„Bin ich verrückt, Sancho?“ - Don Quichote begeistert in der Kulturfabrik Helfenberg
HELFENBERG. Nur fünf Leute stehen auf der Bühne, diese jedoch sorgen für gehörigen Wirbel in der Kulturfabrik Helfenberg. Don Quichote radelt in der komprimierten Fassung von Henry Mason rasant, spritzig, mit viel Witz und doch tiefgründig daher.
Die Geschichte kurz erzählt: Der selbsternannte Ritter Don Quichote de La Mancha will im Spanien des 17. Jahrhunderts die Welt besser machen – „ist das so verwerflich?“ – und Unrecht rächen, was aber meist schiefgeht. Das geht“s den Hennen an den Kragen, ebenso der Schafherde, in der Don Quichote eine feindliche Armee sieht; Windmühlen werden für ihn zu Riesen; Kriminelle zu Unschuldigen, die man befreien muss. Gutes zu tun, ist halt gar nicht so einfach. Schon gar nicht, wenn einen die Sehnsucht nach der frei erdichteten Geliebten Dulcinea verzehrt und einem der erfundene Erzfeind Frestòn auf den Fersen ist. Den Feind gibt es tatsächlich – in Person des Anwalts Carrasco. Liiert mit Don Quichotes Nichte, fürchtet er um deren Erbe – und seinen Anteil daran.
Zwischen Fantasie und Wirklichkeit
David Fuchs als Don Quichote und Stefan Lasko als sein treuer, zunehmend verzweifelter Begleiter Sancho Panza beeindrucken mit ihrer Darstellung des ungleichen Paares, das „mui rapido“ durch die Kulturfabrik radelt, von einem Missgeschick ins nächste stolpert und dabei immer mehr den Blick für die Wirklichkeit verliert. „Bin ich verrückt, Sancho?“, fragt da Don Quichote seinen Knappen und bekommt zur Antwort: „Manchmal glaub ich, die Welt ist verrückt.“ Ergänzt wird das reduzierte Ensemble von Stefan Wunder, Sofie Pint und Simone Neumayr, die geschickt zwischen den Rollen wechseln und auch als Erzähler auftreten. Schon zu Beginn verraten sie den Zustand der Welt, der heute nicht viel besser ist, als damals: „Jeder muss sich selbst der Nächste sein. Wer das nicht kann, wird geisteskrank genannt.“
Regisseur Andreas Baumgartner lässt die Gruppe zwischen Komödie und Drama balancieren und bringt eine kurzweilige, unterhaltsame Inszenierung auf die bewusst minimalistisch gehaltene Bühne. Den tosenden Premieren-Applaus und die stehenden Ovationen haben sich die Darsteller und die vielen Helfer hinter den Kulissen wahrlich verdient.
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