„Man kann nicht einfach hochladen was man will“
Soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram und Youtube kennt heutzutage jeder. Aber wie sieht es eigentlich in der heimischen Youtube-Landschaft aus? Der 24-jährige Youtuber Beni Lengauer aus dem Bezirk Perg ist seit 2012 professionell mit den Kanälen „DieBuddiesZocken“ und „TwoEpicBuddies“ aktiv. In seinen Videos dreht sich alles um Computerspiele und Gaming. Mittlerweile hat er über eine Million Abonnenten erreicht. Im Gespräch erzählt er über seine Anfänge, wo er sich Inspirationen holt und wie viel Arbeit hinter einem einzigen Video steckt. Von Julia Hintersteiner
Wann hast du mit Youtube angefangen und was hat dich dazu bewegt?
Mein Freund David Haubner und ich haben im Herbst 2012 begonnen Youtube Videos zu schauen. Wir waren noch in der Schule und haben viel gemeinsam gezockt. Irgendwann haben wir uns gedacht, dass wir das auch machen wollen, weil wir uns beide für Technik interessieren. Eigentlich wollten wir erst nach der Matura mit Youtube beginnen, aber mein Freund hat mich überredet sofort Videos zu drehen.
Was gefällt dir daran zu zweit Videos zu drehen?
Es war von Anfang an ein Partner-Ding. Zu zweit ist es einfach viel witziger und interessanter. Ich glaube alleine wären wir nie da, wo wir jetzt sind und hätten schon lange aufgegeben. Man kann sich viel leichter motivieren und es ist immer jemand da, mit dem man sich austauschen kann.
Mittlerweile habt ihr über 1 Million Abonnenten, wann kam der Stein ins Rollen?
Wir haben uns bemüht den coolsten Content zu produzieren und uns richtig reingehängt. Es gibt immer irgendwelche Trends oder Challenges und wir haben versucht noch einen drauf zu legen. Dadurch haben wir uns einen Namen gemacht und Reichweite aufgebaut. Es ist auch wichtig gemeinsame Projekte mit anderen Youtubern zu starten. Der richtige Knackpunkt, der uns auch die 1 Million Abonnenten gebracht hat war, als wir begonnen haben „Fortnite“ zu spielen. Das Game hat einen riesigen Hype ausgelöst, weil es gratis verfügbar ist. Wenn man dann noch gute Inhalte produziert und einfach Spaß daran hat, läuft die Sache sozusagen.
Ihr habt zwei Youtube-Kanäle: Wie würdest du die beiden beschreiben und wo liegt der Unterschied?
Der Unterschied liegt darin, was wir auf welchem Kanal zocken. Angefangen haben wir auf unserem ersten Kanal mit „Medal of Honor“, danach kamen „Call of Duty“ und „Black Ops II“ und noch viele weitere Games. Dadurch dass wir viel „Minecraft“ gespielt haben, erkannten wir schnell, dass es gewisse Strömungen auf Youtube gibt. Man kann nicht einfach hochladen was man will. Um dieses Wirrwarr und den Zusammenprall von verschiedenen Communities zu trennen, haben wir einen zweiten Kanal geschaffen auf dem wir nur ein bestimmtes Spiel zocken. Es war uns wichtig besonders qualitative Videos zu drehen und die Zuschauer nicht mit unterschiedlichen Spielen zu überfluten. Mittlerweile spielen wir auf „DieBuddiesZocken“ nur mehr „Fortnite“. Auf unserem Hauptkanal machen wir Videos zu „Call of Duty“ oder manchmal auch „Real Life“ – einfach das auf was wir gerade Bock haben.
Gab es manchmal Schwierigkeiten oder Motivationstiefs?
Natürlich gibt es auch hin und wieder Streit. Wir sehen uns seit fast sechs Jahren jeden Tag und da kracht man schon manchmal aneinander. Aber da wir immer noch der Meinung sind, dass wir zu zweit Videos machen wollen und das auch so funktioniert, hält der Streit nie lange an.
Wurdet ihr auch schon von anderen Medien angefragt?
Ja, es kommen immer wieder Anfragen egal ob für Interviews, TV oder Produktplatzierungen. Wenn wir eine Kooperation machen, stehen wir auch wirklich dahinter. Das meiste regeln aber unsere Manager auf den unterschiedlichen Plattformen.
Wie seht ihr euch als oberösterreichische Youtuber, hat das einen Einfluss auf eure Reichweite?
Im Internet ist es total egal, woher man kommt oder wo man gerade ist. Für uns ist es dennoch wichtig die Videos komplett auf Hochdeutsch zu drehen, damit sie jeder Zuseher im gesamten deutschen Raum versteht. Das kann manchmal eine kleine Herausforderung darstellen, weil wir beide im Alltag Dialekt sprechen. Andererseits stechen wir mit unserem Dialekt aus der breiten Masse hervor.
Was gefällt dir besonders an Youtube?
Ganz simpel gesagt: dass ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe. Es ist eine besondere Art von Leidenschaft und Energie, die man reinsteckt, wenn man Freude an der Sache hat. Am schönsten ist es die Zuschauer zu begeistern und zum Lachen zu bringen, wenn sie unsere Videos schauen. Natürlich verdienen wir auch Geld damit, aber das ist Nebensache. Für uns steht der Spaß im Vordergrund, den wir an andere vermitteln wollen.
Was ist euer Geheimrezept?
Es gibt sehr viele Leute, die uns immer nach Tipps fragen. Der Großteil ist der Meinung man könne gar nicht mehr so erfolgreich werden, weil es schon so viel Konkurrenz gibt. Das hat man uns schon gesagt, als wir vor sechs Jahren begonnen haben Videos zu produzieren. Wie man sieht trifft das nicht zu.
Man muss einfach besonders sein – jeder kann Videos drehen und diese hochladen. Wer wirklich Spaß an der Sache hat, das auch rüberbringt und sein eigenes Ding durchzieht wird auch Erfolg haben.
Hast du ein Lieblingsspiel?
Ein Spiel das nie langweilig wird ist für mich „Call of Duty“. Im Moment aber ist mein absolutes Lieblingsspiel „Fortnite“.
Wie lange braucht ihr für ein Youtube Video und was steckt alles dahinter?
Das schwierigste an einem Video ist die Idee. Man könnte ja jeden Tag ein Video mit genau dem gleichen Inhalt machen beispielsweise sogenannte „Vlogs“ oder Ähnliches. Das verliert dann aber schnell den Reiz – man muss sich also immer wieder coole neue Sachen einfallen lassen. Bis man dann eine wirklich gute Idee hat, kann es schon mal dauern. Für ein fertiges Video brauche ich manchmal bis zu fünf Stunden. Dabei passieren viele Dinge hinter den Kulissen, wie beispielsweise Schnitt, Thumbnail und so weiter. Da wir jeden Tag ein Video auf „DieBuddiesZocken“ hochladen und jeden zweiten Tag auf „TwoEpicBuddies“, nimmt das schon relativ viel Zeit in Anspruch.
Wo holt ihr euch Inspirationen für neue Videos?
Wir versuchen ja immer etwas Neues zu erschaffen, das noch keiner vor uns gemacht hat. Deswegen schauen wir uns weniger bei anderen Youtubern um, sondern versuchen unseren eigenen Gedanken freien Lauf zu lassen. Das passiert manchmal ganz entspannt im Whirlpool oder auch direkt beim Zocken.
Die meisten eurer Zuseher sind zwischen 18-24 Jahre alt. Wirst du auch auf der Straße erkannt?
Das kommt tatsächlich gar nicht so selten vor. Ich freue mich dann immer, weil die Leute cool sind und mache gerne Fotos mit ihnen oder gebe ein Autogramm.
Was sind deine Ziele für den Kanal?
Wir hätten uns nie erwartet jemals so viel Erfolg zu haben. Es ist für mich immer noch unfassbar, dass wir eine Million Abonnenten erreicht haben. Richtige Ziele stecken wir uns gar nicht, wir wollen einfach weitermachen wie bisher und Spaß dabeihaben. Cool wäre auch noch, wenn wir mit unserem ersten Kanal auch die Million knacken.
Infobox:
Gaming = Synonym für das Spielen von Computerspielen
Let's Play = (engl. „Lasst uns spielen“) bezeichnet das Vorführen und Kommentieren des Spielens eines Computerspiels. Meist wird dies ähnlich einem Screencast aufgenommen und auf Videoportalen hochgeladen oder auf Live-Streaming-Portalen übertragen.
Hype = positives Aufsehen, Aufruhr
Thumbnail = Vorschaubild bzw. Miniaturbild
“Medal of Honor“ ist eine Serie von Videospielen, die fast alle während des Zweiten Weltkriegs spielen. Die Spiele gehören zu dem Genre der Ego-Shooter, in denen der Spieler in die Rolle eines Soldaten schlüpft.
“Fortnite“ ist ein kostenloses Koop-Survival-Spiel, basierend auf dem Battle-Royale-Genre.
„Call of Duty: Black Ops II“ ist ein amerikanischer Ego-Shooter. Der Spieler übernimmt die Rolle eines Soldaten in einem Kriegsszenario.
“Minecraft“ ist ein Open-World-Spiel bei dem sich alles um das Platzieren von Blöcken dreht. Der Spieler konstruiert zumeist aus würfeligen Blöcken in einer 3D-Welt was auch immer er will – seien es Wälder, Burgen oder Raumschiffe.
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