Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Nehammer-Video sorgt auch in Oberösterreich für Empörung

Tips Logo Anna Fessler, 29.09.2023 10:46

OÖ. Das am Mittwoch auf der Plattform „X“ (vormals Twitter) aufgetauchte Video von Bundeskanzler Karl Nehammer sorgt auch in Oberösterreich für Diskussionen. Im Video ist Nehammer auf einer ÖVP-Funktionärsveranstaltung in Hallein zu sehen, er äußert sich darin zu Kinderarmut und Frauen in Teilzeit.

Karl Nehammer sprach im Juli vor Parteifunktionären in Hallein, Salzburg. Diese Woche tauchte ein Video davon auf der Plattform "X" auf, das eine Welle der Empörung auslöste. (Foto: Screenshot)

Es waren zwei vor allem zwei Aussagen des Bundeskanzlers, die österreichweit für Empörung sorgten: „Was heißt, ein Kind kriegt keine warme Mahlzeit in Österreich? Wisst’s was die billigste warme Mahlzeit in Österreich ist, ist nicht gesund, aber sie ist billig: Ein Hamburger bei McDonald’s. 1,40 Euro. Wenn ich jetzt noch Pommes dazu kaufe, sind’s 3,50 Euro. Und jetzt behauptet wirklich einer ernsthaft, wir leben in einem Land, wo die Eltern ihrem Kind dieses Essen nicht leisten können.“, so Nehammer in einem diese Woche veröffentlichten Video.

Auch seine Ansichten zu Frauen in Teilzeit sorgen für Diskussionen: „Ich hab‘ mit meinen Sozi-Freunden oder linken Freunden – das ist jetzt ein Euphemismus, könnt’s euch vorstellen, dass sind keine Freunde – die Diskussion geführt ‚Wie gibt es das? Wenn ihr mir vorwerft, die Armut in Österreich wird immer größer, die Menschen haben immer weniger Geld: Wieso erhöht sich dann die Teilzeit-Quote nicht? Nicht einmal bei den Frauen, die keine Betreuungspflichten haben. Wenn i zu wenig Geld hab, geh i mehr arbeiten. Weil dann muss ich ja mehr Geld haben. Passiert aber nicht. Die Teilzeit-Quote ist unverändert.“

Einer der Anwesenden ruft: „Wir haben eine Firma, die heißt AMS, da geht man hin und dann kriegt man Geld.“, worauf das Publikum in lautes Gelächter ausbricht.

Dass so ein Video in Zeiten hoher Inflation keinen guten Eindruck in der Bevölkerung hinterlässt, ist wenig überraschend. Die Reaktion des Bundeskanzlers erfolgte ebenfalls in Videoform.

SP-Landesrat Michael Lindner: „Lade Nehammer in Eltern-Beratungsstellen ein“

Kinderschutz-Landesrat Michael Lindner zeigte sich empört: „Der Vorschlag, armutsgefährdete Familien sollten mit ihren Kindern zu McDonald’s gehen, weil sie sich dort mit einem Hamburger und Pommes ein warmes Essen leisten könnten, zeigt eine zynische Geringschätzung gegenüber den Menschen, die sich in einem reichen Land wie Österreich in einer misslichen Lage befinden und sich das 'normale' Leben nicht mehr leisten können. Offenbar scheint es für den Bundeskanzler keine Kinderarmutsgefährdung in Österreich zu geben. Aber ich lade Bundeskanzler Nehammer gerne persönlich in eine unserer Eltern-Beratungsstellen ein, damit er sich ein Bild davon machen kann, wie es den Menschen geht, die sich in solchen Situationen befinden.“

NEOS-Landessprecher Felix Eypeltauer fordert Gratis-Mittagessen in Schulen und Kindergärten

Felix Eypeltauer, Landessprecher der NEOS Oberösterreich meint: „Die Ahnungslosigkeit des Kanzlers und solche Aussagen über die Geldnöte vieler Familie im Land sind bestürzend. Was sollen sich Alleinerziehende in Oberösterreich, die etwa wegen fehlenden Kinderbetreuungsangeboten Teilzeit arbeiten müssen, von diesem Kanzler denken?“ Er fordert ein gesundes und regionales Gratis-Mittagessen in allen Schulen und Kindergärten mit Ganztagesangebot.  

Grünen-Klubobmann Severin Mayr: Respektlos gegenüber Eltern mit knappen Haushaltsbudgets

Auch der Klubobmann der Grünen Oberösterreich, Severin Mayr, spricht im Zusammenhang mit Nehammers Aussagen von Zynismus und Respektlosigkeit gegenüber Eltern mit knappen Haushaltsbudgets, die sich bemühen ihre Kinder gesund zu ernähren. Diese würden „Fairness, Solidarität und Unterstützung der Politik“ verdienen, so Mayr.

Leser-Reaktion

Tips-Leser Hans Riedler schreibt in einer Reaktion auf das Video an Tips: „Herr Bundeskanzler, Sie sind auch für die 1,3 Millionen Menschen verantwortlich, die in Österreich armutsgefährdet sind und dabei besonders für jene ca. 200.000 vor allem alleinerziehende Personen – 95.000 Frauen, 70.000 Männer und 36.000 Kinder - die erheblich materiell und sozial benachteiligt sind – das sind 2,3 Prozent der Bevölkerung, ein Jahr zuvor waren es 1,8 Prozent. Diesen Personen, vor allem den Kindern bzw. ihren Eltern als 'billigste warme Mahlzeit ein Hamburger von McDonalds um 1,40 Euro' zu empfehlen, ist zynisch und verantwortungslos. Herr Bundeskanzler, haben Sie in diesem Zusammenhang ausgerechnet, wie viele Hamburger Sie für Ihr monatliches Einkommen bekommen und wie viele jene die von Armut betroffenen Personen? Eine Entschuldigung Ihrerseits ist für mich und viele Österreicher und Österreicherinnen überfällig.“


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden