Arbeitskräfte sind Mangelware: Prognosen für die nächsten Jahre
GURTEN. Die Best Business Association (BBA) ist ein Unternehmernetzwerk der Donau-Moldau-Region und lädt einmal im Jahr zum BBA Sommerbier zum Netzwerken ein. Eine hochkarätige Jury diskutierte im Fill Future Dome „Sind wir in fünf Jahren noch produktionsfähig?“.
Die Rahmenbedingungen für Arbeit haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Der Mangel an Arbeitskräften wirkt sich auf die gesamte Wirtschaft aus und der demografische Wandel bewirkt, dass immer weniger junge Menschen in den Arbeitsprozess einsteigen, nicht zuletzt auch wegen der Work-Life-Balance. Dies hat massive Auswirkungen auf die künftige Produktionsfähigkeit. „Sind wir in fünf Jahren noch produktionsfähig?“, darüber diskutierten auf Einladung von Rudi Fellner (BBA Präsident) der Arbeitsminister Martin Kocher, Gabriel Felbermayr (Direktor Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, Ulrich Bartosch (Präsident der Universität Passau) und Johann Kraus (Senior Vice President von Rohde & Schwarz).
Faktor Arbeit attraktivieren
Arbeitsminister Martin Kocher strich hervor, dass die Hürden zur Arbeit für Personen aus Drittländern zu hoch sind. Die Verfahren müssten verkürzt werden. Österreich werde zwar produktionsfähig bleiben, aber das Wirtschaftswachstum wird sich verlangsamen. „Erstmals gibt es in einer Region wie Oberösterreich mehr offene Stellen als Bewerber. Covid hat einen Arbeitskräftemangel hervorgerufen, aber auch der demografische Wandel zeigt seine Wirkung. Hier dürfen wir keine Zeit verlieren“, betont Kocher. Er sieht Potenzial im gesamten deutschsprachigen Raum und bei älteren Arbeitnehmern – für die sollte es attraktiver werden auch über das gesetzliche Pensionsalter hinaus zu arbeiten. Zudem ist für Kocher der Faktor Arbeit steuerlich zu hoch belastet. „Die Covid Pandemie hat gezeigt, dass wir alles schaffen können. Es gab jedoch noch nie so große geopolitische Herausforderungen wie jetzt. Wir werden durchkommen, aber es wird schwer“, betonte Kocher in der Diskussionsrunde.
Proaktive Einwanderungspolitik
Geht es nach Gabriel Felbermayr von Wifo fehlt in Österreich eine proaktive Einwanderungspolitik. „Wir müssen aktiv in die Märkte reingehen und den roten Teppich ausrollen. Wir müssen uns als Arbeitgeber attraktiv machen. Vor allem müssen wir grenzüberschreitend zusammenarbeiten“. 2023 werden laut Felbermayr Arbeitskräfte fehlen. Für ihn ist die Region rund um das Innviertel ein innovatives Kraftzentrum, davon konnte er sich bei einem Firmenrundgang bei Fill selbst überzeugen. Uni-Präsident Ulrich Bartosch ist davon überzeugt, dass Forschung und Entwicklung sowie die Digitalisierung Lösungsansätze bieten. Was die IT-Security anbelangt hängt Europa täglich am seidenen Faden. Diese ist an der Grenze nicht zu stoppen, daher muss man grenzübergreifend zusammenarbeiten. Mit einem Projekt gemeinsam mit Vilshofen und der Hochschule Deggendorf wird aktuell ein Projekt umgesetzt.
Arbeitsmarkt ist ein Arbeitnehmermarkt
Johann Kraus von Rohde & Schwarz ist sich sicher, dass 2030 nur die Firma erfolgreich sein wird, die auch Arbeitskräfte hat. Der Arbeitsmarkt ist zu einem reinen Arbeitnehmermarkt geworden. „Die Welt wird sich anpassen müssen. Der größte Konkurrent ist für uns Asien. Dort gibt es keine Work-Life-Balance“.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden