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Arbeiterkammer OÖ: So soll die Bildungspolitik den Fachkräftemangel lösen

Tips Logo Anna Fessler, 19.04.2023 16:45

OÖ. Der Fachkräftemangel sei auch auf ein Versagen der Bildungspolitik zurückzuführen, so die Arbeiterkammer Oberösterreich. In Oberösterreich haben laut AK 16 Prozent der 25- bis 29-jährigen höchstens einen Pflichtschulabschluss. Damit steigt auch das Risiko, arbeitslos zu werden.

Die Arbeiterkammer sieht das Bildungssystem in Österreich als mitverantwortlich für den Fachkräftemangel. (Foto: Cevahir/hkama/stock.adobe.com)

Im nationalen Bildungsbericht 2021 werden die Risikofaktoren bei Volksschulkindern untersucht, die einen wesentlichen Einfluss auf einen späteren Bildungserfolg der Kinder haben. So zeigt sich, dass von 100 Kindern, deren Eltern über höchstens einen Pflichtschulabschluss verfügen, nur 2,9 Prozent ein Gymnasium besuchen. Auch die Erstsprache ist ein Faktor: Das zeigt sich etwa am Bildungserfolg in Mathematik in der 4. Schulstufe: Von den Kindern mit nicht deutscher Erstsprache erreicht ein Drittel nur teilweise die Bildungsstandards.

AK-Chancenindex

Die Arbeiterkammer hat daher gemeinsam mit der Johannes Kepler Universität Linz ein Schulfinanzierungsmodell, den „AK Chancenindex“ entwickelt. Basierend auf einem siebenstufigen Verteilschlüssel sollen die Ressourcen in den Schulen dorthin gelenkt werden, wo höhere Bedarfe bestehen, zum Beispiel in der Sprachförderung. Dabei müsse es sich um zusätzliche Mittel handeln, sodass keine Schule Mittel verliere, so die AK.

OÖ: 65 Prozent der Männer mit Pflichtschulabschluss arbeitssuchend

Im österreichischen Bildungssystem entscheide sich an drei Punkten, wohin der weitere Bildungsweg führt: Nach der Volksschule, am Ende der 8. Schulstufe und am Ende der weiterführenden Schule. Dies sei eine im internationalen Vergleich sehr frühe Selektion, die zu Belastungen im österreichischen Bildungswesen führe. Der Anteil junger Menschen in Österreich, die maximal über einen Pflichtschulabschluss verfügen, ist in den vergangen Jahren nicht gesunken – bei jungen Männer ist er angestiegen. Damit steigt auch das Risiko arbeitslos zu werden: In Oberösterreich sind rund 45 Prozent der Frauen und rund 65 Prozent der Männer mit einem Pflichtschulabschluss beim AMS vorgemerkt.

Augenmerk stärker auf Bildungsabgänger richten

Im Dezember 2021 verfügten laut AMS ein Drittel der Arbeitslosen über einen Lehrabschluss. Vielfach würden die Lehrabsolventen nach der Ausbildung die Branche wechseln: „Sie nehmen in Kauf, unter ihrer Qualifikation zu arbeiten, weil oftmals die Arbeitsbedingungen besser als im Ausbildungsberuf sind und vor allem der Verdienst deutlich höher ist“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl. „Damit gehen sie das Risiko ein, ohne formale Qualifikation im ausgeübten Beruf vor allem im letzten Drittel der Berufslaufbahn immer wieder arbeitslos zu werden.“ Das Augenmerk müsse daher viel stärker auf junge Menschen gerichtet werden, die zu früh den Bildungsweg verlassen, so Stangl.

Bildungsabbrüche verhindern und Weiterbildung fördern

Die Arbeiterkammer fordert zahlreiche Maßnahmen, etwa einen Rechtsanspruch auf einen kostenlosen Platz in einer Kinderbildungs- und-betreuungseinrichtung ab dem zweiten Lebensjahr, einen Rechtsanspruch auf den Besuch einer kostenlosen Ganztagsschule, bis hin zur Qualitätssicherung und Verbesserung in der betrieblichen Lehrausbildung. „Bildungsabbrüche müssen mit aller Kraft verhindert werden“, fasst Stangl zusammen. Darüber hinaus müsse das Weiterbildungs-System auf neue Beine gestellt werden.


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