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Rohrbach-Berger lebt in „seiner“ Boeing-777 seinen persönlichen Traum

Petra Hanner, 15.09.2020 17:54

ROHRBACH-BERG/TAIPEH. Mit 39 Jahren ist der Rohrbach-Berger Botond Dragomer endlich in seinem Traumberuf angekommen. Seit knapp einem Jahr fliegt er als Boeing-777-Pilot der Eva Air, einer Taiwanesischen Fluglinie, um die halbe Welt. Der Weg bis dahin war aber für ihn steinig.

Foto: privat
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„Schon als Kleinkind konnten alle Matchboxautos bei mir fliegen und nicht nur fahren. Andere Kinder gaben ihr Taschengeld für Süßigkeiten aus, ich habe Flugzeitschriften gekauft“, erinnert sich Botond Dragomer zurück. Nach der Handelsschule in Rohrbach wurde er im Finanzbereich tätig, den ihm die Weltwirtschaftskrise 2008 aber madig machte. Kurz entschlossen sagte er der Finanz goodbye, legte sich sein Traum-Motorrad und einen Rasse-Hund zu und legte zwei Jahre lang die Füße hoch. „Doch Anfang 2010 kam mir wieder in den Sinn, dass ich eigentlich immer Pilot werden wollte.“ So packte er seine Sachen und den Hund, um nach Amerika zu ziehen, wo er eine Flugschule besuchen wollte. Doch ein Motorradunfall bei der justament letzten Ausfahrt bescherte ihm einen gesplitterten Knöchel – was ihn aber von seinem Vorhaben nicht abhalten konnte.

Hoch über dem Dschungel

Zwölf Monate später hatte er die amerikanische Pilotenlizenz in der Tasche und große Hoffnungen. Über Bekanntschaften kam er zu seinem ersten Job: „Niemand wollte ja einen kompletten Frischling einstellen, aber ich hatte Glück, da ich in Kalifornien den Chefpiloten einer Firma aus Indonesien kennengelernt hatte.“ Dort konnte er Flugerfahrung sammeln – aber was für eine: „Man muss sich das so vorstellen, dass ich mitten im Dschungel von Borneo nach einer kleinen Landebahn suchte und dann visuell anflog und landete. Kein Autopilot, keine Anflugshilfen, gar nichts. Am fünften Tag meiner Anstellung fiel im starken Monsunregen das rechte Triebwerk aus. Ich dachte nur: Na toll... Welcome to Indonesia!“

Liebesglück gefunden

Doch es ging alles gut, das Simulator-Training kam ins Gedächtnis und in den nächsten dreieinhalb Jahren lernte Botond Dragomer vieles dazu. Dennoch – so richtig angekommen war er da noch nicht: „Mir wurde klar, dass diese Art von Fliegerei zwar nett ist und Spaß macht, aber nichts mit Professionalismus zu tun hatte. Außerdem war mein Gehalt so gering, dass ich mehr Geld verbrauchte, als ich verdienen konnte.“ Also kündigte er.

Ein Gutes hatte die Zeit in Jakarta jedoch: Er lernte seine spätere Frau dort kennen und nahm sie kurzerhand nach Österreich mit. Aber nun ging auch die Jobsuche wieder von vorne los. Alle Reserven waren aufgebraucht und es war eine sehr harte Zeit für das junge Paar. Schließlich klappte es dann 2017 mit der estnischen Fluglinie Nordica. Kurz nachdem er dort aufgenommen worden war, heiratete er im Eilverfahren seine Frau. „Ich hatte genau fünf Tage freibekommen, flog nach Wien, traf meine Frau und ihre Verwandten am Flughafen, wir fuhren nach Rohrbach, zack zack, alles binnen ein paar Tagen erledigt, dann wieder retour nach Tallinn um zu fliegen“, erzählt Botond.

Noch nicht angekommen

Für das Paar sollte die estnische Hauptstadt für diese zwei Jahre zur Heimat werden. Doch auch dort wurde der Rohrbach-Berger nicht ganz glücklich, er wartete noch auf die richtige Gelegenheit – und die sollte Anfang 2019 kommen, als er sich bei Eva Air bewarb. Nach einer besonders strengen medizinischen Untersuchung und einem dreitägigen Interview bekam er die erlösende Nachricht, dass er den Job bekomme. Also löste das Paar die Wohnung in Tallinn auf und besuchte die Familie in Rohrbach-Berg. Mittlerweile war seine Frau schwanger geworden. Am 2. September 2019 kam der Umzug nach Taiwan, vorerst in ein 30 Quadratmeter großes Piloten-Quartier. Die Ausbildung begann und damit auch eine besonders herausfordernde Zeit, denn die Ausbildung dort gilt als eine der schwersten überhaupt, die Airline selbst dafür als eine der sichersten der Welt.Alles fügte sich und am 28. März 2020 kam dann auch Botond Dragomers kleiner Sohn zur Welt.

Das Herz im Mühlviertel

Mittlerweile fliegt der Pilot, übrigens der einzige Österreicher in der Flotte, Lang- und Ultra-Langstrecken in der Boeing 777. Ziele sind unter anderem die nordamerikanischen Großstädte, Toronto, Paris, London, Amsterdam und zahlreiche Destinationen im asiatischen Raum. Für Botond Dragomer bedeutet es beruflich die Erfüllung, nach Hause ins Mühlviertel kommen er und seine Familie nur noch selten – leider, denn: „Ich würde alles dafür geben, wieder in Österreich arbeiten und leben zu können. Doch die Flugbranche in Europa ist Geschichte und wird sich in absehbarer Zeit noch nicht erholen. Ich bin froh, dass ich hier zumindest einen Job habe.“


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