OÖ. 1.160 Pflegebetten in Alten- und Pflegeheimen in OÖ stehen aktuell aufgrund von Personalmangel leer, vor sechs Jahren waren es noch sechs. Ohne Maßnahmen droht die Zahl in den kommenden Jahren auf 3.000 und mehr Plätze zu wachsen. Land OÖ, Städte- und Gemeindebund haben in Linz 50 Maßnahmen zur Attraktivierung des Pflegeberufs vorgestellt, im Rahmen der im Februar gemeinsam gestarteten Oö. Fachkräftestrategie Pflege.
1.160 wegen Personalmangels leerstehende Pflegebetten, gleichzeitig steigt die Zahl pflegebedürftiger Menschen. Bis 2030 wird die Zahl um knapp 20 Prozent anwachsen, bis 2040 sogar um 45 Prozent, zeigen die Prognosen.
Seit kurzem kann wie berichtet das 600 Euro-Pflegestipendium für Auszubildende im Kranken,- Alten- oder Behindertenbereich beantragt werden, das Stipendium ist Teil der Fachkräftestrategie, um das Berufsbild zu attraktivieren, die Pflegekräfte zu entlasten und die Qualität der Pflege sicherzustellen.
1.500 Vorschläge aus der Praxis
Gemeinsam von Sozial-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP), Oö. Städtebund-Präsident Klaus Luger (SPÖ) und dem neuen Oö. Gemeindebundpräsidenten Christian Mader (ÖVP) wurden die „machbaren“ Maßnahmen präsentiert. Gut 1.500 Vorschläge und Ideen aus der Praxis seien gesammelt worden.
Daraus wurden 50 Maßnahmen für ein „Altern in Würde“ gebündelt, in den Schwerpunkten „Entlastung der Mitarbeiter“, „Gewinnung von neuen Fachkräften“, „Weiterentwicklung der Ausbildung und Personalentwicklung“, „Führungskräfte stärken“ und „Digitalisierung und Innovation ausweiten“.
Personalschlüssel, flexiblere Ausbildung
Die eine Antwort auf die Herausforderungen in der Langzeitpflege gebe es nicht, es brauche eine Vielzahl an Lösungswegen und ein Bündel an Maßnahmen. Darunter: die Erhöhung des Mindestpersonalschlüssels um 3,5 Prozent (mehr Personal durch Herausrechnung der Leitungen des Betreuungs- und Pflegedienstes und von schwangeren Mitarbeiterinnen ab dem sechsten Monat zu 50 Prozent sowie Erhöhung des Mindestpflegepersonalschlüssels durch Höherbewertung der Demenz), ein „spürbarer Gehaltsbonus“ in den kommenden zwei Jahren. Künftig soll es auch „Stützpersonal“ für den niederschwelligen Berufseinstieg geben. Die Ausbildung soll flexibler und moderner gestaltet werden, eine Lehre für Assistenzberufe soll nach der Pflichtschule möglich sein. Schritte zur Deregulierung würden ebenfalls gesetzt.
Alle Maßnahmen und mehr Infos sind hier zu finden.
Alle Maßnahmen lägen im Wirkungsbereich des Landes bzw. der Träger. Ausgewählte Maßnahmen seien bereits in Umsetzung.
„Dank für konstrukive Mitarbeit“
„Wir sind entschlossen, dass wir mit diesem Bündel an langfristigen Maßnahmen die Voraussetzungen schaffen, damit auch meine Generation auf ein würdevolles Altern in Oberösterreich hoffen kann. Danke allen Beteiligten für ihre Vorschläge und die konstruktive Mitarbeit, ich lade sie ein, sich ebenso tatkräftig an der Umsetzung zu beteiligen“, betont Sozial-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer.
„Das Pflegepersonal leistet Unglaubliches für die Bevölkerung. Nicht zuletzt zeigten die pandemischen Auswirkungen, wie sehr wir auf unsere Mitarbeiter angewiesen sind. Daher ist es an der Zeit, unseren Fachkräften Perspektiven für Entlastungen im Berufsalltag zu bieten sowie neue Wege im Recruiting einzuschlagen. Die 50 Maßnahmen sind ein redliches Bemühen von Land, Städte- und Gemeindebund in diesen Bestrebungen“, ist Städtebund-Präsident Bürgermeister Klaus Luger überzeugt.
Gemeindebund-Präsident Bürgermeister Christian Mader ist froh, dass es gelungen sei, mit diesem Paket und den darin enthaltenen vielfältigen Maßnahmen einen wichtigen Schritt zu setzen, um wieder mehr Menschen für die Pflegeberufe zu gewinnen. „Ich bin überzeugt, dass damit auch langfristig eine erste Weichenstellung gelungen ist, diese wichtige und schöne Arbeit zu attraktivieren“.
Gewerkschaft: Nicht weit genug
„Der eingeschlagene Weg führt in die richtige Richtung, geht aber nicht weit genug“, kommentieren die Gewerkschaften Vida, GPA, GÖD und Younion Oberösterreich das Maßnahmenpaket. Das Paket decke zwar einige dringend notwendige Maßnahmen – wie zum Beispiel eine Ausbildungsoffensive – ab. Was fehle, seien jedoch Maßnahmen, die konkret entlasten würden, wie zum Beispiel ein verbesserter Personalschlüssel. Es brauche dringend weitere Schritte, man sei dazu weiterhin gesprächsbereit, lehne aber die Pflegelehre kategorisch ab.
Zustimmung von FPÖ
Zufrieden mit dem Paket zeigt sich OÖVP-Klubobmann Christian Dörfel, Zustimmung kommt auch von der FPÖ: „Oberösterreich ist damit am richtigen Weg, um Vorbild für ganz Österreich zu werden“, so Klubobmann Herwig Mahr.
SPÖ: Personalschlüssel langfristig verbessern
SP-Pflegesprecherin Gabriele Knauseder: „Um motivierte Pflegekräfte zu bekommen und diese dann auch langfristig zu halten, braucht es spürbare Entlastungen. Die vorgestellte Pflegestrategie ist ein erster Zwischenschritt. Wenn wir die Pflege in Oberösterreich dauerhaft und in guter Qualität sichern wollen, wird Hattmannsdorfer aber noch weiter in bessere Arbeitsbedingungen investieren müssen.“ Er werde nicht umhinkommen, massiv in bessere Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen zu investieren und dafür Zusatzmittel in die Hand zu nehmen.
Grüne: Zuversicht nach Schulterschluss
Der Schulterschluss von Land, Städten und Gemeinden mache ebenso zuversichtlich wie die angekündigten Maßnahmen, kommentiert die Pflegesprecherin der Grünen Ulrike Schwarz. „Die Zutaten sind vielversprechend. Sie müssen aber wie etwa die angekündigte Digitalisierung vor allem zur administrativen Entlastung der Mitarbeiter eingesetzt werden. Die ersten Schritte zu einem verbesserten Mindestpflegeschlüssel sind überfällig. Jetzt muss darauf geachtet werden, dass dabei auch die Qualität der Pflege gewahrt ist.“
NEOS: Laufend evaluieren
„Es tut gut zu sehen, dass auf die Bedürfnisse des so strapazierten Pflegepersonals eingegangen wird und der steigende Bedarf an Pflegekräften politisch wahrgenommen wird. Die Vielzahl an Maßnahmen klingt im ersten Moment vielversprechend, inwieweit all diese schließlich zur Umsetzung kommen und wie effektiv sie schlussendlich sein werden, wird laufend zu evaluieren sein“, so NEOS-Pflegesprecherin Julia Bammer. „Klar ist außerdem, dass es auch in der Umsetzung dieser Ziele weiterhin eine enge Einbindung des betroffenen Personals, aber auch der Gewerkschaften und Experten geben muss.“ Mehr konkrete Details habe man sich bei der berufsbegleitenden Ausbildung erhofft.
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