RIED. Dass FACC wegen der durch die Pandemie verursachte Krise der Luftfahrtindustrie Mitarbeiter entlassen muss, hat das Unternehmen schon vor Monaten angekündigt. Jetzt gab das Management Zahlen bekannt: 650 von 3.400 Mitarbeitern in Österreich – und damit etwas weniger als die befürchteten 700 – verlieren nach sechs Monaten Kurzarbeit ihren Arbeitsplatz.
Die Mitarbeiter wurden am Freitag, 18. September in mehreren Betriebsversammlungen in der Rieder Messehalle 19 informiert. Die Veranstaltung fand wegen der Corona-Bestimmungen in mehreren Blöcken statt.
Der Vorstand, die Belegschaftsvertretung und die zuständigen Gewerkschaften Bau-Holz bzw. der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier OÖ informierten dabei auch über den Sozialplan, der in langwierigen Verhandlungen in den letzten Monaten gemeinsam ausgearbeitet wurde.
FACC-CEO Robert Machtlinger erklärte: „Trotz unserer vielen Bemühungen in den letzten Monaten, ausgelagerte Produkte in die Eigenfertigung zu integrieren, das Produktportfolio durch vertikale Integration zu erweitern und durch diese Maßnahmen rund 150 Arbeitsplätze am Standort neu zu schaffen, müssen wir uns auf das neue Marktumfeld einstellen und deutliche Veränderungen vornehmen.“
„Schmerzhafter Eingriff“
Details des Sozialplans gab das Unternehmen nicht bekannt. Machtlinger: „Uns ist bewusst, dass dieser Eingriff für alle betroffenen Kolleginnen und Kollegen, aber auch für das Unternehmen schmerzhaft ist. Gemeinsam mit dem Betriebsrat und unseren Sozialpartnern haben wir in zahlreichen konstruktiven Verhandlungen einen Sozialplan ausgearbeitet.“
Die Gewerkschaftsvertreter – Christian Burger (GBH) und Wolfgang Gerstmayer (GPA-djp) – kündigten an, die betroffenen Mitarbeiter in den nächsten Tagen in Einzelgesprächen zu informieren: „Der erarbeitete Sozialplan hat das Ziel, die negativen Folgen abzufedern und bestmöglich Unterstützung zu geben.“
Weltweite Krise
Der Höhenflug der Luftfahrtindustrie ist durch die Pandemie brutal gestoppt worden. In den vergangenen Monaten blieben rund 80 Prozent der weltweiten Flugzeugflotten auf dem Boden. Übernahmen von neuen Flugzeugen wurden verschoben, Investitionen storniert. Das Vor-Corona-Niveau in der Luftfahrzeugbranche werde erst in vier bis fünf Jahren wieder erreicht sein.
Das FACC-Management ist trotzdem überzeugt, dass das Unternehmen mit seinen dann 2.700 hochqualifizierten Mitarbeitern und einer Eigenkapitalquote von etwa 40 Prozent für die Zukunft sehr gut aufgestellt ist. Mit 1. Oktober kehrt FACC zur Normalarbeitszeit zurück.
Reaktion des Landes OÖ
Landeshauptmann Thomas Stelzer und Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner sprachen von einem „schweren Schlag für das Innviertel“. Sie gaben ihrer Hoffnung Ausdruck, dass der aktuell große Arbeitskräftebedarf im Innviertel die Auswirkungen der Entlassungen abfedern könne. Stelzer wies darauf hin, dass der Motorradhersteller KTM für seine Produktion im Innviertel aktuell dringend 200 neue Mitarbeiter suche.
Darüber hinaus, so Stelzer, könne im Rahmen eines Stiftungsmodells den FACC-Beschäftigten mit Qualifizierungsmaßnahmen der Wiedereintritt in den Arbeitsmarkt erleichtert werden.
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