SVR-Trainer Max Senft: „Der direkte Wiederaufstieg wäre etwas sehr Spezielles“
RIED. Die Frühjahrssaison beginnt für die SV Guntamatic Ried am Freitag, 16. Februar (20.30 Uhr) mit dem Heimspiel gegen den FAC Wien. Tips sprach mit SVR-Trainer Max Senft.
Tips: Wie ist die Vorbereitung verlaufen?
Senft: Im Trainingslager hatten wir super Rundum-Bedingungen. Abgesehen von ein paar kleinen Wehwehchen ist es sehr gut und sehr intensiv über die Bühne gegangen. In der letzten Vorbereitungswoche merkt man eine gewisse Müdigkeit, die aber normal ist.
Tips: Worauf haben Sie den Schwerpunkt gelegt?
Senft: Einerseits, dass die Mannschaft mehr auf die Bühne steigt und die Trainer einen Schritt zurück machen, dass die Mannschaft eine Spur mehr Verantwortung übernehmen kann ...
Tips: Also weniger Hereinrufen von außen?
Senft: Reinrufen tu' ich trotzdem viel. Wir haben ein paar Workshops gemacht, dass die Mannschaft in gewissen Momenten mehr machen kann. Dieser Teamentwicklungsprozess mit der Integration der neuen Spieler war ein Punkt der Vorbereitung. Der zweite große Punkt war, dass wir das Level, das wir speziell im Pressing und bei Standardsituationen etabliert haben, über die Vorbereitung halten und dass wir von dieser Identität, die wir uns im Herbst geschaffen haben, keinen Millimeter mehr abrücken. Der dritte Punkt war, dass wir uns im Offensivspiel verbessern wollten und ein paar neue Lösungen hineingebracht haben.
Tips: Bajic, Eza, Grosse – das ist für die zweite Liga ein toller Sturm.
Senft: Ja, ich glaube dass wir im Verein in beiden Transferfenstern eine Super-Arbeit geliefert haben. Das Winter-Fenster konnte man natürlich besser vorbereiten als das im Sommer. Aber im Sommer war es wichtig, dass Wolfgang Fiala und ich in einer schwierigen Phase keine Schnellschüsse gemacht haben, sondern immer evaluiert haben, was wir noch brauchen – auch wenn einige Spieler wie Eza, Steurer, Celic, erst spät gekommen sind, aber gut zur Mannschaft passen.
Tips: Dafür, dass eigentlich die ganze Mannschaft ausgetauscht wurde, hat das gut funktioniert.
Senft: Ich erinnere mich schon, wie schwierig die ersten Runden waren. Da sind wir stark in der Kritik gestanden. Aber wir haben gewusst, dass diese Anfangsphase, in der einerseits ein neues Team zusammenkommt und andererseits noch nicht alle Spieler da waren, schwer wird. Das Entscheidende war, dass wir von unserem Weg nicht abgegangen sind. Es gab Schlüsselwochen im Herbst, als die Ergebnisse nicht so erfreulich waren, aber wir unsere Identität weiter zu 100 Prozent verfolgt haben. Das war meiner Meinung nach einer der wichtigsten Faktoren, warum wir danach besser performt haben.
Tips: Gibt es zum Saisonstart Ausfälle?
Senft: Sowohl Gragger als auch Pommer kommen in den nächsten zwei, drei Wochen hoffentlich wieder ins Mannschaftstraining. Beganovich sollte nächste Woche ins Training einsteigen. Nico Wiesinger hat sich in einem Freundschaftsspiel verletzt und wird in drei Wochen wieder ins Mannschaftstraining kommen. Marcel Ziegl ist auch noch bei den Rekonvaleszenten.
Tips: Im Winter wurde mit Bajic und Agbenyenu wenig, aber sehr gezielt eingekauft.
Senft: So einen Transfer wie bei Ante Bajic kann man nicht planen. Zuerst muss es der Spieler wollen, aber dann haben alle Beteiligten im Verein alles dafür getan, dass wir den Transfer realisieren können. Bei Lumor Agbenyenu haben wir von Anfang an gesagt, dass wir auf dem linken Wingback wegen der Verletzung von Pommer einen neuen Spieler holen wollen.
Tips: Wie findet man solche Spieler wie Agbenyenu, der bei einem Abstiegskandidaten in Griechenland spielte?
Senft: Das Scouting ist der Job von Wolfgang Fiala. In der letzten Phase sehe ich natürlich die Spieler, aber die Vorauswahl und das Netzwerken ist die Aufgabe von Wolfgang, der dabei von Lukas Brandl unterstützt wird.
Tips: Um doch noch aufsteigen zu können, müsste die SVR das direkte Duell gegen den GAK (am 29. März in Ried) gewinnen und darauf hoffen, dass die Grazer zwei Umfaller mehr haben als die SVR. Ist das realistisch oder eher Wunschdenken?
