„Auf uns kann man sich in Krisenzeiten verlassen“
MAUTHAUSEN. Den Apotheken kommt in der Pandemiezeit besondere Bedeutung zu. Tips-Redakteurin Melanie Mai bat Monika Aichberger, Apothekerin in Mauthausen und Vizepräsidentin der Apothekerkammer OÖ, zum Interview.
Tips:Gibt es für die Apotheken besondere Herausforderungen mit der Corona-Pandemie?
Aichberger: Ja – zu Beginn waren es eher Herausforderungen auf dem Gebiet der Desinfektionsmittelproduktion und Beschaffung von Schutzausrüstung. Während der zweiten Welle ging es um die Erhaltung der Versorgungsfähigkeit durch erkrankte Mitarbeiter und nun war es für viele Kollegen ein organisatorisches Kunststück, über das Wochenende dem Wunsch der Regierung nachzukommen und zu einer offiziellen Antigen-Teststation zu werden.
Tips:Die Apotheken sind wichtige Anlaufstellen, wenn es um Fragen zur Gesundheit geht. Welche Fragen stellen Kunden zum Thema Corona?
Aichberger: Viele Menschen wollen sich selbst bestmöglich schützen und ihre Abwehr auf natürliche Weise stärken und kräftigen. Und im Moment laufen die Telefone heiß, weil sich scheinbar alles um das Antigen-Testen dreht.
Tips:Gibt es unter den Kunden auch Maskenverweigerer? Kann man diese zum Tragen der Maske bewegen, so lange sie in der Apotheke sind?
Aichberger: Ich persönlich hatte seit der Tragepflicht der FFP2-Masken keinen Fall mehr – und auch vorher kam das äußerst selten vor. Was es schon vereinzelt gibt, sind Menschen mit Attesten, die sie vom Tragen der Maske befreien.
Tips:Seit das Testen zum Beispiel für den Friseurbesuch vorgeschrieben ist, gibt es einen Run auf Test-Stationen – auch in Apotheken. Wie lange wird diese Zusatzleistung erforderlich sein?
Aichberger: Ich finde es eine ganz tolle Leistung, dass sich über das Wochenende die Anzahl der Testapotheken verdoppelt hat und sie dem Appell der Bundesregierung gefolgt sind, gratis Antigentests anzubieten, für die der Bund die Kosten übernimmt. Bis heute sind es mehr als 900 Apotheken in Österreich, die diese Leistung anbieten! Vor allem in Regionen, wo es keine Teststraßen gibt, kommen die Apotheken der Bevölkerung damit entgegen und leisten so einen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie. Grundsätzlich sollte das Testen so lange beibehalten werden, bis die Pandemie unter Kontrolle und ein Großteil der Bevölkerung geimpft ist.
Tips:Welche Rolle werden Apotheken spielen, wenn das Impfen auf breiter Basis möglich sein wird?
Aichberger: Wir sind eine Institution, die hohes Ansehen genießt und der von der Bevölkerung Vertrauen entgegengebracht wird. Ganz traditionell sind wir auch kompetenter Ansprechpartner für das Thema Schutzimpfungen, leisten wertvolle Aufklärungsarbeit und unterstützen so die Vorsorgemedizin. Schon seit Jahren werden wir immer häufiger von unseren Kunden darauf angesprochen, ob sie nicht gleich hier bei uns geimpft werden können. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch Österreich dem guten Beispiel von 16 Europäischen Staaten folgen wird und nach entsprechend fundierter Ausbildung der Impfstich in der Apotheke zur Dienstleistung wird. Ein breiteres Impfangebot erhöht die Durchimpfungsrate, verbessert die Dokumentation und unsere Niederschwelligkeit reduziert die Hemmschwelle.
Tips:Seit Montag sind die kostenlosen Selbsttests für zuhause gratis in den Apotheken erhältlich. Wie ging es den Apotheken bei dieser Umsetzung, die ja recht rasch gehen musste?
Aichberger: Für uns bedeuten die Selbsttests einen immensen Aufwand. 25 Tests sind in einer Packung, diese müssen wir händisch auf jeweils fünf Tests aufteilen (Anm.: Pro Person und Monat gibt es mit einer E-Card in der Apotheke fünf Tests für zuhause). Hier ist wichtig zu betonen, dass man die Apotheken nicht stürmen soll und auch definitiv nicht muss. Es gibt genügend Tests! Da es ein längerfristiges Angebot ist, kommen ausreichend Testkits nach.
Tips:Wie sicher sind diese Selbsttests im Vergleich zu jenen in der Teststraße?
Aichberger: Grundsätzlich bieten beide Tests keine hundertprozentige Sicherheit. Die Selbsttests sind die qualitativ besten Tests, die man für diese Art der Anwendung kriegen kann. Es gibt viele unterschiedliche Angebote, aber in Zusammenarbeit mit dem Ministerium wurde darauf geachtet, dass die Tests für die Heim-Anwendung alle wichtigen Standards erfüllen und das tun sie!
Tips:Haben Sie einen Appell an die Regierung?
Aichberger: Wir haben im vergangenen Jahr unter Beweis gestellt, dass man sich in Krisenzeiten auf uns verlassen kann. In zukünftige Vorsorgeprogramme sollten wir vermehrt eingebunden werden und auch in der Versorgung chronisch Kranker, die bei engmaschiger Betreuung besonders profitieren und gesünder ein hohes Lebensalter erreichen.
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