Der Notarztdienst im Bezirk Perg feiert 25. Geburtstag
BEZIRK PERG. Am 17. Jänner 1994, 7.04 Uhr, rückte das neu installierte Notarzt-Einsatzfahrzeug, kurz NEF, das allererste Mal aus. Heute ist der Notarzt aus der Rettungskette nicht mehr wegzudenken und wurde bis jetzt rund 22.500 Mal zu jeder Tages- und Nachtzeit angefordert. Die Chancen, schwere Unfälle oder lebensbedrohliche, akute Krankheiten zu überleben, sind damit in der Region beträchtlich gestiegen - das weiß auch Gabriele P.
Es ist Heiliger Abend. Wie jeden Tag nimmt die 56-Jährige ihre Medikamente ein. Nach einer Weile spürt sie, dass ihr Rachen anschwillt und das Atmen schwerer fällt. Da sie mit allergischen Reaktionen Erfahrung hat und kein Risiko eingehen möchte, wählt sie selbst den Rotkreuz-Notruf, packt eine Tasche und geht zur Haustüre. „Gleich danach setzt meine Erinnerung aus“, erzählt die Mutter eines erwachsenen Sohnes.
Hier die Rekonstruktion: Das NEF-Team – Dr. Philipp Karner und Thomas Leonhartsberger – und die gleichzeitig eintreffende Besatzung des Rotkreuz-Rettungswagens nehmen die Frau in Empfang und beginnen im Auto mit der Therapie, die nicht anschlägt. Da sich die Lage zuspitzt, entschließt sich der Arzt zur Intubation. Aber der herkömmliche Weg, den Beatmungsschlauch durch den Rachen einzuführen, ist buchstäblich verschlossen – es bleibt als letzte Möglichkeit nur ein Luftröhrenschnitt. Der Eingriff (der Erste seiner Art in 25 Jahren Perger Notarztgeschichte) gelingt und Gabriele P. kann künstlich beatmet und stabilisiert werden. Danach wird sie vom Rettungswagen unter notärztlicher Begleitung in ein Linzer Spital gebracht, wo sie intensivmedizinisch weiter versorgt und zwei Wochen später wieder gesund entlassen wird.
Tagtäglich alle Hände voll zu tun
Hier wird sichtbar, was Notärzte und ihre Sanitäter leisten: 2018 fuhr das jeweils diensthabende Perger NEF-Team in ihrem geländegängigen Fahrzeug genau 1.190 Mal aus, was gegenüber den 600 Einsätzen von 1994 eine Verdopplung bedeutet. „Zurückzuführen ist dieses Plus einerseits auf das Wachsen und Altern der Bevölkerung, andererseits auf die mit der zunehmenden Etablierung verbundene höhere Nachfrage“, erklärt der leitende Notarzt Walter Mitterndorfer. „Seit Anfang an sind in Perg ausnahmslos Anästhesisten tätig, was ein großes Qualitätsmerkmal ist. Meine Notarztkollegen hier sind alle am Kepler Universitätsklinikum, Med Campus III (vormals AKh), beschäftigt“, sagt er weiter.
Auch holprige Anfahrtswege kein Problem
Als ihre Fahrer und Assistenten wirken vier hauptamtliche und drei freiwillige Notarztsanitäter, die neben einer fundierten medizinischen auch eine fahrerische Ausbildung durchliefen. Ihr Leiter, Andreas Neulinger, sagt: „Wir können unser Allrad-Fahrzeug auch in unwegsames Terrain steuern und bringen damit den Arzt auf raschestem Weg zum Patienten – einer der Vorteile des flexiblen NEF-Systems.“
Jeder sollte Erste Hilfe leisten können
Notfallmedizin ist unbedingt Teamwork, einer allein vermag wenig. Das gilt neben dem bereits Erwähnten auch für die Zeit bis zum Eintreffen am Unglücksort. „Die unmittelbaren Minuten nach Auftreten des Notfalls sind die alles Entscheidenden“, weist Egon Leitner, der seit Anfang an am NEF Perg als Sanitäter fährt, auf die Verantwortung der dort Anwesenden hin. „Ohne Erste Hilfe, die dem Patienten von seinen Angehörigen oder seinen Kollegen zuteilwird, sind seine Überlebenschancen auch bei späterer professioneller Versorgung eher gering.“ Der Notarzt ist nur so gut wie die Ersthelfer vor ihm. Das sollte uns allen eine Verpflichtung sein, entsprechende Kurse zu besuchen.
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