Integration durch Arbeit: „Uns ist es egal, woher die Leute kommen“
BEZIRK PERG. Die Anzahl der Asylwerber steigt seit Wochen auch im Bezirk Perg. Rund 260 Geflüchtete befinden sich derzeit in der Grundversorgung, da ist die Gruppe der Ukrainer noch nicht eingerechnet. Die Wirtschaftskammer Perg startet für diese Menschen nun gemeinsam mit dem ReKI (Regionales Kompetenzzentrum für Integration und Diversität) ein Projekt mit dem Ziel Integration durch Arbeit.
Wenn es um Asylwerber geht, gibt es viele Vorurteile in der Gesellschaft. Hauptkritikpunkt ist oft, dass von unserem Staat Geld bezogen wird und keine Arbeitswilligkeit gegeben ist. Da möchten die WKO und das ReKI Perg ansetzen. Asylwerber dürfen prinzipiell arbeiten, aber es gibt keine Strukturen dafür, sie bei der Arbeitsaufnahme zu unterstützen. Das AMS darf Asylwerber nicht in ihre Datenbank aufnehmen und damit ist das wichtigste Arbeitsmarktinstrument dieser Personengruppe nicht zugänglich.
„Dabei sind Arbeitskräfte im Bezirk noch immer sehr gesucht. Derzeit gibt es um die 1.000 offene Stellen im Bezirk, davon über 200 für Hilfsarbeiten. Da liegt es doch auf der Hand, das Potenzial der Asylwerber genauer anzuschauen“, meint Franz Rummerstorfer, Leiter der WKO Perg. „Wir haben uns daher gemeinsam ein unkompliziertes Projekt überlegt, da einen Schritt in die Zukunft zu machen. Wir nutzen die vorhandenen guten Sozialstrukturen und laden verschiedene Organisationen ein, sich daran zu beteiligen.“
Fragebögen sollen Vorqualifikationen abklären
Das Regionale Kompetenzzentrum für Integration und Diversität Perg schickt derzeit an die bekannten Quartiergeber und die Betreuungsorganisationen im Bezirk Perg Fragebögen aus, in denen Qualifikationsprofile von Asylwerbern abgefragt werden. „Es ist uns dabei egal, woher die Leute kommen“, sind sich Franz Rummerstorfer und Justine Kirchner vom ReKi einig. „Die Akzeptanz gegenüber Asylwerbern ist leider sehr unterschiedlich. Während man Ukrainern eher positiv eingestellt ist, schaut das bei anderen Asylwerbern ganz anders aus“, wissen die beiden. „Wir wissen leider sehr wenig über die Vorqualifikationen der Menschen und auch die Deutschkenntnisse sind sehr unterschiedlich, das Problem ist auch, dass viele gar keine Kurse bekommen.“
Die WKO Perg wird die zurückgeschickten Fragebögen mit Personalverantwortlichen von Betrieben durchgehen und bei vermuteter Eignung dann mit Unternehmen wegen möglicher Arbeitsaufnahmen in Kontakt treten.
„Jede Person, die wir so in Arbeit bringen können, ist eine Chance für alle. Für die Betriebe, weil sie Arbeitskräfte kriegen, für die Asylwerber, weil sie Qualifikationen erwerben können und sich so besser integrieren, und für die Gesellschaft, weil sie sich selbst erhalten können und nicht auf staatliche Leistungen angewiesen sind“, ist Justine Kirchner vom ReKI Perg überzeugt.
Perg erneut in Vorreiterrolle
Der Bezirk traut sich das zu, weil schon vor fünf Jahren ein ähnliches Projekt, damals allerdings mit Lehrlingen, erfolgreich abgewickelt wurde. Und dass Integration durch Arbeit ein nachhaltiges Konzept ist, beweist vielleicht, dass der Fragebogen von einem ehemaligen AsylwerberLehrling aus dem Bezirk auf Persisch und Dari übersetzt wurde.
Bei Fragen zum Projekt und den Fragebögen kann man sich ans ReKI Perg wenden unter: reki-perg@volkshilfe-ooe.at
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