
OÖ. Der Wirtschaftsstandort Oberösterreich ist gut durch das dritte Krisenjahr gekommen, das zeigt der jährliche OÖ. Standortbericht der Business Upper Austria für 2022. Während Oberösterreichs Wirtschaftswachstum leicht über den Prognosen für Gesamt-Österreich liegt, bleibt der Fachkräftemangel die zentrale Herausforderung für den Standort.
„Der Standortbericht zeigt auf der Basis von Daten und Fakten, dass Oberösterreich auch das dritte Krisenjahr in Folge deutlich besser bewältigt hat als andere Regionen im nationalen und internationalen Vergleich. Neben dem Arbeitsmarkt und der Wertschöpfung sind Exporte, Neugründungen und Forschungsaktivitäten die wichtigsten Maßzahlen für diesen Befund“, so Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner.
Prognosen: geringes Wirtschaftswachstum in (Ober-)Österreich, aber keine Rezession
Das prognostizierte Wirtschaftswachstum wird von den verschiedenen Instituten in Form der realen Bruttoinlandsprodukt-Veränderung im Vergleich zum Vorjahr als Prozentwert angegeben. Die Frühjahrsprognosen der EU-Kommission zeigen für Österreich ein geringes Wachstum (0,5 Prozent für 2023 und 1,4 Prozent für 2024), Oberösterreich liegt laut der Statistikabteilung des Landes dieses Jahr mit 0,6 Prozent knapp darüber und 2024 mit 1,9 Prozent ebenfalls über den Zahlen für Österreich.
Exportrekord für OÖ im ersten Halbjahr 2022
Nach wie vor zeige sich eine Unsicherheit und Volatilität am Markt, die Spitze der Krisen sei aber überwunden, meint Achleitner. Bei den Exporten wurde im ersten Halbjahr 2022 mit einem Volumen von 25,5 Milliarden Euro ein Exportrekord für Oberösterreich erzielt. Mit 4,8 Milliarden Euro lag der Handelsbilanz-Überschuss vor den anderen Bundesländern. Was die Forschungsaktivitäten betrifft, liegen für die Jahre 2021 und 2022 noch keine Zahlen vor. 2019 lagen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung bei 2,24 Milliarden Euro, was ein Fünftel der Ausgaben österreichweit bedeutete. Landesrat Achleitner geht für die letzten beiden Jahre von einem weitern Anstieg aus.
Oberösterreich liegt bei Patentanmeldungen vor anderen Bundesländern
Die Investitionen in Forschung und Entwicklung seien der Erfolg von morgen, so der Wirtschaftslandesrat. Die Zahlen des Österreichischen Patentamts würden ebenfalls darauf hinweisen: Oberösterreich liegt zum 9. Mal in Folge an der Spitze, was die Anmeldung von Patenten betrifft. Diese seien gemeinsam mit den Forschungsaktivitäten ein entscheidender Seismograph für die Stärke des Wirtschaftsstandorts Oberösterreich.
Heimische Unternehmen setzten auf Kooperation
Das sieht auch Werner Pamminger, Geschäftsführer der Business Upper Austria so. Fast 20 Prozent der Umsätze heimischer Unternehmen seien auf Innovationen vorangegangener Jahre zurückzuführen. Der Standortbericht für 2022 zeigt auch, dass beinahe jedes fünfte Unternehmen in OÖ auf Innovationskooperationen setzt. Die Business Upper Austria unterstützt und fördert die Vernetzung von Unternehmen und Forschungseinrichtungen mit mehreren Programmen.
Bei den acht Branchen-Clusterinitiativen geht es um firmenübergreifende Kooperationen: so arbeitet etwa der Digitalisierungsspezialist „Aisemo“ mit Spritzgießunternehmen daran, Maschinenstillstände mithilfe Künstlicher Intelligenz zu verringern. Mit der Vermeidung von Stillständen wird in der Produktion Zeit und Geld gespart. Projektpartner ist auch das Linz Center of Mechatronics, ein Unternehmen für angewandte Forschung.
Arbeitsmarkt: Niedrige Arbeitslosigkeit, Problem Fachkräftemangel
Als Zeichen für die Resilienz der OÖ Wirtschaft sieht Achleitner die Entwicklung des heimischen Arbeitsmarktes: „So niedrig wie im Oktober 2022 war die Arbeitslosigkeit in Oberösterreich zuletzt 2008“, so Achleitner. Im Jahresdurchschnitt lag die Arbeitslosenquote in OÖ letztes Jahr bei vier Prozent, im Bundesländervergleich lag nur Salzburg darunter. Die große Herausforderung liegt im Fachkräftemangel, dem mit unterschiedlichen Maßnahmen entgegengewirkt werden soll. Der Landesrat ist auch Teil einer Arbeitsgruppe des Bundes, die sich mit dem Problem beschäftigt.
Man müsse an vielen Stellschrauben drehen, als ein Beispiel nennt Achleitner die Bewusstseinsbildung bei Teilzeitkräften: „Wenn in Oberösterreich alle Teilzeitkräfte nur um eine Stunde mehr arbeiten würden, wären das 5000 Vollzeitäquivalente“, rechnet er vor. Auch Automatisierung und Digitalisierung seien Teil der Lösung. Eine weitere Hauptaufgabe für die Standortpolitik sei es, den Sprung von der „old economy“ ins neue, und somit dekarbonisierte Zeitalter zu schaffen, so Achleitner.