Sozialpädagogische Familienhilfe: Auch in schwierigen Situationen lässt sich ein Ausweg finden
BEZIRK ROHRBACH. Grundsätzlich wollen alle Eltern das Beste für ihre Kinder. Manchmal klappt im Familienleben aber nicht alles so reibungslos wie geplant. Wenn Eltern an ihre Grenzen stoßen, keinen Ausweg aus belastenden Situationen mehr sehen, dann kommt die sozialpädagogische Familienhilfe ins Spiel: Ein multiprofessionelles Team begleitet Familien mit Kindern und Jugendlichen bei der Suche nach Lösungen und einer Neuorientierung.
Die sozialpädagogische Familienhilfe (Träger: Verein Hilfe für Kinder und Eltern) ist eine Ergänzung der Arbeit der Kinder- und Jugendhilfe. „Wir sind deren Auftragnehmer und arbeiten auch intensiv mit anderen Einrichtungen zusammen“, informiert Regionalleiterin Renate Kiesenhofer. „Im Bezirk Rohrbach gibt es ganz viele, bereichernde Angebote für Familien. Die Netzwerke wollen wir für Eltern nützen, die wir in belastenden Situationen begleiten und unterstützen. Unser Ziel ist, dass sie sich alleine wieder zurechtfinden“, sagt Kiesenhofer. Rund 20 Familien werden im Durchschnitt ständig begleitet. Es geht dabei um die Entlastung und Stützung des gesamten Familiensystems, um die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung, Stärkung der Erziehungskompetenz, um die Betonung der eigenen Fähigkeiten in der Familie. „In jedem Menschen steckt Entwicklungspotenzial – dieses wollen wir hervorheben und daran andocken. Wichtig ist deshalb immer eine empathische, wertschätzende Haltung und die Begegnung auf Augenhöhe.“
Weil Probleme nicht kurzfristig entstehen, braucht auch die Lösung Zeit und Ausdauer. Eineinhalb Jahre sind die Richtzeit für die Begleitung durch die SFH, verrät die Rohrbacher Regionalleiterin. „Wichtigste Aufgabe ist es, Vertrauen aufzubauen – denn nur so kann eine konstruktive Weiterarbeit gelingen.“ Besonders schön und gleichzeitig herausfordernd findet sie, dass die Fachkräfte direkt zu den Familien kommen. „Das ist auch für die Familien eine Herausforderung, denn bei diesen wöchentlichen Hausbesuchen dringt jemand in ihre Privatsphäre ein.“ Nur so könne aber das ganze Umfeld eingebunden werden.
Gleichzeitig sind freizeitpädagogische Aktivitäten enorm wichtig: Beim Bogenschießen, Klettern oder bei gemeinsamen Ausflügen und individuellen Workshops können soziale Kompetenzen entwickelt werden. Gerade für solche Aktivitäten fehlen dem Rohrbacher Team aber oft die finanziellen Mittel (Unterstützer können sich deshalb gerne melden).
Wenn der Anker fehlt
„Familie bedeutet Geborgenheit und Anstrengung“, sagt Kiesenhofer, selbst dreifache Mutter, die weiß, dass man bei der Erziehung an Grenzen stößt. „Grundsätzlich wollen Eltern das Beste für ihre Kinder. Sie übersehen dabei aber, dass liebevolle Konsequenz und Grenzsetzung notwendig sind. Kindern fehlt oft der Anker“, spricht sie auch den steigenden Leistungsdruck in unserer schnelllebigen Zeit und den verstärkten Medienkonsum an. Es fehle oft an ungeteilter Aufmerksamkeit und dadurch entstehen Probleme. „Es gibt aber immer einen neuen Weg und neue Perspektiven. Diese wollen wir gemeinsam finden“, betont Renate Kiesenhofer. Sechs sozialpädagogisch geschulte Fachkräfte und eine Psychotherapeutin umfasst das Rohrbacher SFH-Gruppe, „das Ineinanderfließen der jeweiligen Fähigkeiten macht unser Team aus.“
Die Arbeit der sozialpädagogischen Familienhilfe (SFH) ist kostenlos und eine freiwillige Maßnahme, sie unterliegt dem Kinder- und Jugendhilfegesetz und der Richtlinie „Sozialpädagogische Familienbetreuung“ des Landes OÖ. Angeschlossen ist auch eine psychotherapeutische Begleitung für Kinder und Jugendliche sowie das Kinderschutzzentrum.
Kontakt: Renate Kiesenhofer, Tel. 0664/8863 8572,
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