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Ausstellung: Wilhelm Traeger in einer Reihe mit Beckmann, Ernst und Kokoschka

Rosina Pixner, 05.06.2018 09:07

RIED/NEW YORK. Wenn man das „typisch österreichische“ Künstlerschicksal – dass man wahre Anerkennung erst nach dem Tod und dann auch vorzugsweise über das Ausland erfährt – als gegeben annimmt, dann steht dem „Durchbruch“ des Rieder Malers Wilhelm Traeger (1907-1980) nichts mehr im Wege.

Die Enkelin Wanda Traeger (l.) und die Tochter des Künstlers, Verena Traeger, vor dem Linolschnitt-Zyklus „Wien 1932“ bei der Ausstellungseröffnung in New York Fotoarchiv Verena Traeger

Vor wenigen Tagen ging in der Neuen Galerie in New York eine bedeutsame Ausstellung zu deutscher und österreichischer Kunst aus der Zwischenkriegszeit und den Jahren kurz vor dem Zweiten Weltkrieg zu Ende.

Nahende Katastrophe

Unter dem Titel „Before the Fall. German and Austrian Art“ hat Kurator Olaf Peters, der an der Universität in Halle an der Saale Kunstgeschichte lehrt, bedrückend berührende Arbeiten aus der Zwischenkriegszeit vereint, die die nahende Katastrophe des Nationalsozialismus spürbar machen. Neben berühmten Malern wie Max Beckmann, Otto Dix, Max Ernst, Oskar Kokoschka, Alfred Kubin, Franz Sedlacek, Rudolf Wacker und anderen war auch der Rieder Künstler Wilhelm Traeger vertreten.

Von dem gebürtigen Wiener waren in der groß angelegten Ausstellung drei Ölgemälde (Stillleben mit Flaschen, Stillleben mit Radio und Stillleben mit Gliederpuppe – alle von 1931) und 22 Linolschnitte aus seiner sozialkritischen Serie „Wien 1932“ zu sehen. Die Linolschnitte waren in einem eigenen Raum den Gemälden von Max Beckmann, wie dessen „Pariser Gesellschaft“ aus dem Jahr 1932 oder seinem 1938 gemalten „Selbstporträt mit Füllhorn“, aus der museumseigenen Sammlung gegenüber gestellt.

Sozialreportage in Linol

Traegers Linolschnitt-Zyklus, der ein schonungsloses Sittenbild der Wiener Großstadt entwirft, wurde in der New York Times als „Röntgenbild einer Gesellschaft am Rande“ und als einer der Höhepunkte der Ausstellung bezeichnet. Traeger schuf den Zyklus im Alter von 25 Jahren am Ende seiner Studienzeit in Wien.

Unermüdlich hatte er in den 1920ern das Elend auf den Straßen Wiens und die sozialen Gegensätze von Arm und Reich skizziert. Traeger zeichnete die Kriegsinvaliden aus dem Ersten Weltkrieg, Bettler und Straßenhändler ebenso wie die Kriegsgewinnler und Schieber sowie die ersten Hakenkreuze auf den bröckelnden Hausmauern. Auf Basis dieser unzähligen Skizzen entstand seine Sozialreportage von der in den letzten Zuckungen befindlichen Ersten Republik.

Von Wien nach Ried

Wilhelm Traeger wurde am 27. Mai 1907 in Wien geboren und wuchs in Meidling in einer kleinbürgerlichen Familie auf, die durch den 1. Weltkrieg immer mehr verarmte.

Von 1925-1933 studierte Traeger an der Akademie für bildende Künste in Wien, die beiden letzten Jahre bei dem Rieder Maler Wilhelm Dachauer. Daneben machte er 1930 die Lehramtsprüfung für die Fächer Freihandzeichnen, Darstellende Geometrie und Mathematik für die Unterstufe, die er alle später in Ried unterrichtete.

Da er in Wien keine Aussicht auf eine gesicherte Anstellung hatte, verließ er seine Geburtsstadt, um in Oberösterreich (zuerst 1933 in Wels, ab 1936 in Ried) neu anzufangen. Den Zweiten Weltkrieg erlebte Traeger als Soldat und Kriegsmaler.

Nach dem Krieg kehrte er in seine Wahlheimat Ried zurück, wo er von 1945 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1969 als Kunsterzieher am Gymnasium und bis zu seinem Tod im Jahre 1980 als Maler wirkte. Er zählte zu den Neugründungsmitgliedern der Inn- viertler Künstlergilde und erhielt viele öffentliche Aufträge.

In Ried sind noch etliche Sgraffiti (Wandgemälde) und Altarbilder (Riedbergkirche, Aussegnungshalle) von Traeger erhalten.

1977 erfüllte sich einen lang gehegten Traum und eröffnete in einer aufgelassenen Backstube am Kirchenplatz eine kleine Galerie für junge, unbekannte Künstler die er Willi“s Alte Backstube nannte.


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