Corona hat die Kultur hart getroffen: Die Sehnsucht nach kulturellen Angeboten ist vorhanden
RIED. Das kulturelle Leben ist aufgrund der Corona-Pandemie seit Monaten auf Eis gelegt. Die Jeunesse und der LMS-Kulturkreis Ried ist bekannt für hochkarätige Konzerte. Es dürfen jedoch nach wie vor keine Konzerte stattfinden. Tips sprach mit Eduard Geroldinger, Direktor der Landesmusikschule Ried und Jeunesse Konzertveranstalter, über die derzeitige Situation.
Auch in Ried fanden vor Corona in Zusammenarbeit mit dem LMS-Kulturkreis Jahr für Jahr entsprechende Konzerte statt. Besonders beliebt sind die Schulkonzerte der Jeunesse, die Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren auf spielerische und leichtfüßige Art in die Welt der Klassik einführen. Es dürfen jedoch nach wie vor keine Konzerte stattfinden.
Tips: Corona hat auch die Kultur schwer getroffen. Welches Resümee ziehst du?
Geroldinger: Kunst und Kultur stehen für Kreativität, Neugierde, Auseinandersetzung und schließlich auch für Lebensqualität. Dass sich Künstler nun schon so lange Zeit nicht an ihr Publikum wenden dürfen, bringt viele von ihnen in existenzielle Nöte. Aber auch beim Publikum ist eine unbändige Sehnsucht nach Kulturangeboten vorhanden, was sich an zahlreichen Wortmeldungen artikuliert: „Wir lassen uns impfen, wir gehen testen, kommen mit Maske und halten Abstand – aber wir möchten recht bald wieder Konzerte genießen!“
Tips: Die Jeunesse führt Kinder und Jugendliche auf spielerische Weise in Welt der Klassik ein. Wie geht es den Kindern beziehungsweise gibt es Nachfragen, wann es wieder losgeht?
Geroldinger: Uns erreichen immer wieder Anfragen, wann es denn endlich wieder Kinderkonzerte oder Musik-Workshops geben würde. Kinder und Jugendliche sind besonders offen dafür, neue Welten zu entdecken, sich auf fantasievolle Geschichten einzulassen und sich für den riesigen Kosmos Musik zu begeistern. Nachdem viele Konzertformate besonders auf eine Altersgruppe zugeschnitten sind, werden einige Kinder weniger Möglichkeiten zum Kennenlernen der beliebten Jeunesse-Kinderkonzerte haben.
Tips: Gibt es Planungen für 2021?
Geroldinger: Wir hatten viele Pläne für 2020 und es liegen auch fertige Pläne inklusive ausgeklügelten Sicherheitskonzepten für 2021 vor. Auch für die Saison 2021/22 ist die Planung schon fast abgeschlossen. Nachdem jedes der geplanten Projekte sehr wertvoll ist, versuchen wir natürlich auch, abgesagte Konzertereignisse nachzuholen. Immerhin stehen hinter einer geplanten Veranstaltung jeweils hervorragende Künstler, die sich monatelang ein interessantes Programm erarbeitet haben, viel investierten und oft auch zu den ganz großen Nachwuchshoffnungen zählen. Sie alle brauchen diese Auftrittsplattform genauso wie das Publikum die Konzerterlebnisse.
Tips: Wäre es deiner Ansicht nach möglich wieder Veranstaltungen bzw. Konzerte über die Bühne gehen zu lassen?
Geroldinger: Selbstverständlich gilt es, die gebotenen Vorschriften einzuhalten und der Sicherheit oberste Priorität zu geben. Dementsprechend müssen die Rahmenbedingungen passen. Nachdem wir schöne Möglichkeiten für Freiluftveranstaltungen zur Verfügung haben (z. B.: Arena der LMS), umfangreiche Präventionskonzepte ausgearbeitet sind, in Hygiene-Maßnahmen und in die Verbesserung der Lüftungstechnik investiert wurde, sind wir jederzeit bereit, wieder Gäste bei uns zu empfangen. Sobald wir die Erlaubnis dazu erhalten, werden wir in klar abgegrenztem Rahmen wieder Hörerlebnisse für Jung und Alt anbieten.
Tips: Irgendwann wird der Spuk der Pandemie vorbei sein. Was wird sich dann in unserer Gesellschaft und im Kulturleben verändert haben?
Geroldinger: Es wird einige Angebote nicht mehr geben und man wird so manches neu konzipieren müssen. Es werden hervorragende, junge Künstlerinnen und Künstler nicht mehr zur Verfügung stehen, weil sie sich in der Zwischenzeit aus Sorge um ihre Zukunft beruflich neu orientiert haben. In der Gesellschaft sind große Risse zu befürchten. Es wird großer Anstrengungen bedürfen, die Kluft zwischen Solidarität und Egoismus zu kitten. Auch hier kann der Wert von Kunst und Kultur nicht hoch genug angesetzt werden. Ich hoffe, dass eine neue Aufbruchstimmung in der Lage sein wird, so manche Depression zu überwinden. Es wird auch im Kulturbereich weniger „Routine“ geben und einen noch höheren Qualitätsanspruch – was ich für eine gute Entwicklung halte.
Tips: Was wünscht du dir persönlich 2021?
Geroldinger: Ich wünsche mir, dass möglichst viele Menschen erkennen, dass man im Miteinander sehr, sehr viel bewirken kann. Es kommt auf jede und jeden von uns an, konstruktive Beiträge für eine erfreuliche Weiterentwicklung zu leisten. Und ich freue mich schon riesig auf den Moment, wo mir zwei strahlende Augen aus einem unverhüllten Gesicht entgegenfunkeln, während ich einem freundlichen Menschen ohne schlechtem Gewissen die Hände schüttle.
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