Am Boden und in der Luft: Jägerschaft auf Kitz-Rettungsmission
BEZIRK ROHRBACH. Dem späten Mähtermin ist es geschuldet, dass heuer viele Rehgeißen ihre Jungen bereits ins hohe Gras gesetzt haben und somit besonders viele Jungtiere gefährdet sind. Jäger und Landwirte bemühen sich gemeinsam, die Rehkitze vor dem sicheren Mähtod zu retten.
Immer häufiger kommt die Rettung dabei aus der Luft: Anton und Alexander Scharrer von der Jägerschaft Pfarrkirchen etwa haben sich in Eigeninitiative eine Drohne angeschafft, mit der heuer das erste Mal die Wiesen abgeflogen und mittels Wärmebildkamera die kleinen Kitze aufgespürt wurden. „Um ein gutes Hektar Wiese abzusuchen, braucht man fünf Minuten“, berichtet Anton Scharrer. Scheint dann das Kitz als weißer Fleck am Bildschirm auf, wird ein Helfer hingelotst, der das Wildtier mit Handschuhen und Grasbüscheln in Kisten legt und in Sicherheit bringt.
Nur ein paar Stunden ohne Mutter
Der Zeitfaktor spielt dabei eine große Rolle: „Die kleinen Rehkitze dürfen nur wenige Stunden von der Rehgeiß weggesperrt werden, weil sie gesäugt werden müssen oder sonst möglicherweise von ihr nicht mehr angenommen werden“, sagt der Pfarrkirchner Jäger. Die Absprache mit den Landwirten ist natürlich ganz wichtig, ergänzt er: „Weil manche Kitze nach dem Freilassen wieder zum angestammten Platz in der Wiese zurückkehren, ist es wichtig, dass diese beim Freilassen bereits gemäht ist.“ Die meisten Landwirte hätten aber ohnehin großes Interesse, dass ihnen kein Jungtier ins Mähwerk gerät.
Wärmebild nur frühmorgens sichtbar
Drohnen kommen schon in einigen Jagdrevieren zum Einsatz. Allerdings hat die Technik auch ihre Grenzen: Nicht nur, dass die Akkuleistung bei herkömmlichen Geräten nur für etwa 20 Minuten Flug reicht, auch die Zeitspanne ist knapp. „Das Aufspüren mittels Wärmebild funktioniert nur in den frühen Morgenstunden, in denen ein Temperaturunterschied zwischen Kitz und Wiese gegeben ist. Wenn es zu warm wird, ist es vorbei“, sagt Scharrer. Für die Jäger beginnt der Tag also schon mal um 3 Uhr früh.
Suche ist nicht einfach
Erfolgt die Kitz-Rettungsmission in herkömmlicher Weise vom Boden aus, hat man dafür natürlich länger Zeit. Die braucht man auch, weiß Thomas Ecker aus Kollerschlag, der gemeinsam mit sechs Helfern in drei Tagen knapp 60 Hektar Wiesen abgesucht hat. 14 Rehkitze haben sie aus dem langen Gras geholt. „Man beobachtet immer schon vorher, wo Rehgeißen sind und weiß also, wo Kitze liegen könnten. Dennoch ist es gar nicht so einfach, sie auch zu finden“, sagt Ecker. Die Jägerschaft könne auch schnell reagieren, wenn sich Landwirte melden, die kurzfristig mähen wollen, ergänzt er: „Die Leute dafür hat man meist schnell beisammen.“
Zum Schutz der Wildtiere werden außerdem an Stangen flatternde Kunststoffsäcke oder auch technische Wildretter, die mittels Infrarotsensoren oder Schall funktionieren, eingesetzt.
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