„Für mich gibt es eigentlich nichts Spannenderes als die Geschichte“
DIMBACH. Von 26. bis 28. Juli findet in Dimbach bereits zum 2. Mal das Living History Fest „Jahrtausend(e) Kultur“ statt, dessen Initiator Daniel Garulli ist. Der Dimbacher Instrumentenbauer und Archäotechniker liebt nicht nur die Beschäftigung mit der Vergangenheit, er lebt auch beruflich und privat in längst verstrichenen Zeiten.
Beim Thema Geschichte scheiden sich ja oft die Geister. Die einen lieben das Forschen und das Graben in der Vergangenheit und können gar nicht genug davon bekommen. Andere verbinden mit dem ehemaligen Schulunterrichtsfach eine ermüdende Aneinanderreihung von Zahlen und Fakten.
Aufgewachsen mit vielen Gesprächen über Geschichte
Einer, der eindeutig der ersten Gruppe angehört, ist der Dimbacher Daniel Garulli: „Die Beschäftigung mit der Vergangenheit fasziniert mich seit der Kindheit. Meine Mutter studierte Germanistik und Mediävistik (Mittelalterforschung) und da war Geschichte bei uns daheim eigentlich ein allgegenwärtiges Thema.“ Garulli ist beruflich Instrumentenbauer und Archäotechniker. Er baut also historische Instrumente originalgetreu nach. Gelernt hat er seinen Beruf dort, wo der berühmte Geigenbauer Stradivari lebte und wirkte: in Cremona. „Ich dachte mir, wenn ich diesen Beruf schon lerne, dann gleich dort, wo die Besten meiner Branche herkommen“, so der Dimbacher.
Auch privat beschäftigt sich der 30-Jährige in jeder freien Minute mit längst vergangenen Zeiten. Besonders hat es ihm die frühe Eisenzeit angetan. So ist er etwa Obmann des Vereins Brann’i Nord, der sich intensiv mit dieser Epoche, die auch Hallstattzeit genannt wird, auseinandersetzt. Außerdem ist er Mitglied des Musikensembles Manigvalt, das Klänge aus dem Hoch- und Spätmittelalter zum Besten gibt.
Weil er in der Szene jener Menschen, die Geschichte lebendig darstellen, gut vernetzt ist, trat er im Vorjahr an den Dimbacher Kulturausschuss mit dem Vorhaben heran, ein Living History Fest zu veranstalten. Der Vertrauensvorschuss, den Garulli damals von der lokalen Politik erhielt, hat sich ausgezahlt: Das Fest wurde ein voller Erfolg. Mehrere hundert Gäste kamen nach Dimbach, um sich in die Vergangenheit entführen zu lassen. Was die Veranstalter aber noch mehr freute als der Besucheransturm, war das Feedback von Fachleuten, die dem Fest eine sehr hohe Qualität in Sachen Rekonstruktion und Vermittlung diverser historischer Epochen attestierten.
Darbietungen realitätsnah und historisch korrekt
„Allein in die Herstellung der historischen Bekleidung stecken die Gruppen, die bei unserem Fest auftreten, ja enorm viel Aufwand. Sie werden – sofern erhalten – nach originalen Schnitten und Abbildungen angefertigt. Von den Schuhen bis zur Kopfbedeckung passt da wirklich jedes Detail, das gezeigt wird. Es ist ja schließlich nicht sehr glaubwürdig, wenn Menschen die Eisenzeit repräsentieren und dann in Flip-Flops herumlaufen“, so Garulli.
Insgesamt haben sich heuer 15 Gruppen, die die Vergangenheit lebendig darstellen, angemeldet. Sie kommen nicht nur aus ganz Österreich, sondern sogar aus Deutschland, Ungarn, Tschechien und Italien. Vermittelt werden alltägliche Situationen wie etwa Arbeiten, Kochen, gemeinsames Essen. Wie schon im Vorjahr wird auch Garulli selbst unter den Darstellern sein.
Liebe zur Geschichte wird oft (neu) erweckt
Was er dabei am meisten mag? „Wenn man von Kindern und Jugendlichen mit großen Augen angeschaut wird, sie wissbegierige Fragen stellen und man merkt, dass sie plötzlich das im Geschichtsunterricht in der Theorie Gelernte mit persönlich Erlebtem verbinden können.“ Auch bei so manchem Erwachsenen soll durch die Teilnahme an einem Living History Event schon das Interesse am Fach Geschichte (neu) geweckt worden sein. Es muss ja nicht immer Liebe auf den ersten Blick sein. Die auf den zweiten Blick ist genauso schön.
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