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Bundesforste: Waldbilanz 2021 geprägt von Wetterextremen und Borkenkäfer

Tips Logo Thomas Leitner, 20.01.2022 12:11

SALZKAMMERGUT. Schadholzmenge wieder auf hohem Niveau – Aufwendungen für Waldpflege und Käferprävention bei 11 Millionen Euro – „Waldstrategie 2100“ für klimafitten Wald der Zukunft.

 (Foto: ÖBf-Archiv/Mark Glassner)
(Foto: ÖBf-Archiv/Mark Glassner)

Die Klimakrise hinterlässt auch 2021 in der Waldbilanz der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) ihre Spuren: „Erneut haben Wetterextreme und der Borkenkäfer das vergangene Waldjahr bestimmt. Die Schadholzmenge bleibt mit rund 1,1 Millionen Festmetern weiterhin auf sehr hohem Niveau“, fasst Bundesforste-Vorstand Rudolf Freidhager zusammen. Der ungewöhnlich trockene und kühle Frühling setzte dem Wald zu: „Von der Niederschlagsarmut war vor allem der Osten Österreichs betroffen. Die Vegetation begann daher erst später zu wachsen“, erläutert Freidhager. Trotz eines regional eher nassen Sommers mit vielen Starkregenereignissen liegt der durchschnittliche Jahresniederschlag in Österreich 10 Prozent unter dem langjährigen Mittel. Die anhaltende Trockenheit schwächt die Wälder und begünstigt Insekten wie den Borkenkäfer. Durch den Klimawandel breitet sich Österreichs größter Waldschädling bereits auch bis zur Waldgrenze auf rund 2.000 Meter Seehöhe aus.

Rund eine halbe Million Festmeter Borkenkäferholz

Mit 59 Prozent der gesamten Erntemenge bzw. rund 1,1 Millionen Erntefestmetern (Efm) bleibt das Schadholz 2021 auf dem hohen Niveau der Vorjahre (2020: rd. 1,4 Millionen Efm; 2019: rund. 1,1 Millionen Efm). „Rund die Hälfte des Schadholzes war 2021 Käferholz, der Rest stammt von Schäden durch Stürme und Schneebruch“, berichtet Freidhager. Die Schwerpunkte der Käferschäden verlagerten sich aus dem nördlichen Waldviertel in die Obersteiermark und das südliche Niederösterreich. Etwa 30 Prozent des Käferholzes mit in Summe rund 165.000 Erntefestmetern fiel allein auf einer Fläche von rund 45.000 Hektar an. „Damit konzentrieren sich die meisten Käferschäden auf rund neun Prozent der ÖBf-Waldfläche“, so Freidhager. In Kärnten mussten wegen des schwer zugänglichen Geländes insgesamt 4.200 Festmeter Käferholz auch mit dem Hubschrauber ins Tal gebracht werden. Der Schwerpunkt lag in den Wäldern rund um Obervellach. Durch Schneebruch fielen etwa 210.000 Festmeter an – davon mehr als die Hälfte in Oberösterreich, u. a. in den Wäldern nördlich des Mondsees sowie im Kobernaußerwald. Stürme verursachten rund 270.000 Festmeter Schadholz. Größere Windwurfmengen waren unter anderem in der Obersteiermark (Gußwerk, Großreifling, Wegscheid) zu verzeichnen

Deutliche Mehrkosten durch den Klimawandel

Die Schadereignisse hinterlassen auch in der Bilanz deutliche Spuren. „Durch Mehrkosten bei Käferprävention und Holzernte sowie Mindererlöse durch Schadholz rechnen wir für 2021 mit Klimawandelkosten von rund 31,5 Millionen Euro“, beschreibt Georg Schöppl, ÖBf-Vorstand für Immobilien und Finanzen, das Ausmaß der Auswirkungen. Hinzu kommen Schäden an der Forstinfrastruktur von über fünf Millionen Euro, die Starkregenereignisse und Überschwemmungen im Sommer an Forststraßen, Brücken und Hangsicherungen verursachten. Schwerpunkte lagen auf ÖBf-Flächen im oberösterreichischen Salzkammergut, im Salzburger Land sowie in der Obersteiermark.

