Symbolischer Spatenstich für ein neues Frauenhaus in Ried
RIED. Mit einem „stellvertretenden“ Spatenstich erfolgte jetzt der Auftakt für den Bau eines neuen Frauenhauses in Ried.
Das alte Frauenhaus „entspricht nicht dem, was man heute gerne hätte“, sagte Landeshauptmann-Stellvertreterin und Frauenreferentin Christine Haberlander (ÖVP). Vor allem die sanitären Einrichtungen (nur ein Bad pro Etage) seien nicht ausreichend, auch die Sicherheitsvorkehrungen müssten verbessert werden. „Wir wollen Räume, die ein erstes Zuhause sein können.“
Haberlander: „Wir bemerken ein Ansteigen der Fälle. Das kann an der größeren Bewusstseinsbildung liegen, allerdings steigt auch die Intensität der Gewalt, die Bedrohung wird größer.“ Sie kritisiert, dass es nicht erlaubt sei, die Frauenhäuser bundesländerübergreifend zu belegen.
„Gewalt ist die hässliche Seite der Gesellschaft“, sagt Haberlander, „und Gewalt passiert nicht nur in Linz, sondern auch in den Regionen.“
Frauenhäuser sind voll
Landesrätin Birgit Gerstorfer, die bis Herbst 2021 politisch für die Frauenhäuser zuständig gewesen ist und wesentlichen Anteil an der Umsetzung in Ried hat, wies darauf hin, dass Standorte in den Regionen wichtig seien – vor allem, damit Kinder nicht die Schule wechseln müssen. Andererseits müsse es auch die Möglichkeit zu einem Ortswechsel geben, um die Distanz zu Gewalttätern zu erhöhen.
Die Frauenhäuser in Oberösterreich bieten 41 Plätze und seien aktuell voll, daher sei der Ausbau beziehungsweise Neubau wichtig.
Ein Platz mehr
Das derzeitige Frauenhaus in Ried bietet Schutz für sechs Frauen und zwölf Kinder. Das neue Frauenhaus wird Platz für sieben Frauen und zwölf Kinder bieten, eine Wohnung ist barrierefrei.
Bis zum Baubeginn wird es noch etwas dauern; in diesem Fall folgt auf den Spatenstich nicht der Baubeginn, sondern erst die Ausschreibung. Aktuell wird mit Kosten von etwa 1,8 Millionen Euro gerechnet.
Bürgermeister Bernhard Zwielehner: „Wir sind dankbar, dass das Land im Wort steht, das Frauenhaus auch bei Preissteigerungen zu bauen. Wir sind froh, dass wir das Projekt im Stadtgebiet darstellen können.“
Obfrau Susanne Billinger freut sich, dass das neue Frauenhaus „endlich zeitgemäßes Wohnen“ mit allen notwendigen Sicherheitsvorkehrungen ermöglichen wird.
Gerade Letzteres wird immer wichtiger. Ein besorgniserregender Trend ist, dass der Anteil der „Hochrisikofrauen“ mit besonderen Schutzbedürfnissen stiegt. Hochrisiko bedeutet, dass diese Frauen mit der Tötung bedroht sind.
„Immer eine Akutsituation“
Landesrätin Gerstorfer: „Die Situation ist prekär. Das Ziel, dass 20 Prozent der Plätze für Notfälle frei bleiben, können wir kaum erreichen. Wenn eine Frau ins Frauenhaus kommt, ist das immer eine Akutsituation. Dann sollte auf die Stunde Platz zur Verfügung stehen. Die Gemeinden haben bei Pandemiebeginn vier zusätzliche Plätze zur Verfügung gestellt, die waren in kurzer Zeit belegt.“
Die Frauen dürfen maximal ein Jahr im Frauenhaus wohnen. Im Durchschnitt bleiben die Frauen vier bis sechs Monate, manche gehen aber schon nach einer Nacht oder einer Woche wieder – wie lange sie bleiben, können sie selbst entscheiden.
Im Jahr 2021 fanden insgesamt 21 Frauen und 15 Kinder vorübergehenden Schutz und Sicherheit in einer der sechs Wohneinheiten des Rieder Frauenhauses. Mit einer jährlichen Auslastung von durchschnittlich 80 Prozent und einer oberösterreichweiten Zusammenarbeit mit den anderen Frauenhäusern arbeitet tagtäglich ein multiprofessionelles Team rund um die Uhr für die Frauen im Innviertel.
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