Mehr Bewusstsein für Regionalität spürbar – Wirtschaft ist nach der Corona-Krise vorsichtig optimistisch
BEZIRK ROHRBACH. Auch wenn die Corona-Krise noch nicht vorbei ist, scheint der Bezirk momentan auf einem guten Weg zu sein. Wirtschaftlich zuversichtlich stimmt vor allem das gestiegene Regionalitätsbewusstsein bei den Konsumenten.
Bei Betriebsbesuchen bestätigen die Unternehmer Wirtschaftskammer-Bezirksobmann Andreas Höllinger immer wieder, dass mehr Bewusstsein für Regionalität da ist. „Die Zeit bis zu den Lockerungen hat die Unternehmen ganz unterschiedlich getroffen – da gab es etwa zweistellige Zuwachsraten im Lebensmittelhandel, viele Dienstleister wiederum und kleinere Unternehmen mussten aber teilweise 100-prozentige Ausfälle hinnehmen. Aber jetzt können wir hoffen, dass es nachhaltige Veränderungen gibt“, sieht Höllinger Chancen für die Region. Er ist „vorsichtig optimistisch“, auch wenn für manche Branchen die nächsten Monate noch herausfordernd sein werden und die Auftragslage im Handwerk nicht seriös abschätzbar ist. „Die Rohrbacher Familienbetriebe sind traditionell gut aufgestellt, damit sie auch Krisen überstehen können“, ist der WK-Obmann überzeugt.
Wichtig sei aber Eigenverantwortung und Vorsicht, gerade nach dem neuerlichen Auflammen der Infektionen, um nicht wieder erneute Einschränkungen zu riskieren.
Entspannung am Arbeitsmarkt
Ein Indiz für den Aufwärtsschwung ist auch die Corona-Kurzarbeit, die nur von 100 Rohrbacher Unternehmen verlängert wurden, informiert Doris Steiner, Leiterin des AMS Rohrbach. Insgesamt gab es bis Ende Juni 700 Anträge im Bezirk, 7.360 Mitarbeiter sind betroffen. „Kurzarbeit ist nicht mehr notwendig, manche Unternehmen haben diese auch schon vorzeitig beendet. Und wir kehren beim AMS langsam auch wieder zur Jobvermittlung zurück, denn Arbeitskräfte werden wieder gesucht“, ergänzt Steiner. Derzeit sind 430 offene Stellen gemeldet. Gesucht wird vor allem in den Bereichen Produktion, Gastronomie und Beherbergung, Bau und allem, was mit Fahrzeugen zu tun hat.
Damit einher geht eine Entspannung am Arbeitsmarkt: „Mit Ende Juni ist die Arbeitslosenquote bereits wieder auf 3,1 Prozent (757 Personen) gesunken. Zum Corona-Höhepunkt hatten wir eine AL-Quote von 5,6 Prozent – das ist für uns doppelt so viel wie normal, aber im Vergleich zu anderen Bezirken dennoch gering.“
Arbeitslosigkeit betrifft viele Frauen, aber kaum Jugendliche
Steiner merkt aber, dass die Corona-Arbeitslosigkeit hauptsächlich Frauen betrifft (im Vergleich zum Vorjahr sind doppelt so viele Frauen arbeitslos) sowie Menschen über 50 Jahre. „Wir betonen immer wieder, dass diese Menschen viel Erfahrung und noch 15 Jahre zu arbeiten haben. Auch jüngere Mitarbeiter bleiben den Unternehmen oft nicht länger erhalten“, erklärt die AMS-Leiterin.
Ein „ganz gutes Gefühl“ habe sie indes bei den jungen Leuten (bis 25 Jahre): Diese seien von der Arbeitslosigkeit weniger betroffen. „Derzeit sind rund 200 offene Lehrstellen im Bezirk verfügbar“, macht sie auf diese Chancen aufmerksam.
Vernunft aller ist gefordert
Aktuell (8. Juli, 7 Uhr) gibt es laut Land OÖ einen bestätigten Covid-19-Fall im Bezirk Rohrbach, der der Freien Christengemeinde zuzuordnen ist, berichtet Bezirkshauptfrau Wilbirg Mitterlehner. Rund 50 Personen sind in Absonderung. „Wir testen intensiv nach den Vorgaben des Landesstabs, Testungen durch das Rote Kreuz finden täglich statt. Außerdem haben wir die Stabsarbeit seit vergangener Woche wieder hinaufgefahren, weil die Erhebung der Kontaktdaten und die Erstellung von Absonderungsbescheiden wieder zugenommen haben.“ Mitterlehner hofft „auf die Vernunft aller“, damit die Zahlen niedrig bleiben: „Eine große Herausforderung wird sein, das Bewusstsein der Bevölkerung für die Einhaltung der Hygienemaßnahmen aufrecht zu erhalten.“
Gemeinden brauchen Unterstützung
Für die Rohrbacher Gemeinden selbst besteht die Gefahr, dass sie wegen der eingebrochenen Ertragsanteile und weniger Kommunalsteuereinnahmen wieder in den Härteausgleich rutschen, befürchtet LAbg. Georg Ecker. „Gelder aus dem Hilfspaket des Bundes dürfen nur für Investitionen verwendet werden, mit einem 50-prozentigem Eigenanteil“, informiert Ecker, und ergänzt: „Wir versuchen, ein Ergänzungspaket für OÖ zu schaffen, denn unsere Gemeinden brauchen Unterstützung.“
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