11 Millionen Euro für Waldpflege und klimafitte Wälder

Nur vitale und gesunde Wälder können im Klimawandel bestehen. Daher wurden auch 2021 zahlreiche Waldpflegemaßnahmen gesetzt. „Die Investitionen in die Waldpflege müssen fortgesetzt werden, um die Bestände klimafit zu machen und den Waldumbau voranzutreiben. 2021 flossen 11 Millionen Euro in die Waldpflege, davon allein rund vier Millionen Euro in Käferprävention und -bekämpfung“, so Schöppl. Hinzu kommen Aufwendungen von mehr als fünf Millionen Euro in den Erhalt der Schutzwälder über die gesetzlichen Vorgaben hinaus.

Waldstrategie 2100: Naturnahe und nachhaltige Waldbewirtschaftung

Wälder sind nicht nur selbst von der Klimakrise betroffen, sie sind auch Teil der Lösung im Kampf gegen die Erderwärmung. Die Bundesforste haben daher für jedes ihrer 120 Forstreviere in ganz Österreich neue Zukunftskonzepte erstellt und die Waldbewirtschaftung bis 2100 bereits an zukünftige Klimabedingungen angepasst. 160.000 Waldstandorte wurden dafür gemeinsam mit Wissenschaftlern und Forschern, unter anderem von der Wiener Universität für Bodenkultur, genau untersucht. Unter dem Szenario einer globalen Erderwärmung von plus zwei Grad laut Pariser Klimaabkommen wurden anschließend individuelle Bewirtschaftungspläne für die jeweiligen Regionen erstellt. „Damit wissen wir schon heute, welche Bäume im Wald der Zukunft am besten wachsen werden, weil sie die besten Voraussetzungen für die veränderten Bedingungen mitbringen. So können wir unsere Wälder klimafit machen“, erläutert Freidhager. Ein besonderer Fokus wird dabei auf artenreiche Mischwälder und Naturverjüngung gelegt.

Wälder nützen und schützen statt stilllegen

„Unsere Strategie basiert auf ökonomischen und ökologischen Zielen und schließt auch gesellschaftliche Aspekte mit ein. Wir wollen die Wälder weiterhin nachhaltig nützen, aber gleichzeitig auf denselben Waldflächen die Artenvielfalt schützen und fördern“, erklärt Freidhager. Die Bundesforste betreuen 850.000 Hektar Naturfläche in Österreich, rund neun Prozent davon stehen bereits heute unter strengem Naturschutz (z. B. Nationalparke und Wildnisgebiete), für weitere 40 Prozent der ÖBf-Flächen gelten darüber hinaus naturschutzfachliche Bestimmungen. „Strenger Naturschutz auf bestimmten Flächen ist wichtig, eine zusätzliche flächendeckende Außernutzung-Stellung sehen wir aber nicht als sinnvolle Herangehensweise. Vielmehr plädieren wir dafür, Naturschutz in die Waldarbeit zu integrieren. Wälder sind wichtige Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise – sie speichern CO₂, liefern uns den nachwachsenden Rohstoff Holz, der in der Bioökonomie intelligent eingesetzt wird. Wälder schützen vor Naturgefahren, sind Lebensraum und gleichzeitig auch Freizeit- und Erholungsraum. Alle diese Leistungen können sie nur für uns Menschen erbringen, wenn wir sie mit Blick auf die kommenden Generationen nachhaltig und naturnah bewirtschaften. Dafür setzen wir uns mit aller Kraft ein. Wichtig ist und bleibt dabei aber, dass wir alle zusammenhelfen und unseren CO₂-Ausstoß deutlich reduzieren – denn sonst kann uns auch der Wald nicht mehr retten“, betont Freidhager.


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