Lokalaugenschein zum Thema Barrierefreiheit in Perg: „Müssen lange auf Umsetzung der Maßnahmen warten“
PERG. Anlässlich des Tages der Behinderung am Sonntag, 3. Dezember, nahm die Perger Tips die Umsetzung von Barrierefreiheit in der Stadtgemeinde Perg unter die Lupe. Sigi Breuer, der als Organisator für die Bezirksgruppe Perg des Oberösterreichischen Zivil-Invalidenverbandes tätig ist, machte im Zuge eines Lokalaugenscheins in Perg auf tägliche Hindernisse für Rollstuhlfahrer aufmerksam.
Das seit 1. Jänner 2006 geltende Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz hat zum Ziel, Menschen mit Behinderung eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Ein wesentlicher Teil dabei ist die Barrierefreiheit. Bauliche Anlagen können nach dem Gesetz eine Diskriminierung darstellen und Schadenersatz erfordern. Nach einer zehnjährigen Übergangsfrist sollte seit 2016 die Barrierefreiheit durchgängig vorhanden sein.
„Barrierefrei“ auch bei der Einrichtung ein Thema
Der Perger Sigi Breuer ist als Rollstuhlfahrer im Alltag ständig mit Hindernissen konfrontiert: „In Perg sind wir beim Thema Barrierefreiheit schlecht dran. Alles dauert so lange. Viele Maßnahmen braucht es aber gleich und nicht erst in zwei oder drei Jahren“, erzählt Breuer: „Besonders ärgerlich sind Lokale, die den Eingang oder die Toiletten nicht barrierefrei gestalten. Das gehört beim Umbau oder einer Neueröffnung sofort mitgemacht. Was viele nicht bedenken: Auch Tische sind in Lokalen oft zu hoch, wo Rollstuhlfahrer dann nicht rankommen.“ Aus eigener Erfahrung weiß Breuer, dass Anfragen und Anstöße betreffend Barrierefreiheit bei Unternehmen regelmäßig auf taube Ohren stoßen. Umso größer ist die Freude, wenn Firmen Maßnahmen umsetzen: „Viele Geschäfte, wie etwa im Altzinger Hof oder auch das Rathaus haben bereits einen barrierefreien Eingang. Einige Geschäfte, wie Spar, Strasser, Langeder und DM, haben zusätzlich spezielle Einkaufswagen, mit denen auch Rollstuhlfahrer bequem ihre Einkäufe erledigen können. Bei weiteren Geschäften wäre das aber noch wünschenswert“, so Breuer.
Hürden im Straßenverkehr
Bei dem Rundgang durch Perg führte der Weg über die Hafnerbrücke. Diese hat laut Breuer gleich zwei Schwachstellen: „Auf der einen Straßenseite mit dem etwas breiteren Gehweg gibt es keine Rampe. So kommt man als Rollstuhlfahrer nicht auf den Bürgersteig rauf. Und auf der anderen Straßenseite ist zwischen dem Gehweg und dem Geländer ein großer Spalt. Wenn man da ausweichen muss, kann das schnell zu einem Sturz kommen“. Die Gemeinde weiß bereits von diesem Sachverhalt: „Hinsichtlich der Brücke wurde das Problem an den Bauhof weitergeleitet und es wird an einer Lösung getüftelt, da dies nicht ganz einfach umzusetzen ist“, so Bürgermeister Toni Froschauer. Ebenso wünscht sich Breuer mehr Behindertenparkplätze in der Innenstadt, wie zum Beispiel vor der Oberbank in der Herrenstraße. „Im Stadtgebiet haben wir derzeit 16 Behindertenparkplätze auf öffentlichen Verkehrsflächen, da sind die Behindertenparkplätze bei Geschäften und betrieblichen Liegenschaften nicht eingerechnet. Die Einrichtung eines Behindertenparkplatzes als Längsparker (Herrenstraße/Oberbank) muss erst rechtlich abgeklärt werden“, erklärt Froschauer.
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