Bürger sind gegen weiteren Ausbau der Gedenkstätte
LANGENSTEIN. Johann Neubauer hat mit Unterstützung von Pro Langenstein eine Unterschriftenaktion gegen die Erweiterung der bestehenden KZ-Gedenkstätte Gusen gestartet. Bürgermeister Christian Aufreiter, der auch gleichzeitig der Obmann der Bewusstseinsregion Mauthausen-Gusen-St Georgen ist, ist somit mit Gegenwind konfrontiert.
„Für den Großteil der Bevölkerung sind die bereits unter Schutz gestellten Objekte ausreichend um auf diese vor 75 Jahren zurückliegenden Kriegsverbrechen hinzuweisen. Aber es besteht aus unserer Sicht keine Notwendigkeit, noch zusätzliche Maßnahmen zu setzen wie in der Machbarkeitsstudie vorgeschlagen“, betonen die Verantwortlichen der Unterschriftenaktion, Johann Neubauer, Christoph Schmalzer und Obmann von Pro Langenstein, Gottfried Stütz. „Das Leben besteht aus Freude und Glück. Daher verstehe ich nicht, warum die Bewusstseinsregion immer wieder die Vergangenheit so plakativ in den Vordergrund rücken will“, sagt Stütz weiter.
Die Problematik
Im Mai 2020 wurde die Machbarkeitsstudie Gedenkstätte Gusen aus dem Dezember 2018 veröffentlicht. Wird einer der Pläne der Studie umgesetzt, werden sich wesentlich mehr Gäste als bisher in den Siedlungsstraßen aufhalten. Auch die Schaffung von Nächtigungsmöglichkeiten für Touristen in den einstigen SS-Baracken und in Siedlungshäusern steht in Planung. Der bestehende Audioweg Gusen führt durch das dicht besiedelte Ortsgebiet und wird bereits jetzt von vielen Touristen genutzt. „Die Vorfälle häufen sich, bei denen Einheimische von Touristen auf das schlimmste beschimpft werden. Durch eine Erweiterung der Gedenkstätte und die Förderung des Tourismus, werden unsere Liegenschaften massiv entwertet und unsere Lebensqualität sinkt. Daher fordern wir, dass alle Ausbaupläne gestoppt werden und die Größe der bereits bestehenden KZ-Gedenkstätte unverändert bleibt“, kann man dem Begleitschreiben zur Unterschriftenliste entnehmen.
Große Verunsicherung
Laut den drei Hauptverantwortlichen ist die umliegende Bevölkerung verunsichert, da sie noch nie bei Entscheidungen und Maßnahmen miteinbezogen wurden und sie im Nachhinein vor vollendeten Tatsachen stehen. Bemängelt wird auch, dass sich die Bevölkerung oftmals neue Informationen aus den Medien holen muss und nicht über die Gemeinde informiert wird. „Wir wollen einfach unsere Heimat mitgestalten und dafür müssen wir informiert sein“, so Stütz.
Antrag auf Volksbefragung
Mit 547 Unterschriften (von 2.034 Wahlberechtigen in Langenstein) wird nun der Antrag auf Beschließung einer Volksbefragung am Gemeindeamt gestellt. Außerdem will man erreichen, dass die Bedenken und Vorschläge der Bürger ernst genommen werden und mehr Informationen nach außen hin kommuniziert werden. Nun wurden Ende Juli die gesammelten Unterschriften an Bürgermeister Christian Aufreiter und auch den Obmann der Bewusstseinsregion Mauthausen-Gusen-St. Georgen übergeben. „Wenn man weiß was und wieviel die Regierung kaufen will, dann wird es einen Arbeitskreis und eine Infoveranstaltung geben. Bis dahin ist diese Machbarkeitsstudie lediglich ein Papier und danach wird weiterentschieden. Aber der mögliche Ankauf ist Sache zwischen Regierung und dem Grundbesitzer“, sagt Bürgermeister Christian Aufreiter bei der Übergabe und sichert zu, dass ohne die Einbindung der Bevölkerung keine Entscheidungen getroffen werden. Die Unterschriftenliste wird Aufreiter nun auch an das Innenministerium sowie ans Land OÖ senden, damit man auch dort über die Bedenken der Bürger bezüglich einem möglichen Ausbau informiert ist.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden