Neuer SVR-Trainer Lassaad Chabbi: „Das Problem liegt im Kopf“
RIED. Nach einer in der Außenwirkung zäh und planlos wirkenden „Übergangsphase“ hat die SV Guntamatic Ried am Aschermittwoch ihren neuen Cheftrainer gefunden, der tags darauf offiziell vorgestellt wurde: Lassaad Chabbi.
Der 55-jährige, in Tunesien geborene Österreicher war zuletzt Trainer bei Austria Lustenau, wo er aus einem laufenden Vertrag „herausgekauft“ wurde (ein Telefonat des Geschäftsführers der SV Ried Fußball GmbH Roland Daxl mit Austria-Lustenau-Präsident Hubert Nagl während einer Lustenauer Pressekonferenz ist auf YouTube dokumentiert).
Chabbi unterschrieb in Ried einen Vertrag bis 2019, der im Fall des Falles auch für die zweite Liga gilt.
SVR-Manager Fränky Schiemer: „Wir haben bis Sommer eine schwierige Aufgabe vor uns und wollten dem Trainer die Sicherheit geben, dass wir längerfristig mit ihm planen.“
Neuer Co-Trainer
Mit Chabbi wird auch ein neuer Co-Trainer zur SVR kommen – mit dem Wunschkandidaten des neuen Trainers wurde zum Zeitpunkt der Präsentation noch verhandelt. Das bedeutet, dass neben Christian Benbennek auch Co-Trainer Mario Posch die SV Ried verlässt.
Der zweite Co-Trainer Thomas Weissenböck und Torwarttrainer Hubert Auer bleiben in Ried.
Trainerwechsel
Lobende Worte gab es zum Abschied für den ex-Trainer Christian Benbennek. Nach den Aussagen von Manager Schiemer und SVR-Präsidiumsmitglied Roland Daxl habe das Trainerteam „immer Bescheid gewusst“. Intern, so Schiemer, sei der Wechsel „super abgelaufen“. Schiemer: „Christian Benbennek hat alles versucht und war aufopfernd und loyal bis zum Schluss, aber die Resultate haben halt nicht gepasst.“
Zur Abwicklung des Trainerwechsels, die zumindest in der Außenwirkung alles andere als professionell wirkte, meinte Daxl: „Wir haben wir uns nichts vorzuwerfen. Christian und ich haben uns am Samstag und Sonntag ausgetauscht und am Montagabend über drei Stunden lang miteinander geredet.“ Das Verhältnis zu Benbennek sei gut, sogar freundschaftlich. Die Trennung sei einvernehmlich, lediglich einige Details müssten noch mit Benbenneks Manager fixiert werden.
Daxl: „Das war meine zweite Trainerentlassung, aber sie ist mir viel schwerer gefallen als die erste.“ (Die erste war jene von Helgi Kolviðsson im August 2015.)
Wunschkandidat
Lassaad Chabbi sei sein „Wunschkandidat“, sagte Manager Schiemer: „Schon als Trainer in Liefering habe ich mich mit Austria Lustenau beschäftigt. Die Mannschaft war immer gut eingestellt, es war eine klare Linie zu erkennen.“
Für die SV Ried in der derzeitigen Situation habe es nicht viele Kandidaten gegeben, zudem „war klar, dass wir einen Trainer brauchen, der diese Situation in irgendeiner Form schon mal erlebt hat“. Als Chabbi vor zwei Jahren zu Lustenau kam, sei der Verein in einer ähnlichen Lage gewesen wie die SVR jetzt, Chabbi habe aus dem Abstiegskandidaten einen Aufstiegsaspiranten gemacht.
„Problem liegt im Kopf“
Chabbi, der sich als „typischen Vorarlberger“ bezeichnete, ist überzeugt, dass die Rieder Mannschaft Qualität habe: „Ich habe mir die letzten Spiele auf Video angesehen, die Mannschaft gehört nicht dahin, wo sie jetzt steht. Ich bin überzeugt, dass wir am Samstag gegen Austria Wien ein gutes Spiel sehen.“
Als Hauptproblem ortet Chabbi mangelndes Selbstvertrauen: „Der Kader ist sicher bundesligatauglich. Wir können gut Fußball spielen, sind stark bei Standardsituationen. Aber wenn die Mannschaft hinten zu Null spielen und vorne Tore schießen würde, wäre ich jetzt nicht hier. Das Problem liegt nicht in den Füßen, sondern im Kopf.“
Dass er vor dem ersten Spiel nur 48 Stunden Zeit habe, ist für ihn kein Problem: „Man kann auch nach einem Monat Vorbereitung verlieren, und man kann nach 48 Stunden Vorbereitung gewinnen. Wer mich kennt, weiß, dass ich Ideen habe. Ich bin überzeugt, dass Ried bald einen anderen Fußball spielen wird.“ Auf ein Spielsystem wollte er sich nicht festlegen: „Man kann mit jedem System Spiele gewinnen.“
Nach dem ersten Training wolle er sich mit dem Mannschaftsrat zusammensetzen.
Zu seinem Arbeitsstil meinte Chabbi, der zwei Mal bei Pep Guardiola hospitiert hat: „Ich bin ein Teamtrainer, kein Alleinherrscher. Mit einer Hand kann man nicht klatschen. Vielleicht Watschen geben, aber nicht klatschen. Disziplin und Ordnung sind mir wichtig, auch Respekt gehört unbedingt dazu.“
Das Wort „Abstieg“ habe er „von der Festplatte gelöscht“. Auch die Situation der SV Guntamatic Ried sei nicht neu für ihn: „Ich habe noch nie eine Mannschaft auf Platz zwei oder drei übernommen. Der einzige Nachteil in Ried ist, dass wir nicht aufsteigen können.“
Eine gewisse Fluktuation
Der Trainersessel der SV Ried hat sich nicht erst in den letzten Jahren zum Schleuderstuhl entwickelt: Seit dem Weggang von Paul Gludovatz zu Sturm Graz im März 2012 ist Chabbi – Interimstrainer mitgerechnet – der zehnte Übungsleiter im Innviertel. Insgesamt, seit dem ersten Aufstieg 1995, ist er der 25. Trainer in der Profizeit der SV Ried.
In den 20 Jahren vor Gludovatz (Amtsübernahme Klaus Roitinger am 1. Juli 1988 bis Juli 2008) hatte die SVR 14 Trainer. Zu dieser Zeit zählt aber auch die elfjährige „Ära Roitinger“, von der die ersten drei Saisonen noch in der Landesliga gespielt wurden.
Alle Interimstrainer eingerechnet, waren nach Roitinger 17 Trainer (darunter einige Mehrfachauftritte) kürzer als eine Saison im Amt, nur sechs Mal (Hochhauser I & II, Schweitzer I, Kraft, Gludovatz I, Angerschmid) dauerte die Amtszeit ein Jahr oder länger.
Lediglich fünf Trainer (Roitinger, Hochhauser I & II, Lesiak, Gludovatz II, Angerschmid) verließen die SVR termingerecht zum Saisonende, drei Trainer (Kraft, Gludovatz I, Glasner) wurden während der Saison von anderen Klubs abgeworben.
[Anmerkung: Korrektur bei den 'Amtszeiten': Angerschmid eingefügt“
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