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Nachmittagsbetreuung wieder kostenpflichtig: Auswirkungen des Elternbeitrags sind noch nicht absehbar

Martina Gahleitner, 06.02.2018 06:05

BEZIRK ROHRBACH. Seit Anfang Februar ist die umstrittene Kindergartengebührenverordnung in Kraft – Eltern müssen somit für die Betreuung in den Kindergärten ab 13 Uhr wieder einen finanziellen Beitrag leisten. Die Gemeinden bemühen sich, zumindest bis Sommer die Betreuung wie gewohnt aufrecht zu erhalten. Wie sich der Elternbeitrag tatsächlich auswirken wird, wird man wohl erst im Herbst sehen.

Seit 1. Februar müssen Eltern wieder einen Beitrag für die Nachmittagsbetreuung zahlen. Foto: Wodicka

In vielen Gemeinden fehlen noch die Rückmeldungen der Eltern, die gerade erst über die neue Tarifordnung informiert worden sind. Auch in Rohrbach-Berg sind die genauen Zahlen noch nicht bekannt. Bisher haben rund 70 Kinder die Nachmittagsbetreuung in den beiden Kindergärten genutzt. „Es gibt bereits Abmeldungen, vor allem im Kindergarten Berg – aber nicht in dramatischem Ausmaß. Wieder andere Eltern, die bisher ihr Kind einen Nachmittag in den Kindergarten gebracht hatten, weiten dies aus, weil sie ohnehin zwei Tage zahlen müssen. Die Reaktionen sind sehr unterschiedlich“, informiert die künftige Amtsleiterin Karin Fellhofer.

Auf alle Fälle offen

Im Sarleinsbacher Kindergarten schaut die Situation ähnlich aus: Auch hier gibt es ein paar Abmeldungen und im Gegenzug zusätzliche Nachmittagskinder. „An manchen Tagen kommen wir unter die Mindestgrenze von sieben Kindern, aber wir haben den Eltern versprochen, die Betreuung trotzdem anzubieten. Bis Sommer haben wir auf alle Fälle wie gewohnt offen, egal wie viele Kinder da sind“, betont Bürgermeister Roland Bramel. Die Bedarfserhebung wird dann zeigen, wie es im Herbst weitergeht.

Voller Beitrag für 20 Minuten?

Während sich die großen Gemeinden noch etwas leichter tun, schaut es in den kleineren schon schwieriger aus. In Klaffer etwa hat der Kindergarten ohnehin nur bis 14 Uhr geöffnet, 23 Kinder sind derzeit angemeldet. „Wir haben in dieser Stunde flexible Betreuung – manche Buskinder werden schon um 13.05 abgeholt, andere eine Viertelstunde später, bis um 14 Uhr ganz zugesperrt wird. Was soll ich nun für diese fünf oder 20 Minuten verlangen“, fragt sich Bürgermeister Franz Wagner. Die Gemeinde wird deshalb vorerst keinen Elternbeitrag einheben (vorbehaltlich des Gemeinderatsbeschlusses in der nächsten Sitzung), „aber in Zukunft werden wir was verlangen müssen. Im Herbst müssen wir uns gemeinsam eine sozial verträgliche Lösung überlegen“, sagt Wagner.

Alltag wird für Frauen viel komplizierter

Notwendig ist der Elternbeitrag laut Bildungslandesrätin Christine Haberlander (VP) für „den weiteren Ausbau des Kinderbetreuungsangebotes in Oberösterreich. Die Eltern leisten einen Beitrag für eine konkrete Leistung – nämlich für eine qualitativ und pädagogisch hochwertige Betreuung ihrer Kinder.“

Für Christiane Seufferlein, eine betroffene Mutter aus Julbach, eine Ironie. „Diese völlig planlose und überstürzte Einführung macht für hunderte Frauen vor allem am Land den Alltag komplizierter. Der Weg zurück an den Herd, der dabei immer mitschwingt, ist für viele weder möglich, noch erstrebenswert.“ In ihrer Gemeinde bemüht sich Bürgermeister Johannes Plattner bis Herbst den Betrieb normal aufrecht zu erhalten. „Was danach kommt, wissen wir alle nicht. Ewig lassen sich diese Mehrkosten auf Gemeindekosten nicht tragen“, sagt sie.

Feuer am Dach

Viele Betroffene haben sie in den vergangenen Wochen, seit sie mit ihrem Schreiben an Landeshauptmann Thomas Stelzer auf die schwierige Situation aufmerksam gemacht hat, kontaktiert und ihre Geschichte erzählt. „Eine Mutter muss wegen einer Stunde, die die Kinder länger als bis 13 Uhr im Kindergarten sind, den vollen Betrag bezahlen. Anders lässt sich ihr Alltag aber nicht organisieren. Bei einer Familie mit zwei Buben gibt es keine Nachmittagsbetreuung mehr. Beide Eltern arbeiten, um die familiären Kosten tragen zu können. Da ist richtig Feuer am Dach“, zeigt Seufferlein die teilweise harten Auswirkungen auf.

Vernetzung ist notwendig

Sie ist vor allem via Facebook um Vernetzung der Betroffenen bemüht, um „rasche Lösungen für Einzelne zu finden. Noch wichtiger scheint mir, gegen diese frauen- und familienfeindliche Haltung anzugehen. Es kann nicht sein, dass wir im 21. Jahrhundert um Rechte kämpfen müssen, die in einer zukunftsorientierten Gesellschaft längst Normalität sein müssten.“


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