
OÖ/LINZ. Die Sprache sei der Schlüssel zur Integration und zur Qualifizierung für den Arbeitsmarkt, betonte Integrations-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) einmal mehr am Donnerstag in Linz, wo die 15. Integrations-Konferenz des Landes OÖ stattfand.
Bei Asylwerbern mit hoher Bleibeperspektive – aktuell vor allem Syrer – brauche es einen pragmatischen Zugang. „Diese Leute werden bleiben und wir wollen nicht, dass sie von Sozialleistungen abhängig sind. Im Falle eines positiven Bescheids müssen sie selbsterhaltungsfähig sein. Deswegen muss die Zeit der Grundversorgung besser für das Deutsch-Lernen genutzt werden“, so Hattmannsdorfer.
Best-Practice „Hallo OÖ-Kurse“
Das Integrationsressort setze auf niederschwellige Vermittlung der deutschen Sprache. Ein Best-Practice-Beispiel seien die „Hallo in Oberösterreich“-Deutschkurse sowie die Zusammenarbeit von Beginn an mit dem AMS OÖ bei den Ukraine-Geflüchteten, so der Landesrat. Oberösterreich weise im Vergleich zu den anderen Bundesländern die höchste Beschäftigungsquote bei Ukrainern auf.
Bei Asylwerbern sei die Situation aber anders: Etwa sieben von zehn Asylwerbern in der Grundversorgung haben Alphabetisierungsbedarf. Hier müsse schon in der Grundversorgung Alphabetisierung erfolgen.
Die „Hallo in OÖ-Kurse“ zum Erlernen der Alltagssprache werden nun auch auf Syrer ausgeweitet. Zudem wird laut Hattmannsdorfer ein eigenes Deutsch-Förderprogramm in Kooperation mit der Wirtschaft entwickelt. Migranten, die bereits in Beschäftigung sind, sollen in den Betrieben weiter Deutsch lernen, etwa mit Kursangeboten zu Tagesrandzeiten.
Integrationskonferenz
Das Thema „Sprache als Grundlage für gelungene Integration am Arbeitsmarkt“ stand auch im Mittelpunkt der 15. Integrationskonferenz des Landes OÖ. Rund 200 Experten aus dem Fachbereich kamen am Donnerstag in Linz zusammen.
Eine Keynote hielt unter anderem Monika Köppl-Turyna, Direktorin von EcoAustria. Sie sprach über die ökonomischen Auswirkungen von Migration, führte dazu auch zwei Studien durch. Migration stelle demnach aus ökonomischer Sicht vor allem eine Erhöhung des Arbeitsangebots dar, so Köppl-Turyna.
Untersucht wurden zudem die Auswirkungen von Migration aus verschiedenen Herkunftsländern auf das BIP, gerechnet im Zeitraum 2013 bis 2020. Dabei zeigt sich, dass Migration aus EU15-, EU13-, sowie Drittstaatsländern unter dem Strich einen positiven Saldo an Staatseinnahmen und Ausgaben ergeben. Bei Migration aufgrund von Asyl ergibt sich ein negativer Saldo. „Dieser verringert sich aber. Das zeigt, dass man das mit gelungener Integration schnell ins Plus drehen kann.“
Auf die Lohnentwicklung und Beschäftigungswahrscheinlichkeit wirke sich Migration hingegen mittel- und langfristig kaum aus. Voraussetzung dafür sei, dass sowohl die Qualifikation als auch die Erwerbsstruktur von Migranten jenen der heimischen Bevölkerung entspreche. Bei Lohnunterschieden zwischen Personen mit und ohne Migrationshintergrund sei etwa ein Drittel auf die Sprachkenntnisse zurückzuführen.
Vorschläge für die Politik anhand der Studien: Qualifizierung für den Arbeitsmarkt mittels Spracherwerb ab Tag 1, Kinder müssten bereits vor dem Eintritt in die Schule die deutsche Sprache ausreichend beherrschen und der Ausbau von Sprachstandfeststellungen.
Resch&Frisch: 51 Nationen im Unternehmen
Aus der Praxis berichten kann Anna Strutzenberger, Leiterin Human Resources der Resch&Frisch Holding. „Wir haben viele positive Erfahrungen über die letzten Jahrzehnte gemacht. Wir müssen in dieser Realität leben: Ohne Personen mit Migrationshintergrund können wir den Arbeitskräftebedarf nicht decken.“
Mitarbeiter aus 51 Nationen arbeiten aktuell bei Resch&Frisch. „Die Sprache ist ein ganz essenzieller Aspekt, um ins Unternehmen zu integrieren. Was machen wir? Bei der Personalauswahl ist Deutsch bei uns nicht Pflicht, sonst hätten wir zu wenige Bewerber. Aber Arbeitserprobung und Schnuppern ist bei uns wichtig, wir sehen, ob sie lernwillig sind.“
Die Einschulung funktioniere möglichst sprachneutral, mit Fokus auf Bilder und Videos, etwa zu Sicherheitsrichtlinien bzw. würden interne Übersetzer unterstützen. Digitale Tools wie Lernapps werden genutzt, zudem werde schnell mit Deutschkursen für die Mitarbeiter gestartet. „Wir finanzieren diese, aber sie müssen in der Freizeit besucht werden“, so Strutzenberger. „Als Unternehmen muss man einen großen Beitrag zur Deutschförderung leisten, aber man sieht, das Investment zahlt sich aus.“