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Gymnasiasten gedenken der letzten Opfer des NS-Regimes in Ried

Walter Horn, 05.05.2025 12:42

RIED. Am 8. Mai 1945, 23.01 Uhr (einem Dienstag), wurden alle Kampfhandlungen des 2. Weltkrieges in Europa eingestellt. Vielerorts gab es in den letzten Tagen vor Kriegsende noch sinnlose Todesopfer, die mit den Kampfhandlungen wenig oder nichts zu tun hatten auch in der Stadt und dem Bezirk Ried.

  1 / 5   Die Gedenkfeier findet vor dem Charlotte-Taitl-Haus statt. Das Gebäude, in dem sich die Stadtbücherei und der Gedenkort befinden, ist nach einer jüdischen Rieder Geschäftsfrau benannt, die 1944 im KZ Auschwitz ermordet wurde. (Foto: Lern- und Gedenkort)

80 Jahre nach diesem Tag findet in Ried eine Gedenkfeier für die Todesopfer des Nationalsozialismus, die in den letzten Tagen des Krieges, kurz vor der der Kapitulation, im Bezirk Ried ermordet worden sind, statt.

Ein besonderes Gedenken gilt Theresia Lauß und Rupert Haginger (Reichersberg), Albert Kurzke und Ernst Kienel (Ried) sowie Wladimir Dulepo (Geiersberg).

Gedenkfeier

Die Gedenkfeier, die um 19 Uhr vor dem Charlotte-Taitl-Haus stattfindet, wird von Schülerinnen und Schülern der 4. Klassen des Rieder Gymnasiums durchgeführt. Sie werden über die Toten der sogenannten Endphaseverbrechen informieren und ihrer gedenken. Umrahmt wird die Veranstaltung vom Unterstufenchor unter der Leitung von Martin Obereder.

Gymnasiumsdirektor Andreas Hofinger sagt dazu: „Die Rückmeldungen von Lehrkräften und Schülern auf diese Aktion waren sehr gut. Die Vorbereitung führte auch dazu, dass manche Schüler das Gespräch in ihren Familien gesucht haben. Sie sind sich auch einig, dass eine derartige Arbeit sinnvoll ist, damit sich so etwas auf keinen Fall wiederholt.“

Theresa Lauß und Johann (Herr Rupert) Haginger

Im Haus von Theresa Lauß in Reichersberg wurde am 2. Mai die weiße Fahne gehisst. Der Chorherr Herr Rupert Haginger war zu Besuch, als Gaueinsatzmänner aus Linz die Entfernung der Fahne anordneten. Als Herr Rupert sie kurz und bündig abwies, kam es zu einem Handgemenge.

Der Geistliche wurde mit dem Gewehr niedergeschlagen, dann erschossen. Theresia Lauß, die bereits auf den Dachboden gehen wollte, wurde ebenfalls von einem Schuss getroffen. Die Männer flüchteten. Ein herbeigerufener Arzt leistete vor Ort vergeblich Erste Hilfe beide starben.

Ernst Kienel, Drogist in Ried

Am 3. Mai 1945, dem Tag des Einzugs der US-Truppen in Ried, wurde Ernst Kienel von zwei 16-jährigen Hitlerjungen getötet. Sie hatten von Kreisleiter Landwehr den Auftrag erhalten, die weiße Fahne vom Turm der Stadtpfarrkirche zu holen. Ernst Kienel trat ihnen entgegen. Im Handgemenge schoss einer der Burschen. Die Hitlerjungen kümmerten sich nicht um ihn und zogen weiter. Kienel verstarb am Abend desselben Tages.

Albert Kurzke, Soldat in Ried

Auf dem Dachboden der so genannte Spielkartenfabrik in Altenried hatten Soldaten unter dem Kommando von Feldwebel Albert Kurzke ihre Geschütze in Position gebracht, um die freie Sicht und das freie Schussfeld bis zur Schärdinger Straße auszunutzen. Am frühen Nachmittag des 3. Mai näherten sich die US-amerikanischen Soldaten mit ihren Fahrzeugen. Kurzke entschied, nicht zu schießen. Als eine Flak in der nahen Kaserne trotzdem zu feuern begann, robbte Kurzke zur Stellung und klärte die Situation. Prompt stoppten die Waffen.

Auf seinem Weg zurück fiel plötzlich doch noch ein Schuss, und Kurzke blieb blutend liegen – von hinten von einem seiner eigenen Leute erschossen.

Wladimir Dulepo, ukrainischer Zwangsarbeiter

Die Amerikaner rückten in den Morgenstunden des 4. Mai von Ried kommend über Geiersberg nach Haag am Hausruck vor – ein Freudentag für den Zwangsarbeiter Wladimir Dulepo. Er kletterte er auf einen Baum, um eine weiße Fahne aufzuhängen. SS-Männer, die sich in einem Auto von Pram her näherten, entdeckten sie aber zuerst und schossen ohne zu zögern.

Dulepo verstarb nachmittags um 16.30 Uhr im Krankenhaus Grieskirchen. Um 8 Uhr früh zogen amerikanische Soldaten kampflos in Pramerdorf ein.

Donnerstag, 8. Mai, 19 Uhr
vor dem Charlotte Taitl-Haus, Roßmarkt 29, Ried
Veranstalter: Gymnasium Ried, M. u. T. und Kulturabteilung der Stadt Ried

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