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Die Schwerpunkte im oberösterreichischen Integrationsressort 2024

Tips Logo Anna Fessler, 14.12.2023 15:45

OÖ. Das Integrationsressort des Landes Oberösterreich will auch im kommenden Jahr an seiner Leitlinie „Deutsch, Arbeit und Respekt“ festhalten. Für Integration sind für das Jahr 2024 im OÖ-Budget 10,6 Millionen Euro veranschlagt, was ein Plus von 4,11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. 4,6 Millionen Euro davon werden für Maßnahmen zur Deutschförderung ausgegeben.

V.l.: Der Integrationsbeauftragte des Landes OÖ Simon Ziegelbäck und Integrations-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer präsentierten die Schwerpunkte im Integrationsressort. (Foto: Land OÖ/Margot Haag)

Im Rahmen der Deutschförderungen sollen die Kursplätze ausgebaut werden und 2024 auf rund 5.200 Plätze ansteigen. Hinzu kommen noch die Sprachkurse, die in Oberösterreich gemeinsam mit dem ÖIF angeboten werden. Ein Fokus liegt auf der Entwicklung von eigenen Deutschkursen für bestimmte Zielgruppen, etwa für Mütter oder Asylwerber mit Bleibeperspektive. Künftig soll es auch mehr Kurse geben, die Inhalte an die Alltagssituation angepasst vermitteln.

Flexiblere Kurszeiten, Deutsch lernen in der Grundversorgung

Durch Kurse zu Randzeiten und direkt in Betrieben soll das Deutschlernen besser mit einer Erwerbstätigkeit vereinbar sein. Schließlich soll die Deutschvermittlung und Alphabetisierung von Asylwerbern mit hoher Bleibeperspektive fokussiert werden. Erste Piloten dazu sollen im Frühjahr 2024 starten: dabei lernen Asylsuchende bereits in der Grundversorgung Deutsch und werden für den Arbeitsmarkt vorbereitet.

Qualifizierung: Hallo in OÖ-Kurse für Asylberechtigte in der Sozialhilfe

Im Bereich Arbeit sollen im kommenden Jahr „Hallo in OÖ“-Kurse für Asylsuchende mit hoher Bleibeperspektive breit ausgerollt werden und auf Asylberechtigte in der Sozialhilfe ausgeweitet werden. Die Kurse wurden ursprünglich für Ukraine-Vertriebene konzipiert, damit sich diese rasch im Alltag zurechtfinden und gleich in den Arbeitsmarkt einsteigen können. Für Ukraine-Vertriebene soll es auch 2024 gemeinsam mit dem AMS landesweit regionale Jobbörsen geben.

„Rund ein Viertel der Sozialhilfe-Bezieher sind Asylberechtigte. Hier besteht ein klarer Systemfehler, denn wir müssen verhindern, dass Flüchtlinge direkt vom Asylverfahren ins Sozialsystem wandern. Daher ist es wichtig, dass wir Asylwerber bereits während des Verfahrens durch entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen auf den Arbeitsmarkt vorbereiten“, so Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer.

Pilotprojekte zu verpflichtenden gemeinnützigen Hilfstätigkeiten

Nachdem das Innenministerium bekannt gab, dass eine Verpflichtung von Asylsuchenden zu Hilfstätigkeiten rechtlich möglich ist, plant das Integrationsressort OÖ eine schrittweise Umsetzung. In einzelnen Gemeinden soll es dazu Piloten geben, bei denen Asylwerber beispielsweise in Sozialmärkten mitarbeiten oder bei „Essen auf Rädern“ unterstützen.

Respekt-Workshops und Online-Streetwork

Im Bereich Respekt sollen die Werteschulungen ausgebaut werden. Ein weiterer Schwerpunkt sind „Respekt“-Workshops der Volkshilfe in Schulen, die sich an migrantische Jugendliche richten. Das bereits angekündigte Online-Streetwork-Programm startet ab 2024. Hier sollen Streetworker junge Menschen zwischen 12 und 27 Jahren in sozialen Netzwerken und Gaming-Communitys erreichen und anonym beraten. Radikalisierungs- und Extremismustendenzen sollen dadurch frühzeitig erkannt werden.

Kooperation mit Jugendkontaktbeamten und der Islamischen Glaubensgemeinschaft

Ausgeweitet werden sollen sogenannte Peer-Ausbildungen, bei denen Migranten zu Coaches und Peers ausgebildet werden, um in der eigenen Community Informations- und Präventionsarbeit zu leisten. Auch die Kooperation mit der Sondergruppe „JUKOB“ der Polizei, Jugendkontaktbeamten, soll ausgeweitet werden. Dazu soll unter anderem erörtert werden, wie mehr Personen mit Migrationshintergrund für den Polizeidienst gewonnen werden können. Zudem wird der Dialog zwischen dem Integrationsressort und der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Oberösterreich gestärkt. Gemeinsam mit dem Religionsbeirat soll ein Handbuch für Kommunen entstehen, wie Religionsgemeinschaften bzw. Moscheevereine besser integriert werden können.

331.100 Personen mit Migrationshintergrund in OÖ

In Oberösterreich leben im Jahr 2023 laut Daten des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) 331.100 Menschen mit Migrationshintergrund. Am höchsten war der Anteil der im Ausland geborenen Bevölkerung in Wels-Stadt (32 Prozent), gefolgt von Linz (28,2 Prozent) und Steyr (22,5 Prozent). Den größten Anteil nach Geburtsland machen dabei Personen aus ex-jugoslawischen Ländern außerhalb der EU aus, konkret sind es 25,6 Prozent.

Grüne OÖ fordern mehr Unterstützung für Integrationsprojekte und -Vereine

Die Grünen OÖ üben Kritik in mehreren Punkten: Die Schwerpunkte seien im Grunde reine Forderungen an Betroffene, in jedem der Bereiche müsse deutlich mehr von der Politik kommen. Die Deutschkurse dürften nicht „hunderte Euro kosten und irgendwo stattfinden“, so die Grüne Integrationssprecherin Ines Vukajlović, und weiter: „Statt Asylwerber:innen zu Hilfstätigkeiten zu zwingen, sollte sich Landesrat Hattmannsdorfer für eine Öffnung des Arbeitsmarkts einsetzen und  dafür, dass ausländische Bildungsabschlüsse leichter anerkannt werden.“ Auch gäbe es in OÖ „so viele Menschen, die integriert sind und vieles für Land und Gesellschaft leisten – diese Botschaft und damit Signal an die Gesellschaft erwarten wir noch viel stärker von Landesrat Hattmannsdorfer.“ Auch fordert Vukajlović eine bessere Finanzierung für Integrationsprojekte und Vereine im Land, die Budgeterhöhung um vier Prozent sei de facto eine Kürzung.


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