Grünlandreferent appelliert: Gegen den Engerling muss man rechtzeitig und konsequent vorgehen
AIGEN-SCHLÄGL. „Wer im Vorjahr Schäden durch den Maikäfer gehabt hat, kann sich gefasst machen auf das, was heuer auf ihn zukommt“: Eindringlich warnte Peter Frühwirth, Grünlandreferent der OÖ Landwirtschaftskammer, beim Informationsabend in der Bioschule vor der heuer bevorstehenden Engerling-Plage. Sein Appell: Rechtzeitig und konsequent handeln, damit die Grünlandbestände erhalten bleiben. „Wer vom Gründland lebt, muss auch gut drauf schaun.“
Auch wenn von rechtzeitig die Rede ist, heißt es für die Landwirte vorerst abwarten. Denn erst mit der wärmeren Witterung kommen die Maikäfer-Engerlinge weiter rauf an die Oberfläche. „Vor Ende Mai macht es keinen Sinn, sie zu bekämpfen, weil sich die Engerlinge in tiefere Schichten zurückgezogen haben“, betonte Peter Frühwirth im Saal der Bioschule, der an diesem Abend viel zu klein wurde. Ein Zeichen, dass die heimischen Bauern tatsächlich große Probleme mit dem kleinen Vielfraß haben.
Plage breitet sich aus
2007 sind die ersten größeren Schäden aufgetreten. Während damals die Schadgebiete auf Gegenden rund um Pfarrkirchen sowie Schwarzenberg begrenzt waren, breiten sich diese mittlerweile aus. Drei Millionen Käfer pro Hektar könnten im nächsten Flugjahr 2021 ausschwirren, denn im Durchschnitt werden rund 400 Engerlinge pro Quadratmeter gefunden. Schon bei 40 Engerlingen spreche man von einem kritischen Befallswert, erklärt der Gründlandreferent aus Altenhof bei Pfarrkirchen. Im Hauptbefallsgebiet habe er bis zu 700 Engerlinge gefunden – „da vertschüsst sich selbst der Ampfer.“ Frühwirth ist sich sicher: „Wen's jetzt nicht erwischt, den wird es in drei Jahren erwischen.“ Deshalb machte er auch deutlich und eindringlich klar, dass man konsequent handeln muss: „Gegen den Engerling gibt es eine Lösung, wenn man's gscheit macht.“
Mechanisch oder mit Pilzgerste
Er spricht sich vor allem für die mechanische Bekämpfung aus. Sehr gut bewährt hätte sich der Einsatz von Kreiselegge (Zinken auf Griff stellen) oder Kreiselgrubber; zweimal im Abstand von ein bis drei Tagen und möglichst bei direkter Sonneneinstrahlung. „Wichtig ist, immer das ganze Feldstück und auch angrenzende, noch grüne Wiesen zu behandeln – sonst ist die Arbeit sinnlos“, betonte Frühwirth. Zur Neuanlage der Wiesen empfiehlt er ampferfreie Qualitätsmischungen.
Langfristigen Erfolg verspricht auch der Einsatz der Melocont Pilzgerste, die den Engerling befällt und abtötet. Mit gut 1.000 Euro pro Hektar (bei zweimaliger Behandlung) ist diese aber relativ teuer. Zum Vergleich: Die mechanische Bekämpfung und Neuansaat kommt auf 450 bis 600 Euro je Hektar. Bei der Pilzgerste muss man zudem feststellen, ob es sich um Maikäfer- oder Junikäferengerlinge handelt. Der Junikäfer hat einen zweijährigen Zyklus, wo er 2018 geschädigt hat, wird er heuer ausfliegen.
„Chemische Bekämpfung ist unverantwortlich“
Von anderen Bekämpfungsmöglichkeiten hält der Fachmann nichts. Lichtfallen, Branntkalk oder das Zerdrücken mit einem schweren Güllefass sei wirkungslos. Und „komplett unverantwortlich ist die chemische Bekämpfung. Die bringt nichts und ist giftig für Bienen, Vögel und Wasserorganismen.“
Großteil würde Pilzgerste wieder einsäen
Die Pilzgerste wurde 2013 auf knapp 350 Hektar auf 118 Betrieben im Bezirk Rohrbach durch den Maschinenring Rohrbach ausgesät. „Es ist eine präventive Schutzmaßnahme, die erst beim nächsten Zyklus hilft“, informierte Josef Pühringer vom Maschinenring. Eine Telefonbefragung hat gezeigt, dass die Pilzgerste gute Wirkung gezeigt hat und die Flächen nur leicht oder gar nicht vom Engerling betroffen waren. Wie David Keplinger von der Bioschule Schlägl berichtete, würde der Großteil der Landwirte die Pilzgerste wieder einsäen. Allerdings sei der Preis zu hoch und der Zeitpunkt der Saat gehöre verbessert.
Zur Maikäfer- und Engerlingbekämpfung gibt es ein Handbuch von Peter Frühwirth, das per Mail an kundenservice@lk-ooe.at bestellt werden kann.
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