Donau-Schifffahrt: Vier Landstromanlagen in Linz in Betrieb genommen
LINZ. Nach erfolgreicher Testphase gehen heute, am 9. April 2024, vier Landstromanlagen in Linz offiziell in Betrieb. Künftig werden 41 Schiffsbetreiber die neuen Anlagen für ihre in Summe 182 Kabinenschiffe nutzen. Das bedeutet, dass alle Kabinenschiffe, die in Linz anlegen, mit Landstrom als lärm- und emissionsarme Alternative zu Diesel versorgt werden.

Insgesamt sind es sieben Anlegestellen in Linz, in Betrieb gehen heute vier Landstromanlagen (Hauptplatz, Lentos, Brucknerhaus, Brandner in Urfahr). Die zweite Anlage in Urfahr (Traunmüller) steht kurz vor der Inbetriebnahme. Die Anlegestellen vor der Nibelungenbrücke können erst dann in Betrieb gehen, wenn der dort geplante Radweg errichtet wurde, aus heutiger Sicht soll es bis Jahresende soweit sein. Drei weitere Anlagen in Engelhartszell gehen in den nächsten Wochen in Betrieb.
Die Investitionssumme beträgt 5,8 Millionen Euro, wovon 2,4 Millionen Euro von der Linz AG investiert werden. Die EU stellt mehr als 1,9 Millionen Euro an Fördergeld zur Verfügung.
Landstrom soll jährlich bis zu 4.200 Tonnen CO2 einsparen
In Linz legen jährlich etwa 1000 Mal Schiffe an, diese werden künftig mit Landstrom versorgt, im Falle von technischen Problemen bekommt die Linz AG sofort eine Meldung und kann dementsprechend unterstützen. Auf Basis der vorhandenen Daten wurde errechnet, dass die neuen Anlagen eine Diesel-Ersparnis von 1,6 Millionen Liter pro Jahr bringen. Das entspricht den Emissionen von 11 bis 17 Millionen gefahrenen Diesel-Kilometern im Stadtgebiet. Daraus ergibt sich ein Einsparpotential von 2.400 bis 4.200 Tonnen CO2 jährlich, wie auch eine deutliche Lärmreduktion für Anrainer.
Landstrom soll verpflichtend sein
Die Stadt Linz nehme damit ihre Verantwortung im eigenen Zuständigkeitsbereich wahr, so Bürgermeister Klaus Luger. Zwar sei es objektiv gesehen ein kleiner Beitrag, er wolle jedoch nicht mit dem Finger auf die Industrie zeigen und darauf warten, bis diese klimaneutral sei, um zu handeln. Mit den Landstromanlagen zeige die Stadt, dass man dort wo man etwas tun könne, handelt. Linz AG-Generaldirektor Erich Haider formulierte es so: „Ein kleiner Schritt für die Linz AG, ein großer Schritt für die Binnenschifffahrt“. Die Schifffahrt wird künftig gemäß der Ländenordnung auch zur Nutzung von Landstrom verpflichtet.
Initiative von Linz, Engelhartszell und Land Oberösterreich
Den Anstoß für die Errichtung der Landstromanlagen gaben bekanntlich der Linzer Bürgermeister, der Engelhartszeller Bürgermeister und das Land Oberösterreich. In Partnerschaft mit der Linz AG wurde das Projekt in Angriff genommen, inzwischen folgen Initiativen in Niederösterreich und Wien dem oberösterreichischen Beispiel. „Mit der heutigen Inbetriebnahme dieser Landstromanlage wird ein weiterer Meilenstein in Richtung nachhaltiger Energiezukunft gesetzt. Oberösterreich nimmt damit erfreulicherweise einmal mehr eine Vorreiterrolle ein. Die Anlagen sind sind nicht nur ein Gewinn für den Umweltschutz und die Energieeffizienz, sondern auch für die Anrainerinnen und Anrainer und insbesondere für den Tourismus.“, so Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner.
200.000 Schiffsgäste pro Jahr in Linz, Wertschöpfung am Standort soll weiter erhöht werden
Der Schiffahrts-Tourismus erwirtschafte bereits jetzt über 17 Millionen Euro am Standort (inkludiert ist die Werft) sowie Zusatzausgaben von 3 Millionen Euro durch regionale Landgänge der Schiffsgäste. Linz punkte dabei mit Anlegestellen, von denen das Stadtzentrum und weitere Attraktionen gut zu Fuß erreichbar seien. Man arbeite auch weiterhin daran, die Wertschöpfung für Linz zu erhöhen, ein erfolgreiches Beispiel sei die Kooperation mit den Austria Guides, die auch für Führungen in den Linzer Museen akkreditiert wurden. Damit sparen sich die Schiffsgäste Zeit. 200.000 Personen sind es derzeit pro Jahr, die Linz mit dem Schiff besuchen, damit ist der Vor-Corona-Wert von 300.000 Personen pro Jahr noch nicht wieder erreicht.
Insofern soll der Landstrom aus der Perspektive des Tourismus auch ein gutes Gewissen bei der Anreise mit dem Schiff mit sich bringen, in einer Zeit, in der nachhaltiger Tourismus zunehmend gefragt ist.
Wandel: Linz sollte Radtourismus fördern und braucht ein Konzept zur Nutzung des zentralen Donauraums
Clemens Brandstätter vom Wandel meint dazu: grundsätzlich sei der Landstrom zu begrüßen, er mache aber aus einer Kreuzfahrt mit dem Schiff noch lange keine ökologische Form des Tourismus. Denn: Auf See werden die Schiffe weiterhin mit Dieselmotoren betrieben, der Landstrom sorgt für die saubere Energiezufuhr in den Häfen. Grundsätzlich müsse man sich auch dessen bewusst sein, dass Reedereien vor allem dem Konsum am Schiff forcieren würden – wer für ein Essen an Bord bereits bezahlt habe, werde kaum die Linzer Gastronomiebetriebe aufsuchen, so Brandstätter weiter. Aus seiner Sicht sollte Linz vor allem den Radtourismus fördern – auch weil Radtouristen Unterkünfte und Verpflegung durch Restaurants und Lokale benötigen. Die beiden Tourismusformen müssten sich aber nicht ausschließen, sagt er. Wichtig sei für den Wandel vor allem ein umfassendes Konzept zur Nutzung des zentralen Donauraums, das als Verhandlungsbasis mit den Reedereien dient und alle Betroffenen mit einbezieht. Laut Brandstätter sollte die Stadt Linz klare Vorgaben machen, zum Beispiel: Schiffe sollen nur dann in Innenstadtnähe anlegen dürfen, wenn die Schiffsgäste auch eine Tour durch die Innenstadt machen. Jene Schiffe, die nur in Linz anlegen um die Gäste mit dem Bus nach Krumau zu transportieren, sollten aus seiner Sicht im Hafen landen.
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