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Wenn es zu Hause kriselt, hilft das mobile Familiencoaching Innviertel

Rosina Pixner, 03.01.2022 14:45

INNVIERTEL. Die Corona-Pandemie stellt Familien vor große Herausforderungen und je länger sie anhält, umso mehr werden die Auswirkungen in der Kinder- und Jugendhilfe spürbar. Für die kommenden Jahre erwartet die Kinder- und Jugendhilfe weiterhin einen steigenden Bedarf. Die Abteilung Kinder- und Jugendhilfe startet mit Jänner 2022 ein neues Projekt für die Bezirke Ried, Schärding und Braunau: das mobile Familiencoaching Innviertel des Diakonie Zentrums Spattstraße.

Birgit Mayr-Mauhart, Abteilungsleiterin Sozialpädagogische Betreuung, Diakonie Zentrum Spattstraße (Foto: Land OÖ/Stinglmayr)

Das mobile Familiencoaching Innviertel ist ein präventives Angebot und zielt darauf ab, Krisen abzufedern. Ermöglicht wird dies durch eine eigens eingerichtete Beratungshotline sowie durch persönliche Coaching-Termine. Die Hotline bietet telefonische Sofortberatung: Unter 0800/700 734 sind kompetente Ansprechpartner täglich erreichbar – Montag, Mittwoch und Freitag vormittags (8.30 bis 13 Uhr) und Dienstag und Donnerstag nachmittags (13 bis 17.30 Uhr). Anrufer erhalten Beratung beziehungsweise Anleitung zur möglichen sofortigen Deeskalation. Ziel ist eine rasche Entlastung ihrer persönlichen Situation. Beim Telefonat werden die Problemlagen und nötigen Basisinformationen erhoben, zusätzlich wird die Möglichkeit einer mobilen Vor-Ort-Beratung angeboten. Wenn es sinnvoll ist, wird auch an andere Einrichtungen weiterverwiesen, falls diese eine passendere weiterführende Hilfe anbieten. Die Beratung ist kostenfrei und auf Wunsch auch anonym. Außerhalb der Erreichbarkeit wird der Anruf auf eine Mobilbox umgeleitet und ein Rückruf zu den Beratungszeiten angeboten. Zusätzlich wird über andere Angebote in Not- und Krisensituationen informiert und deren Telefonnummern bekannt gegeben.

Beratung vor Ort

Ab dem Frühjahr wird ein Beratungsbus zur Verfügung stehen, der an öffentlichen Plätzen des Innviertels eine spontane und niederschwellige Möglichkeit für ein Gespräch anbieten wird. Auf Wunsch kommen die Berater auch persönlich zu den Familien nach Hause. Intensität und Dauer richten sich nach dem Bedarf der Familie.

Wer kann sich melden?

Unterstützung gibt es bei allen Themen, die pandemiebedingt oder im Familienalltag auftauchen, wie bei Streit und Konflikten, beim Umgang mit Medien, Erziehungsthemen, Schulproblemen, Erschöpfung und vielem mehr. Erfahrungen aus Kärnten mit diesem Modell zeigen, dass die Problemlagen der Familien mannigfaltig sind und von „A“ wie Arbeitslosigkeit bis „Z“ wie zocken reichen. Das Angebot richtet sich gezielt an Familien, die im Innviertel leben. Zielgruppen sind Kinder, Jugendliche und deren Erziehungsberechtigte sowie Personen aus dem nahen Umfeld der Kinder und Jugendlichen. Die Experten beraten und coachen bei traumatischen Erfahrungen, bei Angst, bei Überlastung, bei allen Themen, die psychische und physische Gesundheit betreffen und vielem mehr.

Sicherheit und Stabilität

Ziel ist es, die Sicherheit und Stabilität des familiären Gefüges möglichst rasch wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Im Coaching wird gemeinsam an den Stärken, Fähigkeiten und Ressourcen der Familie, des Kindes und Jugendlichen gearbeitet. Als Leitsätze gelten: „Repariere nichts, was funktioniert!“, „Wenn etwas nicht funktioniert – mach etwas anders!“ und „Wenn etwas funktioniert – dann wiederhole es!“. Diese drei simplen Herangehensweisen helfen den Familien, wieder an sich zu glauben und handlungsfähig zu werden. Beim Coachingprozess werden keine fertigen Lösungen vorgegeben, das Gegenüber wird so angeleitet, dass es selbst die Lösungswege erkennen kann und befähigt ist, die nächsten Schritte aus der Krise zu gehen.

Auffangsysteme sind ausgelastet

Die Kinder- und Jugendhilfe und ihre Systempartner spannen ein weites Netz an Auffangsystemen für belastete Familien – von der Beratung bis hin zum unmittelbaren Schutz von Kindern in Gefahrensituationen. Dieses Netz wurde mit viel Einsatz und Flexibilität aufrechterhalten, um belasteten Familien so viel Stabilität wie möglich zu geben. Die aktuellen Rückmeldungen von allen Systemen sind jedoch ähnlich: Die Anfragen sind gestiegen, die Angebote in der Regel mehr als nur ausgelastet. Kriseneinrichtungen melden volle Belegung, Gewaltschutzzentrum und Schulsozialarbeit eine Zunahme der von Gewalt betroffenen Kindern und Jugendlichen, bei den Kinderschutzzentren gibt es Wartelisten, die stationäre Kinder- und Jugendpsychiatrie muss sich auf absolute Notfälle beschränken, die Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe verzeichnen immer mehr ganz junge Kinder mit intensivem sozialpädagogischem Betreuungsbedarf.


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