BEZIRK ROHRBACH. Biberburgen, Dämme und Fraßspuren: Es ist unübersehbar, dass sich der Biber im Bezirk weiter ausbreitet. Konflikte und Probleme sind vorprogrammiert. Dabei ist der Baumeister Biber ein wichtiger Teil des Lebensraums Gewässer.
Rund um den Urlsee hat die Gemeinde Klaffer hunderte Bäume mit Draht eingezäunt. „Das wäre sonst alles kahl gefressen und unser Fischereilehrpfad wäre nicht mehr begehbar“, zeigt Bürgermeister Franz Wagner auf, der mit massiven Problemen zu kämpfen hat. „Wir möchten dem Biber seinen Freiraum lassen, aber gleichzeitig müssen wir auch Zonen schaffen, die biberfrei sind. Wir haben viele Renaturierungs-Maßnahmen getroffen und Bäume und Sträucher gepflanzt, die jetzt wieder gefährdet sind. Außerdem dringt er in Naturschutzgebiete ein“, hofft Wagner auf eine Regulierung.
Größere Flüsse sind nahezu vollständig besiedelt
Mit diesem Wunsch steht er nicht alleine da, denn der Biber hat es sich vielerorts wieder heimisch gemacht. Andreas Abfalter von der Naturschutz-Abteilung des Landes OÖ bestätigt: „Man geht davon aus, dass die größeren Fließgewässersysteme nahezu vollständig besiedelt sind und sich die Art derzeit in Richtung kleinerer Zubringer ausbreitet. Zudem zeigt sich, dass zunehmend auch Teiche vom Biber genutzt werden.“ Auf jeden Fall sei in der kontinental biogeografischen Region Oberösterreichs von einem „günstigen Beitrag Oberösterreichs an der gesamtösterreichischen Situation“ auszugehen, meint Abfalter, der den Gesamtbestand in Oberösterreich auf mindestens 800 Tiere schätzt. Basis dafür sind Biberspuren in Zusammenhang mit lokalen Erhebungen, denn eine Kartierung der Biberreviere gebe es nicht. Tatsache ist aber, dass sich das größte heimische Nagetier weiter ausbreitet. Das zeigt auch die steigende Tendenz bei den Anträgen auf Beihilfe bei Biberschäden.
Unterstützung holen
Fraßschäden an Gehölzen entlang der besiedelten Gewässerstrecken, wie eben in Klaffer, zählen zu den häufigsten Schäden durch Biberaktivitäten. Größere Schäden verursachen zudem Untergrabungen von Teich- oder Dammanlagen; durch Einstau kleinerer Gerinne kommt es oft rasch zur Vernässung der unmittelbaren Umgebung, berichtet Andreas Abfalter. Er rät betroffenen Grundbesitzern, sich ehestmöglich bei den Naturschutzbeauftragten der Bezirkshauptmannschaft zu melden. „Bei einem gemeinsamen Lokalaugenschein oder Gespräch können diese mit fachlicher Beratung unterstützen und über mögliche Beihilfen aus dem oö. Bibermanagement aufklären. Je früher mit der Umsetzung von Präventionsmaßnahmen begonnen wird, desto eher können erhebliche Schäden vermieden werden.“
Bibermanagement sorgt für gutes Zusammenleben
In Oberösterreich hat sich zwischen den Bezirksverwaltungsbehörden und der Landesregierung ein Bibermanagement etabliert, das ein sinnvolles Zusammenleben zwischen den geschützten Wildtieren und dem Menschen ermöglichen soll.
Biber und sein Lebensraum sind geschützt
Denn der Biber ist in Oberösterreich sowohl nach dem oö. Naturschutzgesetz als auch nach der FFH (Flora-Fauna-Habitat)-Richtlinie der EU geschützt. „Für den Biber bedeutet dies, dass er nicht absichtlich gestört, gefangen oder getötet werden darf. Auch sein Lebensraum mit seinen Lebensgrundlagen ist zu schützen, das heißt, seine Burgen oder sonstigen Bauwerke wie Dämme dürfen nicht beschädigt oder zerstört werden“, erläutert Julia Kropfberger vom Naturschutzbund OÖ. Auch wenn sich für Grundbesitzer oft Konfliktsituationen durch seine grabende, nagende und stauende Tätigkeit ergeben, sieht man die Unterschutzstellung als gerechtfertigt. Schließlich sei der Baumeister Biber ein „Ökoingenieur“ und wichtiger Teil des Lebensraums Gewässer.
Kostenlose Renaturierung
„Der Biber gestaltet die Landschaft nach seinen Bedürfnissen und fördert dadurch die Artenvielfalt; er hält durch seine Bautätigkeit einerseits das Wasser in der Landschaft und kann andererseits Hochwasserereignisse abbremsen, wovon auch der Mensch in Zeiten der Klimaveränderung profitiert; und auf den durch Biber aufgestauten Flächen wird ein Vielfaches an Kohlendioxid gebunden“, berichtet Kropfberger. Und fügt hinzu: „Wo man ihm Raum lässt, übernimmt der Biber die dringend notwendige Renaturierung unserer Fließgewässer – und das kostenlos.“
Der Europäische Biber ist mit bis zu 30 Kilo Körpergewicht und einer Länge von über einem Meter das größte heimische Nagetier. Seit 1869 war er in Österreich ausgestorben und beinahe auf dem gesamten eurasischen Kontinent verschwunden. Durch Schutzbestimmungen, einzelne Freilassungen und durch steten Zuzug von Tieren aus Bayern etablierte sich der reine Vegetarier ab Ende der 1990er Jahre wieder in OÖ. Die Wiederansiedlung wird als ein großer Erfolg im Naturschutz gesehen. Damit Vorkommen der Biber dokumentiert werden können, bitte Biber und Biberspuren melden unter: www.naturbeobachtung.at
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26.05.2021 07:18
Baumeister Biber breitet sich weiter aus !
Wenn ein Biber schon in Naturschutzgebieten unerwünscht ist , wo hat er dann ein Beiberecht ! ein Fischereilehrpfad ist kein Naturschutzgut , sondern teure Alibi Aktionen !