„Bauer ist der schönste Beruf den es für mich gibt“
BEZIRK RIED. Landwirt ist ein Beruf mit vielen Facetten. Vielfach wird die Meinung vertreten, jeder kann Bauer werden. Grundsätzlich ja, da in Österreich keine formelle Qualifikation nötig ist. Um einen Betrieb jedoch erfolgreich führen zu können, ist eine Ausbildung und praktische Erfahrung von Vorteil. Tips sprach mit Josef Diermayer, Obmann der Bezirksbauernkammer Ried, über den Beruf Bauer.
Tips:Was muss ich tun, um Landwirt zu werden und wer darf sich Landwirt nennen?
Josef Diermayer: Prinzipiell ist es bei den meisten so, dass sie von daheim den Betrieb übernehmen. Viele machen eine Fachschule, Quereinsteiger können Kurse bei der Landwirtschaftskammer besuchen. Eine Ausbildung ist aber nicht zwingend Voraussetzung, dass man Landwirt wird. Rein rechtlich ist man ab zwei Hektar Landwirt, Mitglied der Landwirtschaftskammer und sozialversicherungspflichtig. Für mich persönlich ist jeder, der eine Fläche bewirtschaftet, egal wie klein oder groß, Bauer.
Tips:Welche Voraussetzungen sollte ein Landwirt mitbringen?
Josef Diermayer: Für mich ist es der schönste Beruf den es gibt. Bauer zu sein ist vielfältig. Ich muss tagtäglich entscheiden was ich tue. Man muss motiviert sein und es gern tun. Bauer ist kein Beruf für mich, sondern eine Berufung. Ich muss meine Arbeit gerne tun, denn bei der Ernte muss man vielleicht einmal länger arbeiten oder auch am Wochenende. Egal ob Ackerbau, Milchviehwirtschaft, Viehzucht, die Berufung muss von innen kommen, sonst erleide ich Schiffbruch. Wenn ich diese Berufung habe, dann ist Bauer einer der angesehensten und schönsten Berufe die man ausüben kann.
Tips:Sollte man sich spezialisieren?
Josef Diermayer: Diese Entscheidung müssen die Betriebsführer für sich entscheiden. Eine Spezialisierungswelle war in den 70er-Jahren. Die meisten beschränken sich auf einen oder zwei Bereiche. Alleine schon aus Kostengründen, da ich nicht für die verschiedensten Bereiche alle Maschinen haben kann. Für die Schweinemast brauche ich andere Maschinen, als für die Rindermast. Dennoch gibt es mittlerweile wieder einige Betriebe, die in der Direktvermarktung sind, und sowohl Hühner, Schweine, Ziegen, Obst- und Ackerbau vereinen.
Tips:Was würdest du jemandem empfehlen, der sich noch nicht ganz schlüssig ist, ob er Landwirt werden will?
Josef Diermayer: Jeder, der Bauer wird, sollte unbedingt vorher Praktika in anderen Betrieben machen, sich vielleicht Betriebe in anderen Ländern anschauen, andere Betriebszweige kennenlernen, sich mit Kollegen austauschen, die schon seit15 oder 20 Jahren den Beruf ausüben. Kurzum, einfach über den Tellerrand rausschauen. Die Bezirksbauernkammer bietet auch Beratungen an, wenn man sich nicht schlüssig ist, in welche Richtung es gehen soll. Bei der Meisterausbildung werden verschiedene Betriebe besucht, das ersetzt aber kein Praktikum.
Tips:Wie haben Corona und jetzt die Ukrainekrise die Wertschätzung des Konsumenten in Hinblick auf die Landwirtschaft und Regionalität verändert?
Josef Diermayer: Österreich hat im Hinblick auf Regionalitätsbewusstsein schon seit Jahren eine Vorreiterrolle. Die Konsumenten sind hier schon sehr weit und fordern regionale Lebensmittel. Corona hat dies sicher auch im Hinblick auf die Wertschätzung noch mal verstärkt. Wir sind angehalten die Gesellschaft mit gesunden und regionalen Lebensmitteln zu versorgen. Durch die Teuerung hat sich der bewusste Umgang mit Lebensmitteln verstärkt. Wir sind die Letzten, die etwas produzieren, das dann vielleicht auf dem Müll landet.
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