Österreichvergleich sind die 47 Prozent ein Rekordwert, wo der Anteil bei rund 40 Prozent liegt.

Fachkräftemangel „stark spürbar

„Trotz der hohen Lehrlingszahlen leiden die Betriebe in OÖ unter dem Fachkräftemangel. Das zeigt der Fachkräfteradar 2019 des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw). Demnach gaben bei der Unternehmensbefragung 80,4 Prozent der befragten Betriebe an, den Fachkräftemangel „sehr stark“ oder „eher stark“ zu spüren. Das ist der höchste Wert im Bundesländervergleich. In Vorarlberg lag der Wert bei 80,3 Prozent.

Die Demographie arbeitet jedoch gegen den Arbeitsmarkt: Die erwerbstätige Bevölkerung im Alter von 20 bis 60 Jahren nimmt laufend ab. Bis 2030 werden es 56.000 Erwerbstätige weniger sein, das sind sieben Prozent. „Schon heute fehlen rund 30.000 Arbeitskräfte“, betont Doris Hummer.

Plädoyer für Lehre statt Studium

Neben der Pensionierung der Baby-Boomer-Generation werden auch deutlich weniger Kinder geboren. „Hinzu kommt, dass die Ausbildungsdauer immer länger wird. Deshalb wollen wir künftig auch Studienabbrecher ansprechen. 50 Prozent brechen in OÖ ihr Studium ab, das sind verlorene Jahre. Wir arbeiten daran, dass Potentiale schon vor der Berufs- oder Ausbildungswahl geklärt werden“, sagt Hummer.

Ein Instrument dafür ist die Potentialanalyse der WKOÖ. Seit September 2019 wird an oö. Schulen auch der Zukunftsplaner „Ich werde ...“ aktiv eingesetzt. Die Resonanz von Schüler, Lehrern und Eltern sei überwältigend, sagen Hummer und Dallamaßl. Hummer betont auch die Angebote für Lehre mit Matura.


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