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Postbus aus dem Rennen: „Das wird Auswirkungen auf alle Busfirmen haben"

Martina Gahleitner, 18.07.2017 07:50

BEZIRK ROHRBACH. Groß war der Schock, als die Postbusfahrer vergangene Woche erfahren haben, dass sie bei der Vergabe der Kraftfahrlinien alle Linien an private Anbieter verloren haben. Zwei Lose sind zwar noch nicht vergeben, aber auch hier scheint die ÖBB-Tochter chancenlos. Betriebsrat Franz Greul sieht jetzt nicht nur die Jobs seiner Fahrer in Gefahr, sondern auch viele kleinere Busunternehmen.

  1 / 2   Ein Bild, das es so ab Dezember 2018 nicht mehr geben wird: Die Fahrer der Rohrbacher Postbus-Garage rund um Franz Greul (Bildmitte hinten) verlieren ihren Arbeitsplatz im Heimatbezirk.

Dass bei der Ausschreibung durch den OÖ Verkehrsverbund gar nichts für Postbus übrig bleibt, hätte Franz Greul nicht erwartet. „Wir haben alles gegeben in der Arbeit und wirklich gute wirtschaftliche Zahlen geliefert, weil wir wissen, was ein Arbeitsplatz im Mühlviertel wert ist: Wir haben rasch bei Defekten gehandelt, Dienstpläne optimiert, Verbesserungsvorschläge bei den Fahrplänen eingebracht und für die vielen Schüler optimale Fahrzeiten angeboten. Eigentlich hätten wir gedacht, dass nichts passieren kann“, ist der diensthabende Lenker erschüttert und betroffen.

38 Fahrer betroffen

Vor eineinhalb Jahren hat er die Postgarage in Rohrbach von August Moser übernommen, zuletzt ist diese auf 31 Mitarbeiter angewachsen. Betroffen sind aber insgesamt 38 Lenker, weil auch in Neustift, Kollerschlag und Schwarzenberg Busse stehen. „Ungewiss ist außerdem, wieviele Lenker bei den privaten Subunternehmen, die mit uns angeboten haben, ihren Job verlieren. Denn über ein Drittel der Kurse wurden von uns angemietet – viele private Busunternehmen und Kleinbusunternehmen aus der Region hatten so ein risikofreies Geschäft“, berichtet der Kleinzeller. „Jetzt soll alles mit Großbussen gefahren werden und das wird Auswirkungen auf alle Busfirmen haben.“

Billigstbieterprinzip gehört geändert

Auch wenn es für ihn und seine Leute zu spät ist, plädiert Franz Greul für ein neues Prinzip: „Beim Billigstbieterprinzip wird der Wettbewerb brutal über Lohnkosten und Sozialstandards geführt. Die Gewinnspannen werden immer kleiner und dadurch die Busbranche ruiniert.“ Für die größte noch nicht vergebene Linie – den Hauptstrang Rohrbach-Linz – ist sogar ein deutsches Unternehmen im Gespräch. Weitere Linien werden ab Dezember 2018 für die nächsten zehn Jahre von Sabtours und Leitner angefahren.

Jobgarantie

Den 38 Postbus-Fahrern der Rohrbacher Garage soll ein neuer Job in anderen ÖBB-Unternehmen angeboten werden. „Die Standorte sind allerdings weit verstreut und wir haben Fahrer aus Schwarzenberg oder Neustift“, sieht Greul diese Jobgarantie kritisch. Neue Perspektiven könnten sich aber bei den Siegern der Ausschreibung ergeben, die Fahrer suchen.

Dank für Zusammenarbeit

Wie seine berufliche Zukunft ausschaut, weiß Franz Greul noch nicht. Er möchte diese Gelegenheit aber nutzen, um sich bei seinen Kolleginnen und Kollegen, bei allen Fahrgästen und allen Partnern für die gute Zusammenarbeit zu bedanken.


