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Aktion Glücksstern: "Wir brauchen kein Mitleid, aber Unterstützung"

Martina Gahleitner, 30.11.2016 07:05

BEZIRK ROHRBACH. Der 10-jährige Marcel ist ein fröhlicher Bursche. Er mag Holzarbeiten, spielt gerne Gitarre, redet viel und wickelt Leute schnell um den Finger. Was ihn von anderen Kindern unterscheidet ist, dass er bei allem Hilfe braucht – und das wird sich sein Leben lang nicht ändern. Mit unserer heurigen Weihnachtsaktion wollen wir dem Lions-Club helfen, sich weiter für Menschen mit Beeinträchtigung und deren Angehörigen einzusetzen. Vor allem geht es darum, das Integrative Ferienlager auf längere Zeit zu sichern und damit für die Eltern wertvollen Freiraum zu schaffen.

  1 / 2   Musik ist Marcels Leidenschaft. Da passt es gut, dass auch beim Ferienlager immer viel Musik gemacht wird (am Bild mit Betreuerin Caroline Nösslböck).

Sie brauche kein Mitleid, aber Unterstützer, sagt Marcels Mama Christine Springer. „Was wir uns wünschen würden, sind mehr solche Betreuungsangebote, bei denen nicht alles ein Problem ist und auch unsere Kinder mitmachen können“, spricht die Rohrbach-Bergerin wohl für viele Eltern in ähnlichen Situationen. Denn dass der Alltag mit Marcel nicht einfach ist, kann sie nicht leugnen: Der 10-Jährige leidet am Goldenhar-Syndrom. „Er ist auf einem Auge fast blind und braucht alle halbe Stunde ein Augen-Gel, weil sein Lidschlag verlangsamt ist und er keine Tränenflüssigkeit produziert. Zum Schutz trägt Marcel draußen eine Schibrille und oft auch einen Soft-Helm, denn er hat Koordinationsschwierigkeiten und stolpert leicht. Kurze Strecken kann er gehen, für längere nehmen wir den Rolli“, erzählt Christine Springer.

Der ganze Tagesablauf muss für Marcel durchstrukturiert sein, wobei viel Zeit fürs Essen aufgewendet wird. Das mag er nämlich gar nicht. „Sein Kiefer ist nicht richtig angelegt und er hat einen offenen Biss. Deshalb wird sein Essen immer püriert, Marcel kann nur mit Brei gefüttert werden. Da sitzen wir dann mindestens eine Stunde. Zusätzlich bekommt er Nahrung über die Magensonde.“ Wenn Marcel also beim Ferienlager im Mühl-fun-viertel dabei sein darf (dreimal hat es bisher geklappt), wird ein ganzer Koffer allein fürs Essen gepackt: Sondennahrung, Schläuche, Spritzen, Hipp-Glaserl, Lätzchen.

Zeit zum Kraft tanken

Von neuen Eindrücken ist Marcel schnell überwältigt und nach dem Vormittag in der Förderklasse der Volksschule Rohrbach ist er am liebsten zu Hause, bastelt in seiner Werkstatt oder spielt Gitarre in seinem Zimmer. Diese eine Ferienwoche aber taugt ihm voll. „Es tut ihm irrsinnig gut, in den langen Ferien mit anderen Kindern etwas zu unternehmen. Denn einfach Fußball spielen oder ins Freibad gehen, wie es andere Buben in seinem Alter machen, geht bei Marcel nicht“, sagt seine Mama. Marcel bleibt zwar nicht über Nacht, aber schon für das Tagesprogramm ist sie dankbar. Dann könne sie in Ruhe etwas mit ihrem Mann Thomas und Marcels kleinem Bruder Luca (4 Jahre) unternehmen, der ohnehin oft zu kurz kommt. Sie könne Freunde besuchen, ohne bis aufs kleinste Detail planen zu müssen, oder einfach in Ruhe essen – „das genieße ich am meisten“, sagt Christine Springer. Der ganze Alltag der Familie dreht sich eigentlich um Marcel. „Deshalb bin ich wirklich froh und dankbar, dass es so ein Angebot gibt und Menschen, die sich für unsere Kinder Zeit nehmen“, hofft sie, dass Marcel noch oft im Ferienlager dabei sein darf.

Hilfe, die ankommt

Tips-Leser können mit ihrer Spende helfen, das Integrative Ferienlager, das vom Arcus Sozialnetzwerk angeboten und vom Lions-Club finanziell unterstützt wird, auf längere Zeit zu sichern. Ein Teil des Geldes wird außerdem für akute Härtefälle verwendet – etwa für eine alleinerziehende Mutter, deren einjähriger Sohn rund um die Uhr Betreuung sowie teure Therapien und Hilfsmittel braucht. Jeder Cent kommt direkt den Betroffenen zugute, Großspenden werden auf Wunsch in den Tips veröffentlicht.

Spendenkonto:

Bank: Raiffeisenbank Neufelden

IBAN: AT38 3430 0801 0070 1540

BIC: RZ OOAT2L300

Lionsclub Rohrbach-Böhmerwald

Eine freiwillige Helferin berichtet:

Das Integrative Ferienlager von Arcus bedeutet nicht nur für die Teilnehmer mit und ohne Beeinträchtigung ein ganz besonderes Erlebnis, sondern auch für die freiwilligen Helfer. Eine von ihnen, die 17-jährige Karina Mayrhofer aus Haslach, erzählt von ihren Beweggründen und Erfahrungen: Gespannt, was auf mich zukommen würde, startete ich mit sehr viel Freude in die Woche des integrativen Ferienlagers. Schon länger interessiere ich mich für den Bereich der Behindertenarbeit und deshalb lautete meine Antwort auf die Frage, ob ich Teil dieses Lagers sein möchte, sofort „ja“. Die Entscheidung mitzumachen, bereue ich keinesfalls, denn ich konnte viel von dieser Woche mitnehmen. Die Beeinträchtigten versprühen so viel Freude und von ihrer Positivität kann sich jeder eine Scheibe abschneiden. Das Schönste ist aber, dass sie jeden so nehmen, wie er ist und allen das Gefühl geben, akzeptiert zu werden und sich nicht verstellen zu müssen. Für mich war dieses Lager eine tolle Erfahrung und gerne werde ich auch im nächsten Jahr wieder Teil dieser Woche sein.


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