Über Umwege in die Bundesliga
RIED/ALTHEIM. Gegen Rapid Wien feierte der Altheimer Ante Bajic sein Bundesligadebüt für die SV Guntamatic Ried. Bis es so weit war, musste er einige Hürden überspringen.
Seine ersten Schritte als Fußballer machte Bajic bei seinem Heimatklub SK Altheim. Mit elf Jahren nahm er an einem Sichtungstraining von Wacker Burghausen teil und wurde prompt verpflichtet. Es folgten sieben Jahre, in denen der feine Techniker mehrmals wöchentlich von Altheim nach Bayern pendelte. „Nach der Schule ging es mit dem Mitarbeiterbus der Wacker-Werke nach Burghausen, dann weiter zum Training. Ab und zu kam es vor, dass mir die Busfahrer die Tür vor der Nase zumachten und wegfuhren, da sie nicht wussten, dass ich mitfahren darf“, lächelt Bajic. Später, als er eine Lehre als Schlosser absolvierte, übernahmen Mama Nada und Papa Branko die Rolle des Chauffeurs. Sportlich stuft der Altheimer die Zeit in Burghausen als sehr lehrreich ein. „Wacker ist bekannt für die gute Nachwuchsarbeit. Wir spielten sogar ein Jahr lang in der Junioren-Bundesliga“, berichtet der 25-Jährige, der sogar in die Bayern-Auswahl einberufen wurde. Dabei kickte er unter anderem Seite an Seite mit Julian Weigl, der im Sommer für 20 Millionen Euro von Dortmund zu Benfica Lissabon wechselte.
Wechsel nach Gurten
Im Jänner 2014 folgte für Bajic der Wechsel zum damaligen OÖ-Ligisten Union Gurten. „Ich kann mich noch sehr gut an das erste Training von Ante erinnern. Man hat sofort gemerkt, welch ein Riesen-Potenzial er besitzt“, berichtet Rainer Neuhofer, langjähriger Erfolgstrainer der Gurtner. Die Jahre beim derzeitigen Regionalligisten waren für Bajics Entwicklung entscheidend. „Viele Nachwuchsspieler wechseln von der Akademie in die Bundesliga und bleiben oft auf der Strecke, weil sie zu wenig oder fast gar keine Einsatzzeit bekommen. Diese ist für einen jungen Spieler jedoch das Wichtigste. Diese hat er in Gurten bekommen. Anfangs sogar über Einsätze in der 1B-Mannschaft, die in der 2. Klasse spielte.“ Dass es der dynamische Offensivspieler zum Profi schaffen kann, daran hat Neuhofer nie gezweifelt. „Er hat sich nie auf seinem Talent ausgeruht, sondern wollte immer dazulernen.“
„Die Zeit in Gurten hat mich sehr geprägt. Ich habe von Spielern wie Martin Feichtinger oder Florian Hirsch viel gelernt“, meint Bajic, der durch starke Leistungen im Dress der Gurtener die SV Ried auf sich aufmerksam machte. Nach einem einwöchigen Probetraining im Jänner 2018 wurde er verpflichtet – jedoch erst ab der Saison 2018/2019.
Training, Spiel, Arbeit
Für Bajic sollten die Wochen und Monate bis zum Wechsel nach Ried extrem stressig werden: Montags und dienstags Training mit Ried. Dazu eine Übungseinheit plus Spiel mit Gurten. Nebenbei arbeitete er noch als Schlosser. „Es war nicht ganz einfach, alles unter einen Hut zu bringen. Mit dem Wechsel nach Ried ging für mich ein Traum in Erfüllung. Deswegen habe ich die Strapazen auf mich genommen“, berichtet der Bundesligaprofi. Spurlos ging diese intensive Zeit jedoch nicht an Bajic vorbei. Eine schmerzhafte Schambeinentzündung war die Folge, die den Offensivspieler zum Zuschauen verdonnerte. Über starke Leistungen bei den Jungen Wikingern empfahl sich Bajic jedoch für höhere Aufgaben und kam im Herbst 2018 zu einigen Einsätzen in der zweiten Bundesliga. So richtig explodierte er im darauffolgenden Frühjahr. Dabei gelangen ihm acht Treffer in 14 Spielen.
Zwei Operationen
Doch in dieser Tonart sollte es nicht weiter gehen. Bedingt durch zwei Schulteroperationen, absolvierte Bajic in der Aufstiegssaison nur neun Spiele. „Es war eine extrem schwierige Zeit. Ich spielte sogar mit dem Gedanken, die Schuhe an den Nagel zu hängen. Familie, Freunde und der gesamte Verein haben mich in dieser schwierigen Phase extrem unterstützt. Dafür werde ich ihnen ewig dankbar sein“, so Bajic, der am 22. November beim 4:3-Sieg der Wikinger gegen Rekordmeister Rapid Wien sein Bundesligadebüt feierte. Dabei ließ er sein Können aufblitzen und legte nach einer schönen Einzelaktion den Siegestreffer der Rieder auf. „Dieses Spiel werde ich nie im Leben vergessen. Das Einzige, was fehlte, waren die Zuschauer.“
Viele Experten sind sich einig, dass Bajic erst am Anfang einer erfolgreichen Profikarriere steht – sofern er vom Verletzungspech verschont bleibt. „Ante bringt alle Voraussetzungen für einen modernen Fußballer mit. Er hat Tempo, eine feine Technik und ist extrem ehrgeizig““, meint Neuhofer.
Wohin seine Reise in Zukunft geht, darüber macht sich Bajic keine Gedanken. „Das wird man sehen. Für mich ist es wichtig, dass ich verletzungsfrei bleibe und meinen Beitrag zu unserem Ziel, dem Klassenerhalt, beisteuern kann.“
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden