SCHWERTBERG. Unter die Haut ging die gestrige Lesung „Niemals vergessen“ im vollbesetzten Lichtenwagnerhaus. Julia Beyerl und Lukas Auberger trugen Texte aus einem Briefwechsel zwischen Sophie Scholl und ihrem Verlobten Fritz Hartnagel vor.
Am Ende steigerte sich die Lesung zu einem dramatischen Finale, das so mancher Besucher mit feuchten Augen und pochendem Herzen verfolgte. Julia Beyerl glänzte in der Rolle von Sophie Scholl, die sich den Nazis widersetzt hatte und dies mit ihrem Leben bezahlen musste. Als Schlussakt wurden Flugzettel der Geschwister Scholl über den Köpfen des Publikums abgeworfen. Zuvor hatte Julia Beyerl Sophie Scholl ihre Stimme für eine ergreifende Schlussrede geliehen – Gänsehautstimmung im Raum.
Tagebuch-Eintragungen von Hans Scholl
Die Besucher im bis auf den letzten Platz besetzten Kulturhaus Lichtenwagner bedankten sich bei den Protagonisten mit langem Applaus. Dem Finale war eine gelungen inszenierte Brief-Conference zwischen Sophie Scholl und ihrem Verlobten Fritz Hartnagel (gespielt von Lukas Auberger) vorhergegangen. Sophies Bruder Hans Scholl, ein Münchner Medizinstudent, von dem ebenfalls viele Briefe an Verwandte und Weggefährten überliefert sind, kam in der Lesung in Form einer bewegend geschilderten Tagebucheintragung vor. Er war gemeinsam mit seiner Schwester am 22. Februar 1943 hingerichtet worden.
Gefühlvoll umrahmt wurden die Texte von Musiker Til Grüll. Auf Eintrittsgeld oder Gage verzichteten die drei Künstler. Den Abend hatten sie unter das Motto „Niemals vergessen“ gestellt. Genau diesen Wortlaut trug wohl auch ein Versprechen, das die Besucher der Lesung den Vortragenden beim Verlassen der Veranstaltung gaben. Unausgesprochen – denn viele waren so berührt, dass ihnen die Worte fehlten – doch sicher umso inniger gemeint.
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