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Adelina Dragoste aus Ort machte ein zweimonatiges Praktikum in Kenia

Rosina Pixner, 18.04.2025 11:38

ORT/LINZ. Adelina Dragoste aus Ort studiert in Linz Soziale Arbeit. Die 25-Jährige hat bei Daraja - die Brücke ein mehrwöchiges Praktikum gemacht, das sie nach Kenia führte. Tips sprach mit Adelina Dragoste über ihre Erfahrungen.

Adelina Dragoste lernt in Kenia Land und Leute kennen. (Foto: privat)
Adelina Dragoste lernt in Kenia Land und Leute kennen. (Foto: privat)

Daraja - die Brücke ist ein ehrenamtlicher Verein aus Linz, der seit 2008 HIV-positive Menschen in Kenia unterstützt. Als Kooperationspartner der Fachhochschule Linz bietet der Verein jährlich mehrwöchige Praktikumsplätze für Studierende der Sozialen Arbeit in Kenia an. Adelina Dragoste war eine von vier Studierenden, die für zwei Monate nach Kenia in den Ort Emali reisen durften. Was bewegt eine junge Frau dazu, sich nach einer technischen Ausbildung ganz der Sozialen Arbeit zuzuwenden? Für Adelina Dragoste war es das Bedürfnis nach Sinn. „Ich wollte nicht nur Aufgaben abarbeiten, sondern etwas tun, das Bedeutung hat – für andere und für mich selbst“, erzählt sie.

Zwischen Herzenswunsch und Realität

Als im Rahmen ihres Studiums das Praktikum mit Daraja vorgestellt wurde, war sie sofort begeistert. „Ich wusste sofort: Das will ich machen.“ Die Möglichkeit, diesen Wunsch schon früh im Studium verwirklichen zu können, empfindet sie als großes Privileg. Doch wie fühlt es sich an, in eine völlig neue Kultur einzutauchen, fernab der eigenen Komfortzone? „Natürlich war alles neu – die Umgebung, das Klima, der Alltag. Überrascht hat mich aber die Lebensfreude der Menschen. Viele kämpfen dort mit Herausforderungen, die wir uns in Österreich kaum vorstellen können – und trotzdem begegnen sie dem Leben mit Gelassenheit, Stärke und einem Lächeln. Was mich persönlich gefordert hat, war die Hitze, an die ich mich erst gewöhnen musste. Und emotional war es nicht immer leicht, schwierige Schicksale zu sehen, ohne konkret helfen oder etwas verändern zu können“, berichtet die Studentin.

Zusammenhalt und Solidarität

Ein zentrales Erlebnis war für Adelina der Kontakt mit den lokalen Selbsthilfegruppen, deren Mitglieder sich gegenseitig in schwierigen Lebenslagen unterstützen. „Wenn jemand krank war und nicht zum Treffen kommen konnte, wurde es einfach zu der Person nach Hause verlegt. Das war für mich ein starkes Zeichen von Zusammenhalt und Solidarität.“ Besonders berührt hat Adelina ein Besuch bei einer blinden Frau. Deren Sohn, selbst voller Ambitionen, übernimmt liebevoll die Pflege – bis seine jüngere Schwester die Schule abgeschlossen hat.

Lernen in beide Richtungen

Das Praktikum bot der 25-Jährigen nicht nur einen Einblick in das kenianische Sozialsystem, sondern auch die Möglichkeit, das im Studium Gelernte praktisch anzuwenden. Besonders hilfreich war dabei ihre systemische Herangehensweise: Lebenssituationen ganzheitlich betrachten, statt vorschnell zu bewerten. „Es geht darum, Menschen in ihrem Kontext zu verstehen – mit ihrer Geschichte, ihrer Umwelt und ihren Ressourcen.“ Gleichzeitig hat sie in Kenia Erfahrungen gemacht, die ihr auch in Österreich neue Perspektiven eröffnen. Etwa, wie stark eine Haltung von Zuversicht und Dankbarkeit das eigene Erleben beeinflussen kann – selbst unter widrigen Umständen. „Die Erfahrungen in Kenia haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, soziale Arbeit im jeweiligen Lebenskontext zu verstehen. Was in einem Umfeld gut funktioniert, kann in einem anderen ganz anders aussehen. Das hat meinen Blick geweitet und mir noch deutlicher gemacht, dass soziale Arbeit immer mit Respekt, Offenheit und Anpassungsfähigkeit verbunden ist“, berichtet Adelina. Die Kindergruppe Watoto war auch Teil des Projekts, denn der Verein übernimmt die Schulgebühren. „Die Schulbesuche gehörten für mich zu den schönsten Erlebnissen während meines Aufenthalts. Die Kinder mit ihrem offenen Wesen und ihrer Freude am Lernen zu erleben, hat mich jedes Mal aufs Neue berührt.“

Ausblick mit Weitblick

Was sie aus dem Praktikum mitnimmt? „Ein erweitertes Verständnis von sozialer Arbeit – und eine neue Demut gegenüber Lebensrealitäten, die uns fremd erscheinen.“ Für die Zeit nach dem Studium hat Adelina noch keine feste Richtung – und genau das empfindet sie als Stärke ihres Berufsfeldes: „Ich bin offen und gespannt, wo es mich am Ende hinzieht.“ Studierenden, die ein ähnliches Praktikum erwägen, rät sie zur Offenheit und guten Vorbereitung. „Es ist eine besondere Chance, in eine andere Kultur einzutauchen – ganz anders als bei einer klassischen Reise. Und die Erfahrungen sind unbezahlbar – persönlich und beruflich.“

Über den Verein

Der Verein Daraja - die Brücke ist stetig auf der Suche nach neuen Mitgliedern. Spenden an Daraja sind von der Steuer absetzbar. Das neunköpfige Team von Daraja ist natürlich auch immer froh über Mithilfe im Verein. Alle Informationen sind unter www.daraja.at zu finden.


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