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Ingrid                   Schürz
Ingrid Schürz
19.07.2017 13:27

Postbus

Ich bin jahrelang gerne mit dem Postbus gefahren und hatte viele Lieblingschauffeure, mein absoluter Liebling ist aber der Kleinzeller Franz Greul - immer freundlich, kompetent und flott unterwegs. Man hat gespürt, dass er mit vollem Engagement für seine Firma arbeitet. Ich wünsche euch viel Glück für eure Zukunft. Mir ergeht es in meinem Beruf nicht anders. In Ottensheim wird der gut funktionierende und qualitätsvolle Hort umgestellt auf Nachmittagsbetreuung - rein aus politischen und wirtschaftlichen Gründen - es geht immer nur ums Geld! Wenn ich meine Chance, in den Kindergarten zu wechseln, jetzt nicht genutzt hätte, wäre ich in 1 Jahr (3 Jahre vor meiner Pensionierung) vermutlich arbeitslos - denn in der Nachmittagsbetreuung sind keine Helfer vorgesehen. Es ist unendlich traurig - auch gegen den Willen der Eltern - ein jahrelang gut funktionierendes System aufzulösen - nur wegen dem Geld - alles andere zählt offenbar nicht mehr! ????

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Gastuser
Gastuser
19.07.2017 10:27

Privat alles schlechter?

Als vor 2 Jahren der Postbus als "Billigstbieter" im Atterseegebiet die jahrelang betriebenen Linien dem privaten Betreiber "wegnahm", gab es keinen großen Aufschrei. Dort verloren auch ca. 20 LenkerInnen ihren Job und mussten sich was neues suchen. Haben die dann beim Postbus auch weniger verdient, da dieser ja "Billigstbieter" war? Bei Sabtours gibt es auch Betriebsräte die sicher darauf achten werden, dass der Kollektivvertrag und die Sozialvorschriften eingehalten werden. Es wäre sicher besser, wenn mehr Kriterien nach dem Katalog des Verkehrsministeriums bei den Ausschreibungen vorgeschrieben würden. Die zu zahlenden Preise an die Verkehrsunternehmen würden dann aber auch steigen und die Zuschüsse der öffentlichen Hand müssten größer werden.

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Gastuser
Gastuser
19.07.2017 06:56

never touch a running system

Nach der Sperre der Linzer Eisenbahnbrücke das nächste "blaue Wunder" für das (obere) Mühlviertel. Mit dem Billigstbieter Prinzip entscheidet sich die OÖ Politik dazu, jenen Leuten etwas weg zu nehmen, die sie in ein paar Jahren dann wieder wählen sollen. (es betrifft hier sicher nicht nur die FahrerInnen sondern es hat sicher auch Auswirkungen auf uns PendlerInnen). Billiger kann es in einer so personalintensiven Branche nur dann werden, wenn man bei den MitarbeiterInnen spart. (weniger Geld und schlechtere Arbeitsbedingungen). Mal sehen ob jene Unternehmen, die die Ausschreibung jetzt gewonnen haben, den bestehenden Postbus MitarbeiterInnen Jobangebote machen, die so attraktiv sind, um sie zum Wechsel zu motivieren. Ich würde mir jedenfalls stark wünschen, dass wir auch nach der "Ära Postbus" von unseren bewährten FahrerInnen chauffiert werde, denn sie leisten wirklich ausgezeichnete Arbeit - weit mehr als sie eigentlich müssten!

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Gastuser
Gastuser
19.07.2017 17:27

Postbus

Es ist immer und in jeder Branche das selbe: Im Namen des so genannten
Wettbewerbs werden bestehende und gut funktionierende Strukturen bewusst zerstört, was immer zu lasten der Bediensteten geht! Sicher kann so mancher Busfahrer zum Billigstbieter wechseln, er wir aber auf seine kollektivvertraglich erworbenen Rechte verzichten müssen und immer wieder bei Null anfangen, was natürlich zu Lohn und Gehaltseinbußen führen wird. Wahrscheinlich ist es das, wofür sich unsere Politiker im Namen des Wettbewerbs einsetzen!

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