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Visite mit Dr. Maximilian Murx: „Es geht darum, Emotionen auszulösen“

Walter Horn, 27.07.2016 12:16

RIED. Dr. Maximilian Murx ist Facharzt für alle auftretenden Dummheiten und daher ein viel beschäftigter Mann. Wenn er nicht als CliniClown in Oberösterreich Visiten macht, nennt er sich Günter Sichart und betreibt unter anderem die Fotostation beim Haager Skilift und arbeitet im Hochseilgarten Haag mit.
(von WALTER HORN)

Dr. Maximilian Murx und Dr. Sonja Sowieso
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Der 56-Jährige ist einer der „fleißigsten“ CliniClowns, er macht 70 bis 80 Visiten pro Jahr. Die meisten Kollegen in Oberösterreich (von denen übrigens niemand Arzt ist) haben alle zwei Wochen oder auch seltener einen Auftritt.

Sichart kann die Visiten zeitlich mit seiner Arbeit vereinbaren, gibt aber auch offen zu, dass er sich den Zeitaufwand ohne das Honorar nicht so oft leisten könnte. Er ist auch einer der am längsten aktiven Clowns: „Meine erste Visite machte ich am 6. Juni 1995 in der Kinderklinik Linz.“ Damals wurde man schneller zum CliniClown als heute: „Ich fuhr zum Kennenlernen nach Wien, machte einen Workshop, und los ging“s.“

Heute absolvieren die angehenden CliniClowns nach einer „Clownition“ (angelehnt an „Audition“) eine fundierte, etwa zweijährige Ausbildung. Auch danach gibt es noch vier bis sechs Trainings pro Jahr, bei denen neben dem Clowns-Handwerk auch Wissen über Geriatrie und Ähnliches vermittelt wird. In Oberösterreich sind derzeit 26 CliniClowns aktiv, die Kinderstationen in Krankenhäusern ebenso besuchen wie Palliativstationen, Alten- und Pflegeheime oder Flüchtlinge.

Herzliches Personal in Ried

Zur Zusammenarbeit mit dem Rieder Krankenhaus findet er nur lobende Worte: „Das Personal auf allen drei Stationen ist herzlich und entgegenkommend. Die sind super – sie halten es auch aus, wenn wir auf dem Gang unsere Späße machen.“

Ein vorgegebenes Thema haben die Visiten nicht. Die Partner (die CliniClowns treten immer zu zweit auf) treffen sich 15 bis 20 Minuten vor Beginn – Dr. Murx arbeitet in Ried häufig mit Dr. Sonja Sowieso, Fachärztin für Herzdramaturlogie, zusammen (Verena Feichtenschlager aus Mauerkirchen).

Von den Krankenschwestern lassen sie sich Name und Alter der Patienten geben und, falls nötig, Hinweise auf besondere Umstände wie z. B. Infektionen oder Besonderheiten der Krankengeschichte – „damit wir beispielsweise bei magersüchtigen Mädchen oder Missbrauchsopfern nicht ins Fettnäpfchen treten“. Danach schlüpfen die Clowns in ihre Kostüme – und dann wird improvisiert.

Sichart: „Bei unseren Visiten sind wir immer vorsichtig, dass wir keine persönlichen Grenzen überschreiten. Manchmal gehen wir sofort wieder aus dem Zimmer heraus – wenn wir merken, dass Erwachsene überhaupt nicht in der Stimmung sind, oder wenn Kinder sich fürchten.“

„Dieser Beruf ist wirklich eine Freude“, sagt Sichart, „schade ist nur, dass wir nicht mitkriegen, wie es mit den Patienten weitergeht. Manchmal erzählen uns Schwestern oder Ärzte, dass die Patienten noch tagelang über unsere Visite geredet haben – das freut uns dann natürlich sehr.“

Wichtig sind die Emotionen

Den CliniClowns geht es vor allem darum, Emotionen zu wecken: „Wir müssen nicht immer lachen – manchmal ist es auch gut, wenn wir z“wider sind. Es geht darum, Emotionen auszulösen, nicht ums Lachen.“

Auf die Frage nach einem besonderen Erlebnis erzählt Sichart eine sehr emotionale Geschichte: „Die traurig-berührenden Geschichten bleiben eher in Erinnerung, die lustigen vergisst man leichter.“

Vor Kurzem kam Sichart/Dr. Murx auf einer Palliativstation in das Zimmer eines Mannes, der im Sterben lag. Seine Frau und seine Tochter waren bei ihm und hielten seine Hände. „Eigentlich schön, aber auch sehr bedrückend“, sagt Sichart. Aus irgendeinem Grund hatte der Clown schon während der gesamten Visite ein kleines Schiff dabei, das er auf einem Tablett „servierte“. Zuerst hätten die drei kaum reagiert. „Dann habe ich aus einer Eingebung heraus „Ein Schiff wird kommen“ gesungen, und plötzlich schossen allen drei die Tränen in die Augen – und mir dann auch.“

„HAPPY AUA“-SPENDENAKTION

  • Eine spritzige Sommer-Aktion für den guten Zweck haben die CliniClowns OÖ unter dem Namen „Happy Aua“ ins Leben gerufen: Dabei suchen die CliniClowns Lokale, die noch bis Ende August sogenannte „Happy Aua“-Drinks anbieten bzw. eines ihrer Getränke zum „Happy Aua“-Drink machen.
  • Pro verkauftem Drink geht mindestens ein Euro an die CliniClowns OÖ. Besonders engagierte Wirte können auch mehr spenden.
  • Mehr dazu unter happyaua.cliniclowns-ooe.at. Die Spenden sind steuerlich absetzbar.

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