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Hochlandrind-Züchterin Helga Krückl: "Tiere vorsorglich zu töten ist ethisch nicht vertretbar"

Mag. Claudia Greindl, 28.04.2025 14:00

WINDHAAG/PERG. Eine Alternative zur Keulung, also zur Tötung, aller Tiere auf Höfen bei Ausbruch von Maul- und Klauenseuche fordert Helga Krückl. Die Pergerin züchtet seit gut 25 Jahren auf ihrem Hof Schneiderlehen in Windhaag schottische Hochlandrinder. „Die Krankheit ist nur für rund fünf Prozent der Tiere tödlich“, sagt sie. Mit einer Online-Petition tritt sie dafür ein, dass die Tiere getestet und geimpft werden und dass man sie ausheilen lässt. In der EU wird eine andere Strategie verfolgt.

Helga Krückl mit einigen ihrer Hochlandrinder (Foto: foto-roswitha)
Helga Krückl mit einigen ihrer Hochlandrinder (Foto: foto-roswitha)

Es sei positiv anzuerkennen, dass in Österreich Anfang April die Verordnungen dahingehend geändert wurden, dass jetzt nur noch die Tiere des betroffenen Betriebes getötet werden und die Tiere in drei Kilometer Umkreis vorläufig verschont bleiben. „Unabhängig davon sind aber die derzeitigen Regelungen für den Ernstfall nicht mehr der Zeit angemessen und ethisch nicht vertretbar. Bei den Keulungen werden alle Paarhufer des betroffenen Betriebes getötet, ohne Ausnahme. Auch trächtige Tiere, sogar wenige Tage vor der Geburt, wenn das Kalb schon lebensfähig ist. Das Jungtier erstickt dann bei vollem Bewusstsein in der toten Mutter“, so Helga Krückl. Sie betont, dass Maul- und Klauenseuche für den Menschen ungefährlich ist. „Auch bei den Tieren ist sie nur zu fünf Prozent tödlich, erkrankte Tiere können wieder gesunden. Es gäbe auch eine wirksame Impfung. „

„Hof verliert Identität und Seele“

„Unsere Bauernhöfe sind Familienbetriebe mit vergleichsweise kleinen Tierbeständen. Dadurch besteht eine ganz andere Beziehung zwischen Bauer und Vieh, als auf Großbetrieben mit Fremdarbeitskräften. Für die Bauernfamilien hätte eine Bestandskeulung verheerende Folgen. Es würde generationenübergreifende, jahrzehntelange Zucht zerstört. Tötet man die Zuchtherde eines Hofes, so nimmt man dem Hof seine Identität und seine Seele. Viele Bauern haben mir gesagt: Wenn meine Tiere gekeult werden, dann fange ich gar nicht mehr an“, führt Helga Krückl weiter aus.

Virus ausrotten statt Impfung

Eine prophylaktische Impfung gegen Maul- und Klauenseuche (MKS) ist in Österreich nicht erlaubt (siehe Infobox). Die Strategie in Österreich und der EU setzt auf die vollständige Ausrottung der Seuche durch Biosicherheitsmaßnahmen, Überwachung, Sperrzonen und Keulung im Seuchenfall, nicht auf regelmäßige Impfung. Geimpft wird nur im Seuchenfall auf Anordnung der Behörde, um die Virusausbreitung zu verlangsamen. Der Status „MKS-frei ohne Impfung“ ermöglicht den Export von Tieren und tierischen Produkten ohne Einschränkung. „Unsere Tiere dürfen nicht auf dem Altar des internationalen Handels geopfert werden“, kommentiert dies Helga Krückl und tritt für eine prophylaktische Impfung ein. Allerdings verhindert diese laut Experten weder eine Infektion noch die Verbreitung des Virus.

Zur Petition: https://www.openpetition.eu/at/petition/online/wertvolles-tierleben-schuetzen

Laut AGES besteht bei MKS ein Impfverbot, weil durch eine Impfung die Tiere zwar vor der Erkrankung (sprich keine Symptome) geschützt werden, aber nicht vor einer Infektion und die Impfung führt so nur zu einer Reduktion der Virusausscheidung. Dieser Umstand widerspricht dem Ziel der Seuchenausrottung. Es gibt Impfstoffe gegen sechs der sieben bekannten Serotypen des MKS-Virus. Der Impfstoff muss genau zu dem in einem Ausbruch auftretenden Serotyp passen, sonst wird keine Schutzwirkung erzielt.

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