Raps und Bienen: Eine Symbiose, die gut funktionieren kann
PERG. Bei einem Besuch beim „Tobrabauer“ Franz Lettner wurde die wichtige Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Imkerei in den Fokus gerückt. Bei der Gelegenheit wurde auch mit einigen Vorurteilen gegenüber dem Rapsanbau aufgeräumt. Denn eigentlich sei Raps ein echtes Multitalent, völlig zu Unrecht leidet die Ölfrucht aber trotzdem unter einem Imageproblem.
„Raps ist ein Multitalent. Er lockert und verbessert den Boden, bietet Bienen und blütenbestäubenden Insekten wertvolle Nahrung. Zudem liefert Raps ein wertvolles Öl für die menschliche Ernährung sowie hochwertiges Eiweiß für die Tierfütterung“, erklärt Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger. Deshalb sei es an der Zeit, mit den Mythen und Vorurteilen aufzuräumen. Denn der Raps stecke ohnehin in der Krise, wie Landwirtschaftskammer OÖ-Vizepräsident Karl Grabmayr betont. Waren es vor zehn Jahren noch rund 14.000 Hektar Anbaufläche in Oberösterreich, so liegt diese nur mehr etwa bei der Hälfte. „Die Bewirtschaftung von Raps ist nicht einfach, da es viele Faktoren gibt, auf die ein Landwirt achten muss. Dies beginnt bei der Aussaat, geht über in die Wahl der geeigneten Maßnahmen der Bestandsführung und endet beim richtigen Erntezeitpunkt.“
Rapsanbau wird immer unwirtschaftlicher
Zum Teil liegt der Rückgang im Rapsanbau aber auch an der Tatsache, dass man den „Werkzeugkoffer“ für die Schädlingsbekämpfung reduziert hat. Seit dem Verbot von neonicotinoiden Beizen muss das Feld bereits ab Anfang September auf einen Befall untersucht und bei Bedarf mit einer ganzflächigen Behandlung geschützt werden. „Wir würden diese diese Pflanzenschutzmittel aber brauchen, was wir sonst tun, ist Feuerwehr spielen. Die Bevölkerung weiß ja gar nicht, was wir da verwenden, das ist nicht alles schlecht“, betont Landwirt Franz Lettner und spricht offen das Image-Problem an. Auch neue Saatgutzüchtungen würden helfen, die resistenter sind gegen Trockenheit und Schädlinge. „Leider wird sonst der Rapsanbau immer unwirtschaftlicher, und auch der Preis muss passen, man kann nicht immer nur drauflegen“, so Lettner. „Ich schaffe den Spagat zwischen höchsten Qualitätsansprüchen und Auflagen, ländlichen Strukturen und Weltmarktpreisen bald nicht mehr. Aus derzeitiger Sicht und schweren Herzens wird Raps heuer zum letzten Mal in meiner Fruchtfolge stehen.“ Alternativ zum Raps wird Franz Lettner nächstes Jahr wohl Soja pflanzen – diese Kultur bietet für Bienen aber keinerlei Nahrung.
Synergien für Bauern und Imker
Raps ist essentiell für Imker, da er für eine gute Jugendentwicklung der Bienenvölker sorgt und die Honigproduktion steigert. Die Landwirtschaft profitiert ebenso durch die Bestäubungsleistung der Bienen.. „Wenn in der näheren Umgebung der Bienenvölker keine Raps- oder Waldtracht zu erwarten ist, ist eine nennenswerte Honigernte in Oberösterreich nicht möglich. Ohne den Rapsanbau wäre somit eine Erwerbsimkerei in Oberösterreich unter keinen Umständen mehr wirtschaftlich zu betreiben“, so Imker Fabian Mayr, der auch in Tobra seine Bienenvölker stationiert hat. „Wir reden uns mit den Bauern gut zusammen, damit die Bienen keinen Schaden nehmen. Wer aber glaubt, dass es ohne Pflanzenschutz geht, lebt am Mond“, weiß auch Mayr.
Als Schirmherrin des Bienenzentrums Oberösterreich sieht auch Elisabeth Lanzer eine gute Zusammenarbeit zwischen Bauern und Imkern als Schlüssel zum Erfolg: „Wir wollen zeigen, dass Raps und Bienen eine fruchtbare Beziehung ergeben. Hürden in Form von Vorurteilen, Schädlingen und Pflanzenschutz gilt es natürlich zu umschiffen. Das ist möglich, es erfordert wie in jeder guten Partnerschaft Kompromisse. Die Belohnung sind reiche Erträge bei Raps und Honig.“
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