„Wenn man nichts investiert, kann nichts Neues entstehen“: Oö. Medizintechnik-Branche demonstriert ihre Innovationskraft

Karin Seyringer Tips Redaktion Karin Seyringer, 25.01.2022 21:38 Uhr

OÖ/LINZ/BEZIRK. Eine mit dem Mund zu bedienende Computermaus, ein fötaler Herzsimulator, die Prognose von epileptischen Anfällen: Auch im Gesundheitsbereich und der Pflege ist die Digitalisierung am Vormarsch. Welche Nutzen diese zum Wohle der Patienten und auch Mitarbeiter bringen kann, zeigen sieben innovative Projekte, die nun im Rahmen eines Wettbewerbs des Landes Oö ausgewählt und in Linz präsentiert worden sind.

„Mit der Digitalisierung des Gesundheitswesens kann die Versorgung der Patienten weiter optimiert, das Gesundheitspersonal entlastet werden und es besteht für den Wirtschaftsstandort OÖ und den Zukunftsmarkt Medizintechnik viel Potenzial“, so  Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner (ÖVP). Im Rahmen des Fördercalls „Digital Health“ sei ein 360-Grad-Blick gemacht worden, was sich aktuell in der Branche tun. Die elf eingereichten und nun sieben ausgewählten Siegerprojekte „zeigen die ganze Bandbreite, wie digitaler Nutzen im Gesundheitsbereich entsteht, zum Wohle der Patienten ist die Medizintechnik eminent“, ist Achleitner sicher.

Unterstützung für pflegende Angehörige, Vorhersage epileptischer Anfälle, administrative Erleichterung

Die sieben ausgewählten Projekte beschäftigen sich mit vielfältigen Themen im Gesundheits- und Pflegebereich – von der Erleichterung der Administrationsarbeiten über Prävention bis zu Unterstützung für Menschen mit Beeinträchtigungen. Insgesamt sind 27 Partner beteiligt, davon 13 Unternehmen, neun außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und die Johannes Kepler Uni mit fünf Organisationen. Gesamt werden bei den sieben Projekten 5,15 Millionen Euro investiert, das Land OÖ fördert mit insgesamt drei Millionen Euro, je nach Projektumfang in unterschiedlicher Höhe pro Projekt.

Life Care Assistance in Ried im Innkreis

Die LICA App wendet sich an pflegende Angehörige und unterstützt die Betreuung und Pflege zu Hause. Die Dokumentation der eigenen Wahrnehmung erzeugt Bewusstsein und durch die angebotenen Hilfestellungen auch Wissen. In einer professionellen Version der App werden auch Funktionen für institutionelle Pflegedienstleister bereitgestellt und dadurch die Zusammenarbeit mit den Angehörigen und dem nachgelagerten Gesundheitssystem verbessert.

Projektpartner sind die LICA Life Care GmbH mit Sitz in Regau, das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried, die FH Gesundheitsberufe OÖ, die FH OÖ Forschungs- und Entwicklungs GmbH, das Gesundheitszentrum Ried-Neuhofen, Zorn-Fachbach-Ertl-Auzinger Allgemeinmediziner GmbH, das OÖ Hilfswerk sowie die Vinzenz Gruppe.

Effiziente Pflegedokumentation auf Basis von KI-gestützter Aktivitätserkennung und Einbeziehung von Kontextinformationen

Das Projekt zielt auf eine Verbesserung der Dokumentationssituation in der Pflege ab. Zentrale Vorgabe ist eine möglichst passive Dokumentation und eine spürbare Verringerung des täglich anfallenden Aufwandes bei gleichzeitiger Steigerung der Dokumentationsqualität. Das Projekt will durch Einsatz von Human Activity Recognition (HAR) und Künstlicher lntelligenz eine zielgerichtete Patientenversorgung bei gleichzeitiger Entlastung des Pflegepersonals ermöglichen. „Die Dokumentationspflichten werden mehr, aber es gibt gute Instrumente, um die Arbeit effizienter zu gestalten“, so Achleitner.

Projektpartner sind Linzer Unternehmen Solgenium, die FH OÖ, die Barmherzigen Brüder Linz und das Software Competence Center Hagenberg.

lntegraMouse AIR

Die lntegraMouse Air ist ein intuitiv mit dem Mund zu bedienendes Hilfsmittel für Menschen mit hoher oder kompletter Querschnittlähmung, beidseitiger Armamputation oder mit fortschreitenden Erkrankungen wie Muskeldystrophie oder ALS. Die Maus erlaubt, Aufgaben am Computer auszuführen, sich in sozialen Medien zu engagieren, die Remote-Bedienung des Smart Homes zu meistern oder auch komplexe Video-Games zu spielen.

