
OÖ. Wie berichtet, schließen mit Ende Juli alle Leiner-Standorte in Oberösterreich und ein Kika in Ried. Insgesamt werden 23 der 40 Kika/Leiner-Filialen geschlossen und 1900 Mitarbeiter entlassen. Das Unternehmen kündigte an, ein Sanierungsverfahren anzustreben. Mehrere Politiker fordern für die gekündigten Mitarbeiter Maßnahmen seitens der Landesregierung ein.
Zur Vorgeschichte: Im Jahr 2018 übernahm die Signa-Gruppe des Immobilieninvestors René Benko im Zuge eines Notverkaufs die Möbelhauskette Kika/Leiner. Fünf Jahre später trennt sich Signa wieder von Kika/Leiner, die Immobilien der Kette übernahm die Supernova-Gruppe, das operative Geschäft ging an ein Management-Team rund um Hermann Wieser. Über die Höhe des Übernahmepreises hüllte sich die Signa-Gruppe in Schweigen.
Kika/Leiner strebt nun ein Sanierungsverfahren an, das kommende Woche angemeldet werden soll, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit.
Grüne und SPÖ üben Kritik an Vorgehensweise
Für die Wirtschaftssprecherin der Grünen, Dagmar Engl, „zahlen die Mitarbeiter nun die Zeche für den damals bereits kritisch beäugten Verkauf und Erwerb der Kika/Leiner-Gruppe.“ Es sei zwar erfreulich, dass große Handelsketten bereit sind, viele Mitarbeiter zu übernehmen. Neue Jobs müssten für die jeweiligen Betroffenen aber auch passen. Sie fordert neben Unterstützung bei der Arbeitssuche für die Betroffenen auch attraktive Umschulungsmöglichkeiten. „Wir erwarten, dass die verantwortlichen Stellen in Oberösterreich bereits emsig daran arbeiten“, so Engl.
Der Vorsitzende der SPÖ OÖ, Michael Lindner ist „von den radikalen Sanierungsplänen der neuen Eigentümer schockiert“, da alleine in Oberösterreich mehr als 260 Mitarbeiter von den Filialschließungen und Kündigungen betroffen sind. Er fordert „ein umfassendes Konzept zur Weitervermittlung der betroffenen Arbeitnehmer“ von Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner.
Maßnahmen des Unternehmens für gekündigte Mitarbeiter
Hermann Wieser gab bekannt, gemeinsam mit den Betriebsräten ein Maßnahmenpaket für die gekündigten Mitarbeiter beschlossen zu haben. In Zusammenarbeit mit großen überregionalen Anbietern wie unter anderem Obi, Billa oder Bipa könne interessierten Mitarbeitern ein Jobangebot gemacht werden. Zudem soll ein Härtefall-Fonds eingerichtet werden. Unternehmen wie Spar, Lidl oder die Österreichischen Post AG gaben via Aussendung bekannt, gekündigten Kika/Leiner-Mitarbeitern Jobs anzubieten.
Anzahlungen und Aufträge von Kunden
Auch die Kunden von Kika/Leiner wurden bereits vom Unternehmen informiert. Alle geleisteten Anzahlungen sowie erworbene Gutscheine würden garantiert, auch die Aufträge würden wie vereinbart ausgeführt. Im Falle eines Insolvenzverfahrens kann dieses Versprechen jedoch nicht garantiert werden, im schlimmsten Fall erhält man nur einen Teil der Anzahlung zurück, Gutscheine werden bei einem Konkurs meist wertlos. Tips hat die wichtigsten Informationen der Arbeiterkammer OÖ dazu in einem eigenen Artikel zusammengefasst.
Linzer Gesundheitsstadtrat fordert Umschulungsangebot
Der Linzer Stadtrat Michael Raml (FPÖ) forderte am Freitag ein Umschulungsangebot des Landes OÖ in Pflegeberufe für die gekündigten Mitarbeiter. Mit dem Beruflichen Bildungs- und Rehabilitationszentrum (BBRZ), dem Berufsförderungsinstitut (BFI) sowie der OÖ Gesundheitsholding habe man in Linz dafür „alle benötigten Kapazitäten“, meint Raml. „Ich habe bereits erste Gespräche mit Vertretern aus der oberösterreichischen Gesundheitsinfrastruktur geführt und auf meinen Vorschlag positive Rückmeldungen sowie fachlichen Zuspruch erhalten.“, so der Gesundheitsstadtrat.