
ROHRBACH-BERG. Eine Umgebung, in der Menschen mit Demenz so lange wie möglich ein eigenständiges Leben führen können und in der die Erkrankung enttabuisiert wird, ist das Ziel der demenzfreundlichen Region Rohrbach. Diese startet im neuen Jahr einen Veranstaltungsreigen zum Thema „Verstehen – Annehmen – Miteinander leben“.
Der Sozialmedizinische Betreuungsring Rohrbach mit Obfrau LAbg. Ulrike Schwarz stellt sich der Herausforderung demographischer Wandel und der damit einhergehenden steigenden Anzahl an Menschen mit dementiellen Erkrankungen und will die Region Rohrbach zu einer demenzfreundlichen machen. Es geht vor allem um Bewusstseinsbildung, den Abbau von Vorurteilen und Missverständnissen in der Gesellschaft, um die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen mit Demenz und deren Angehörigen.
Wesensveränderungen sind schwer zu akzeptieren
Der Beginn der Erkrankung ist für Außenstehende kaum erkennbar. „Dementiell bedingte Verhaltensveränderungen werden von der Gesellschaft nicht als Krankheit, sondern als unangenehme, nicht gesellschaftskonforme Verhaltensweisen angesehen und nicht selten kommt es zu einem Rückzug von Freunden und Bekannten“, weiß die akademische Demenzberaterin Gerlinde Arnreiter vom Sozialhilfeverband Rohrbach. Auch die Angehörigen hätten Probleme, die Wesensveränderungen der Betroffenen zu akzeptieren. „Diese Tatsache, aber auch die eigenen Rückzugstendenzen der Erkrankten führen zu einer Abnahme der Sozialkontakte und zur sozialen Isolation. Soziale Teilhabe ist aber enorm wichtig für die Lebensqualität und auch der Verlauf der Erkrankung wird positiv beeinflusst“, ergänzt Arnreiter.
Gut leben mit Demenz
Umso wichtiger ist deshalb ein demenzfreundliches Klima, ein Umfeld, das mit entsprechenden Verhaltensveränderungen vertraut ist und damit umzugehen weiß. „Menschen mit Demenz sollen zu einem selbstverständlichen Teil der Gesellschaft werden.“ Die demenzfreundliche Region will in Zusammenarbeit mit den Gesunden Gemeinden Angebote für Erkrankte und auch für deren Angehörige schaffen. „Unser Projekt richtet sich vor allem an jene Menschen, die im alltäglichen Leben direkt mit Menschen mit Demenz in Kontakt treten - sei es im Supermarkt, in der Bank oder beim Friseur. Um eine bestmögliche Enttabuisierung der Erkrankung Demenz zu erreichen werden auch die Schulen eingeladen am Projekt mitzuwirken“, informiert die SHV-Angestellte. Aus Erfahrung weiß sie, dass bereits viele Kinder und Jugendliche in ihrem familiären Umfeld Kontakt mit dementiell erkrankten Menschen haben.
Das Projekt dauert bis Ende 2019. Die Projektverantwortlichen hoffen aber auf einen anhaltend positiven Einfluss auf das Leben der Menschen mit Demenz in der Region.
In den nächsten zwei Jahren finden laufend Vorträge, Schulungen und Workshops zum Thema Demenz statt. Außerdem wird es Schulveranstaltungen, Filmabende oder „Reisen in die Vergangenheit“ geben. Angedacht ist auch die Gründung eines Demenzcafés, das generationenübergreifender Treffpunkt von Menschen mit und ohne Demenz sein soll.
Gestartet wird der Veranstaltungsreigen mit dem Kino „Anno dazumal“, in dem Filme aus vergangenen Jahrzehnten gezeigt werden: Am Freitag, 19. Jänner (14.30 Uhr) ist im Adlerkino in Haslach der Film „Mariandl“ mit Hans Moser zu sehen. Eintritt: freiwillige Spenden.