Projektpartner sind LIFEtool gemeinnützige GmbH (Linz), Die Entwickler Elektronik GmbH (Bad Zell), die Haratech GmbH (Linz) und das Software Competence Center Hagenberg.

Focus on Patient

Ziel dieses Projekts ist es, den Grundstein für ein digitales System zu legen, das Patienten aktiv in den gesamten Behandlungsprozess einbindet und dabei einen fachübergreifenden Datenzugang zur effektiven Zusammenarbeit von Ärzten, Therapeuten und Pflegekräften ermöglicht. Der Fokus liegt bei einer Verbesserung der Qualität in der Diagnose, Therapie und Nachsorge.

Projektpartner sind die blockhealth GmbH (Linz), die  FH Gesundheitsberufe OÖ GmbH und das Software Competence Center Hagenberg.

FHSimApUs – Fötaler Herzsimulator zur Entwicklung und Optimierung von Algorithmen für die pränatale Ultraschallbildgebung

Die diagnostische Ultraschallbildgebung soll durch die Entwicklung und Parametrisierung neuer Algorithmen verbessert werden. Im Projekt FHSimApUs wird dazu ein totaler Herzsimulator entwickelt und validiert. Mit gewebeimitierenden Materialien wird ein möglichst realistisches Ultraschallbild simuliert. Dadurch sind alle relevanten anatomischen Strukturen leichter erkennbar.

Projektpartner sind die FH-OÖ Forschungs und Entwicklungs GmbH sowie das Unternehmen GE Healthcare Austria in Zipf.

EPILEPSIA – Epileptische Anfälle erkennen und prognostizieren mittels Sensornetzwerk und intelligenter Algorithmen

Das Projekt ist die technische Realisierung und klinische Erprobung eines am Körper tragbaren Sensornetzwerks zur automatisierten Erkennung und Vorhersage von epileptischen Anfällen. Das mobile Diagnosesystem basiert auf der Anwendung modernster Lernverfahren mit künstlicher lntelligenz. Patienten bekommen Sicherheit und Lebensqualität, auch die Behandlungsqualität wird verbessert.

Projektpartner sind die JKU Linz (lnstitut für Wirtschaftsinformatik, Software Engineering), das Kepler Uniklinikum (Klinik für Neurologie1 – Neuromed Campus), das JKU- Institut für Machine Learning und die FiveSquare GmbH in Linz.

ARES – Aneurysm Risk Estimation Support

Aneurysm Risk Estimation Support (ARES) ist ein Software-Tool, das die Riss(Ruptur)-Risiko-Einschätzung von zerebralen Aneurysmen unterstützt. Dabei sollen klinische, morphologische und hämodynamische Kennzahlen zusammengeführt werden, um einen objektiven Überblick zu geben. Das Tool wird primär für Neurochirurgen am Kepler Universitätsklinikum entwickelt.

Projektpartner sind EULERIAN eulerian-solutions (Linz), IPPE – Institute of Polymer Product Engineering JKU Linz,  KUK- Universitätsklinik für Neurochirurgie am Kepler Universitätsklinikum sowie RISC Software GmbH – Unit Medizin-Informatik (Hagenberg).

„Wenn man nichts investiert, kann nichts Neues entstehen“

„Wenn man nichts tut und investiert, kann nichts Neues entstehen“, fasst Henrietta Egerth, Geschäftsführerein der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG)  die Motivation zusammen. Sie ist die zentrale Organisation für die Förderung und Finanzierung von Forschung, Entwicklung und Innovation in Österreich, mit dem Ziel den Standort Österreich im globalen Wettbewerb nachhaltig abzusichern. Egerth betont auch den volkswirtschaftlichen Effekt, der durch solche Projekte ausgelöst wird. „Der Fördercall bringt die Player zusammen, die sich so sonst nicht finden würden. Die drei Millionen Euro sind großartig investiert“, so Egerth, die darauf verweist, dass es vor allem junge, kleine und hochinnovative Unternehmen sind, die davon profitieren.

Das Medizintechnik-Cluster der oö. Standortagentur Business Upper Austria fungiert als zentrale Drehscheibe der forschungsaktiven Branche. Neuer Sprecher des Medizintechnik-Clusters ist Rainer Perneker, CEO der Greiner Bio-One International Gmbh. Er hat die Funktion von Axel Kühner, CEO der Greiner AG übernommen. Die Aufgabe des Clusters sei „Vernetzung, Erfahrung weitergeben, junge Firmen zu unterstützen, aber auch selbst etwas Neues lernen“. Die Medizinprodukte-Branche in Oberösterreich umfasst 60 Unternehmen mit rund 7.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 2,6 Milliarden Euro jährlich.

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