Senft: Acht Punkte ist schon ein Brett, und es hat 27 Jahre lang kein Absteiger geschafft, direkt wieder aufzusteigen. Der direkte Wiederaufstieg wäre also etwas sehr Spezielles. Unser Fokus liegt auf der Phase der ersten sechs Spiele bis zum GAK-Spiel. Wir wollen bis dahin Momentum aufbauen, und dann dieses Spiel bestreiten. Nach dem direkten Duell ist dann der Zeitpunkt, wo man mehr in die Ferne blicken kann. Im Herbst haben wir in den ersten Spielen zu wenig Punkte gesammelt, und wollen uns bei dem einen oder anderen Gegner auch revanchieren.
Tips: Stripfing?
Senft: Zum Beispiel. Die haben aber einen sehr guten Herbst gespielt. Damals hat jeder unterschätzt, was für eine gute Mannschaft die haben. Der GAK hat im Herbst außerordentlich viel gepunktet. 37 Punkte in einer Halbsaison gibt es nicht oft.
Tips: Ihr habt mit 33:10 Toren klar den erfolgreichsten Angriff und die beste Verteidigung und seid stark bei Standardsituationen. Wo gibt es noch die meiste Luft nach oben?
Senft: Eines unserer Ziele in der Vorbereitung war, dass wir im Angriffsspiel und im Ballbesitz den nächsten Schritt gehen.
Tips: Generell war das unfreiwillige Projekt 2. Liga ja auf zwei Jahre angelegt. Gibt es einen Druck, aufsteigen zu müssen? Vielleicht eigenen Druck oder Ehrgeiz?
Senft: Wir sehen uns da eher in der Position des Jägers. Der Druck liegt klar beim GAK.
Tips: Wie groß war der Druck zu Beginn der Saison, als durch vier Unentschieden und die Niederlage in Stripfing viele Punkte verlor?
Senft: Uns war klar, dass die erste Phase schwierig wird. Aber gleichzeitig ist die Erwartungshaltung in Ried zu Recht, dass man sofort oben andockt. Es war entscheidend, dass wir uns treu geblieben sind. Daraus können wir jetzt viel Kraft ziehen.
Tips: Die Fans waren nach dem Abstieg besonders in der schwierigen Startphase geradezu unglaublich geduldig.
Senft: Es war ein unglaublicher Kraftgeber, wie uns die Fans über diese schwere Phase ein Stück weit drübergetragen haben. Ich glaube, die Spieler haben das den Fans im Laufe des Herbstes auch zurückgegeben. Es ist schon eine spezielle Bindung zwischen Mannschaft und Fans entstanden. Man sieht, dass sich die Spieler mit den Werten des Vereins identifizieren, das honorieren die Fans.
Tips: Wie läuft die Zusammenarbeit mit der Fußballakademie und den Amateuren ab? Man hat ja den Eindruck, dass sich da einiges getan hat, nachdem zuletzt jahrelang kaum junge Spieler nach oben zu den Profis kamen.
Senft: Die Einbindung der Akademie ist eine der fünf Maßnahmen, die wir vor der Saison vorgestellt haben. Wir haben fünf Akademiespieler (Arjan Malic, Jonas Mayer, Fabian Rossdorfer, Nico Wiesinger, Matthias Gragger), die zu regelmäßigen Einsatzzeiten gekommen sind. Es kommen richtig gute Spieler nach, und wir wollen diesen jungen Spielern auch Chancen geben. Der Trainer der Jungen Wikinger sitzt bei uns im Büro. Es ist ein ganz enger Austausch, auch zur Akademie mit Marcel Dallinger und Lukas Brandl. Wir sind ein Verein, bei dem sich das Spielkonzept von der U15 bis zur Kampfmannschaft durchzieht.
Tips: Noch mal zur Mannschaft. Entwickelt sich eine Struktur mit Führungsspielern von selbst oder muss der Trainer da nachhelfen?
Senft: Die Mannschaftshierarchie bildet sich die Mannschaft selbstständig, aber wir haben uns in der Kaderplanung natürlich sehr bewusst für den einen oder anderen Spieler, wie zum Beispiel Andi Leitner, entschieden.
Tips: Was kennzeichnet die Trainer-Handschrift von Max Senft?
Senft: Ein Teil hat gar nicht so viel mit Fußball zu tun, sondern damit, wie wir als Mannschaft auftreten wollen. Das zeigt sich beim Aufwärmen – wie Spieler, die nicht spielen, den anderen positive Energie geben. Oder wenn ein Verteidiger, auch wenn eine Partie bei 5:0 durch ist, den Ball noch mit einem 50-Meter-Sprint rettet. Man soll spüren, dass unsere Mannschaft einen eigenen Charakter hat. Das ist mir sehr wichtig. Der zweite Part ist, dass Dynamik und Dynamikwechsel für unseren Fußball ganz entscheidend ist, weil wir mit sehr hoher Intensität spielen, aber auch Gegner vor der Brust haben, die es auch passiver anlegen. Da musst du deine Angriffe sauber vorbereiten und diesen Dynamikwechsel initiieren. Das eine ist der spezielle Charakter der Mannschaft, der sich in allem möglichen ausdrückt, das andere ist der Fußball, für den wir stehen wollen, mit Dynamik und Dynamikwechsel.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden