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Stiftskapellmeister Ewald Donhoffer: „Kirchenmusik zieht auch Leute an, die mit Kirche wenig zu tun haben“

Martina Gahleitner, 18.01.2023 04:11

AIGEN-SCHLÄGL. Schon seit einiger Zeit ist Ewald Donhoffer für die kirchenmusikalischen Belange im Stift Schlägl zuständig. Bei der Aufführung des Weihnachtsoratoriums in der voll besetzten Stiftskirche wurde er jetzt von Abt Lukas ganz offiziell zum Stiftskapellmeister ernannt.

  1 / 2   Bei der Aufführung des Weihnachtsoratoriums wurde Ewald Nathanael Donhoffer offiziell zum Stiftskapellmeister ernannt. (Foto: Stift Schlägl / Wohlmacher)

Musik spielt eine wichtige Rolle im Leben von Ewald Nathanael Donhoffer, der 2016 ins Stift Schlägl eingetreten ist und im August 2021 die ewige Profess abgelegt hat. Er studierte Orgel, Cembalo, Kirchenmusik, später zusätzlich Orchester-Dirigieren. Als Stiftskapellmeister kann er dies alles verbinden. Er folgt in dieser Funktion dem 2016 verstorbenen Rupert Gottfried Frieberger nach. „Ich übernehme ein reich bestelltes Feld, denn Frieberger hat unglaubliche Arbeit geleistet für die Region und hier Stiftsmusik aufgebaut“, ist Donhoffer, der im Juli sein Theologiestudium abschließen wird, dankbar.

Die Hauptarbeit liegt in der Planung aller kirchenmusikalischen Belange im Stift. Das geht von der einfachen Liturgie bis zu Festtagen, an denen traditionell an zwei Orgeln gespielt wird, zur Musik in geprägten Zeiten bis hin zu Konzerten, wie etwa dem Weihnachtsoratorium.

Wertvolle pastorale Arbeit

„Kirchenmusik ist pastorale Arbeit und gehört zum Orden dazu wie der Ministrantendienst oder Frauen- und Männerbewegung. Musik ist ein Anknüpfungspunkt, der viele Menschen anzieht auch jene, die mit der kirchlichen Institution wenig anfangen können. Komponisten schaffen es, die liturgischen Texte und Inhalte in eine universale Sprache zu übersetzen“, erläutert der Prämonstratenser Chorherr. Als geistliches Zentrum ist sich das Stift Schlägl seiner überregionalen Bedeutung bewusst. „Wir machen zum Beispiel keine Orchestermessen an Festtagen, wenn sie in allen anderen Pfarren stattfinden. Damit bekommen auch Chorleiter die Möglichkeit, bei uns im Stiftschor mitzusingen und sich dabei neue Anregungen zu holen“, zeigt Ewald Donhoffer auf. Das funktioniert gut: „Sogar Musikerkollegen aus Linz oder Tirol kommen zum Singen ins Stift Schlägl.“ Auch die Proben erfolgen nicht wöchentlich, sondern projektbezogen an ganzen Tagen.

Sängernachwuchs ist willkommen

Aktuell umfasst der Stiftschor 30 Sängerinnen und Sänger. „Jeder ist willkommen“, lädt der musikalische Leiter zum Mitmachen ein. Denn dem Stiftschor geht es nicht anders als vielen Kirchenchören in den Pfarren: Der Nachwuchs fehlt. „Viel zu oft will auch niemand mehr eine Leitungsfunktion übernehmen. Deshalb sind solche Einrichtungen wie das Konservatorium für Kirchenmusik der Diözese Linz unverzichtbar“, betont Donhoffer. Er ist seit Herbst Direktor des Konservatoriums und verantwortlich für die nebenamtliche Ausbildung von Kirchenmusikern. „Ich bewundere jeden, der das nebenamtlich macht. Organisten oder Chorleiter sind jene, die sich in den Pfarren am meisten mit dem Wortgottesdienst auseinandersetzen.“

Er würde sich mit der Diözesanreform einen hauptamtlichen Kirchenmusiker wünschen, der diese Aufgaben in den neuen Pfarren koordiniert und die Ehrenamtlichen unterstützt. „Da gäbe es genug zu tun“, weiß er von seinen Musikerkollegen in Deutschland, wo das Modell eines Regionalkantors ganz normal ist. „Ohne ehrenamtliches Engagement wird es nicht gehen. Aber wer nur konsumiert und nicht investiert, darf sich nicht wundern, wenn nichts mehr stattfindet.“

Als nächstes großes Projekt gibt es am 1. April (19.30 Uhr) eine Besonderheit in der Stiftskirche zu hören: Es erklingt deutsche Passionsmusik von Franz Joseph Aumann, Augustiner-Chorherr und Komponist im 18. Jahrhundert. Aufführende sind Ars Antiqua Austria unter der Leitung von Gunar Letzbor und der Stiftschor.

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