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Alm statt Ambulanz: Pflege-Expertin erfüllt sich einen Lebenstraum

Rosina Pixner, 07.06.2023 09:00

RIED/AUROLZMÜNSTER. Nicht die Unfallambulanz, sondern eine Alm in den Schweizer Bergen war für vier Monate der Arbeitsplatz von Viktoria Würtinger. Die Diplomkrankenschwester hütete 70 Ziegen und lernte, wie man Käse macht. Arbeitgeber und Kollegen sorgten dafür, dass die 27-Jährige diesen lang gehegten Wunsch verwirklichen konnte.

Viktoria Würtinger (re.) als Sennerin in der Schweiz (Foto: privat)
Viktoria Würtinger (re.) als Sennerin in der Schweiz (Foto: privat)

Seit Viktoria Würtinger vor drei Jahren ihr Gesundheits- und Krankenpflegestudium abgeschlossen hat, arbeitet sie in der Unfallambulanz im Krankenhaus Ried – und sie arbeitet gerne dort. Doch ein Wunsch beschäftigte die Pflege-Expertin aus Aurolzmünster schon lange: einen Sommer auf einer Alm zu verbringen. Ihren Job im Krankenhaus dafür aufzugeben, kam aber nicht in Frage, und es war auch nicht notwendig: „Bereichsleitung und Pflegedirektion haben mich unterstützt, und Kollegen waren bereit, vorübergehend einige Stunden zu übernehmen. Damit konnte ich dieses Sabbatical angehen“, berichtet die Innviertlerin. So wurde im letzten Sommer eine Alm im Berner Oberland auf 1800 Meter Seehöhe ihr Dienstort. Zusammen mit einer zweiten Sennerin kümmerte sie sich um rund 70 Ziegen, die jeden Tag zu hüten und zu melken waren. Der Umgang mit Tieren ist ihr vom elterlichen Bauernhof vertraut, und wie man aus der Milch Ziegenkäse macht, hatte sie zuvor eigens bei einem Kurs erlernt. Offenbar mit Erfolg, denn der Käse schmeckte nicht nur vorbeikommenden Wanderern, sondern auch den Kunden von Feinkostläden im Tal, in Grindelwald.

Täglich ein Zwölf-Stunden-Dienst

Als Auszeit hat Viktoria Würtinger die Monate auf der Alm nicht geplant und auch nicht empfunden: „Wer so etwas als Selbstfindungsphase betrachtet, wird sich wundern, denn es bleibt keine Zeit, um sich selbst zu finden. Da hast du jeden Tag einen Zwölfer (Zwölf-Stunden-Dienst), die Arbeit ist körperlich echt anstrengend, und kein einziger Tag ist frei“, sagt sie. Genossen hat sie diese Tage trotzdem. „Am Schluss hab´ ich mich aber schon wieder auf die Unfallambulanz gefreut, auf die Arbeit dort und auf das tolle Team!“ Hat sie ihre Pflegekenntnisse auch auf der Alm gebraucht? „Ja, bei kleinen Wunden und Beulen der Ziegen konnte ich meine Skills gut einsetzen“, lacht die 27-Jährige. Hat sie die Zeit auf der Alm verändert? „Man kommt nicht als anderer Mensch wieder herunter. Aber es war eine wichtige Erfahrung. Am meisten bereut man später einmal, was man nicht gemacht hat“, meint Viktoria. Sie schätzt es sehr, dass sie sich ihren Wunsch trotz ihrer herausfordernden beruflichen Tätigkeit so reibungslos erfüllen konnte. „Ich wurde auf der Alm oft gefragt, ob ich meinen Job gekündigt habe, um hier zu sein. Viele waren erstaunt, dass ich das nicht musste, weil mir mein Arbeitgeber das ermöglicht.“

Hunderte individuelle Arbeitszeitmodelle

„Für uns ist wichtig, dass unsere Mitarbeiter die Möglichkeit haben, sich auch persönlich zu entfalten und zu entwickeln. Wir unterstützen dies bestmöglich mit hunderten individuellen Arbeitszeitmodellen. Dazu kann durchaus auch ein Sabbatical zählen“, unterstreicht Krankenhaus-Geschäftsführer Johann Minihuber.


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