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Tschernobyl-Gedenktag erinnert an Gefahren der Kernkraft

Martina Gahleitner, 26.04.2020 09:04

OÖ. Genau 34 Jahre sind seit der Reaktor-Explosion in Tschernobyl vergangen. Nicht nur die Brände rund um das Atomkraftwerk in der Ukraine zeigen, dass die Gefahr einer radioaktiven Belastung Europas nach wie vor besteht.

Der Super-Gau in Tschernobyl hat die Gefahren der Atomkraft deutlich gezeigt - dennoch steht im grenznahen AKW Temelin (Bild) eine massive Laufzeitverlängerung bevor. Foto: Wodicka

Viele können sich noch an den 26. April 1986 erinnern, als ein Atomreaktor in Tschernobyl explodiert ist und im Anschluss eine radioaktive Wolke weite Teile Europas und auch unsere Region erreicht und durch radioaktiven Fall-Out kontaminiert hat. Erde wurde umgegraben, Gemüse  aus dem eigenen Garten sollte man nicht essen, Schwammerl waren überhaupt lange tabu. In Tschernobyl selbst gab es tausende Tote, hunderttausende Menschen mussten evakuiert werden, Krebserkrankungen nahmen massiv zu, die Todeszone ist bis heute aktiv.

Unterschätzte Gefahr

Für Manfred Doppler vom Anti Atom Komitee ist Kernkraft eine unterschätzte Gefahr: „Die Gefahr einer neuerlichen radioaktiven Belastung Europas besteht noch immer“, weist er auf die Brände, die seit rund drei Wochen rund um das Atomkraftwerk in der Ukraine wüten, hin. Denn radioaktives Material, das bei der Explosion freigesetzt wurde, ist in den Bäumen gespeichert. „Fast 50 Prozent dieser Stoffe werden beim Verbrennen wieder freigesetzt, durch die Hitze in hohe Luftschichten transportiert und bis nach Europa verfrachtet“, zeigt Doppler auf. In Österreich seien aber noch keine erhöhten Werte gemessen worden. Unterschätzen dürfe man auch nicht die enormen Mengen an radioaktivem Material, die noch immer im Inneren des zerstörten Reaktors 4 vorhanden sind. „Sie haben das Potential eines neuerlichen Super-GAUs“, warnt Manfred Doppler.

Kein Beitrag zur Klimarettung

Eine aktuelle Umfrage des market Marktforschungsinstituts im Auftrag von Atomstopp OÖ bestätigt indes einen breiten Antiatom-Konsens der Bevölkerung. Allerdings zeigt sich die junge Generation – hier speziell die jungen Männer – deutlich weniger kritisch. „Die Atomlobby will Kernkraft im Fahrwasser der Klimaschutzbemühungen grünwaschen und erzielt damit offensichtlich Teilerfolge. Atomkraft kann aber keinerlei Betrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten. Sie ist zu teuer, zu langsam und zu gefährlich“, betont Umweltlandesrat Stefan Kaineder. Mit Blick auf das grenznahe Atomkraftwerk Temelin ergänzt er: „Tschernobyl hat uns gezeigt, die Gefahren der Atomkraft machen nicht an Grenzen halt, Atomkraft ist lebensgefährlich. Leider vergisst der Mensch viel zu schnell, anders ist die angestrebte Laufzeitverlängerung für das AKW Temelin auf 60 Jahre nicht zu erklären.“ Ein Rechtsgutachten für eine verpflichtende grenzüberschreitende UVP liegt vor, das Kaineder an die Europäische Kommission übermitteln will.


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