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Schulen sehen in künstlicher Intelligenz mehr Chance als Risiko

Petra Hanner, 21.03.2023 18:45

BEZIRK ROHRBACH. Künstliche Intelligenz (KI) ist mit kostenloser Software wie ChatGPT ins Klassenzimmer eingezogen. Sie kann nicht nur auf Basis von Internet-Daten selbstständig Referate und Aufsätze schreiben, sondern auch Mathematikaufgaben lösen. Sowohl offen als auch offensiv geht Rohrbachs Schullandschaft an das Thema heran.

Die Möglichkeiten künstlicher Intelligenz sind im Schulbereich vielfältig. (Foto: gpointstudio - stock.adobe.com)
photo_library Die Möglichkeiten künstlicher Intelligenz sind im Schulbereich vielfältig. (Foto: gpointstudio - stock.adobe.com)

Die Direktorinnen Hildegard Prem (Technische Fachschule Haslach) und Doris Rothbauer (Musik-Mittelschule Neufelden) sowie Direktor Roland Berlinger (Berufsbildende Schulen Rohrbach) nehmen zum Thema KI an Schulen Stellung.

Tips: Ist ChatGPT oder ähnliche KI-basierte Tools an Ihrer Schule bereits ein Thema und wenn ja, seit wann?

Hildegard Prem:Ja, natürlich ist das ein Thema – alleine schon aufgrund der Fachrichtungen Informationstechnik und Mechatronik. Gleich nach der Freigabe von openai.com im Spätherbst habe ich ChatGPT und dall-e-2 ausprobiert. In Supplierstunden zeigte ich schon einigen Klassen diese neuen Varianten von KI. Selbstverständlich haben wir deren Vor- und Nachteile auch diskutiert.

Doris Rothbauer: Seit Anfang des Jahres ist ChatGPT ein Thema bei uns. Wir waren neugierig, was das Tool kann. Einige haben ChatGPT ausprobiert, sei es zum Verfassen von Texten, aber auch zum Ausfüllen von Lückentexten oder zum Erstellen von Arbeitsblättern. In sämtlichen Einsatzbereichen sind wir erstaunt und fasziniert, was das Tool zustande bringt.

Roland Berlinger: Ich habe Ende November ein Online-Weiterbildungsseminar mit dem Titel „Die Geburtenratte singt“ besucht und dort erstmals live gesehen, was KI im Bereich Schreibkompetenz zu leisten imstande ist.

Tips:Halten Sie es für erkennbar, dass Schüler diese verwenden – und wenn ja, wie?

Prem: Selbstverständlich. Ich habe aber auch die Schüler eingehend darauf hingewiesen, dass die Ergebnisse, die ChatGPT liefert, nicht eins zu eins übernommen werden können. Aus einer Vielzahl von Datenbanken werden Ergebnisse zusammengesucht und ausgegeben, das heißt nicht automatisch, dass das Ergebnis richtig ist. Medienkritikfähigkeit ist dabei oberstes Gebot der Stunde.

Rothbauer: Wahrscheinlich erkennen wir den Einsatz von KI nicht. Uns ist beim Experimentieren aufgefallen, dass Chat GPT nicht fehlerlos arbeitet. Es passieren Grammatikfehler und Wortwiederholungen. Aber das passiert den Schülern auch. Merkbar wären auf jeden Fall inhaltliche Fehler.

Berlinger: Ja, Schülerinnen und Schüler können ChatGPT für verschiedenste Zwecke einsetzen, etwa für die Beantwortung von Fragen – freilich vorbehaltlich der Richtigkeit der Antworten – , für die Korrektur von erstellten Texten, als Übersetzungstool und für die Erstellung von Übungsaufgaben.

Tips:Wie gehen Sie aktuell damit um? Gibt es bereits Regelwerke an Ihrer Schule dafür?

Prem: Ein Verbot des Einsatzes von ChatGPT ist absoluter Unsinn, da es sich nicht verhindern lässt! Ich persönlich bin für die fortschrittlichere Variante. Wir werden in Zukunft während des Unterrichts darauf zurückgreifen. So wie wir mit Internet und Smartphones im Unterricht in der Vergangenheit zurecht gekommen sind, werden wir uns auch mit der Entwicklung von KI auseinandersetzen und zurechtfinden müssen. Das Lehrpersonal muss diesbezüglich noch intensiv geschult werden.

Rothbauer: Wir gehen mit dem Thema offensiv um. Im neuen Fach „Digitale Grundbildung“ wird auf KI allgemein und das Tool im Speziellen eingegangen. Es ist auch geplant, den Einsatz mit den Schülern auszuprobieren. Anschließend werden Fehler gesucht und aufgezeigt. Ein kritischer Umgang mit neuen Technologien ist uns sehr wichtig. Daher werden Vor- und Nachteile dieser Entwicklungen thematisiert. Kein Thema ist für uns ein Verbot von ChatGPT.

Berlinger:Wir haben bei der Semesterkonferenz das Thema angesprochen. Ich glaube, dass wir uns dem stellen müssen und ein Verbot kontraproduktiv ist. Die Schüler sollen einen kritischen, aber konstruktiven Zugang erhalten. Vor allem sollen sie die Ergebnisse aus ChatGPT auch auf deren Richtigkeit hinterfragen lernen und dass diese bei Verwendung kenntlich zu machen sind.

Tips:Wohin führt aus schulischer Sicht diese Entwicklung? Verändert sich dadurch die Bedeutung schriftlicher Aufgaben für die Leistungsbeurteilung?

Prem: Für mich persönlich sind diese Tools eine gute Unterstützung! Man kann sie auch sehr sinnvoll einsetzen und einen Nutzen daraus ziehen. Eine Lehrkraft weiß ohnehin über die Leistungen ihrer Schüler Bescheid. Diesen muss klar gemacht werden, dass diese Tools nichts weiter als Hilfsmittel sind.

Rothbauer:Wir setzen seit Jahren auf die Eigenverantwortung der Schüler. Der Umgang mit solchen Tools kann verglichen werden mit dem Einsatz von Lösungsheften und dergleichen. Die Schüler sollen sich bewusst sein, dass ihnen die Vortäuschung von Leistungen nichts bringt. Bei der Schularbeit oder Prüfung müssen sie ohne KI bestehen. Schon bisher konnten wir nicht beurteilen, wer die Texte verfasst hat, die zuhause geschrieben wurden. Daher wird sich einstweilen in der Leistungsbeurteilung nichts Wesentliches verändern.

Berlinger:Wir werden bei Diplomarbeiten dem Praxisteil eine noch größere Bedeutung zukommen lassen. Bei der Leistungsbeurteilung kommt künftig dem Hinterfragen der Texte durch mündliche Leistungsfeststellungen eine größere Rolle zu. Dadurch kann ein Lehrer sehr schnell feststellen, ob der Schüler von einem vorliegenden schriftlichen Text tatsächlich eine Ahnung hat.


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Julian E.
Julian E.
15.05.2023 09:55

Schulen sehen in künstlicher Intelligenz mehr Chance als Ris

Wow- ziemlich zukunftsorientierte Schulen. Finde ich beeindruckend, dass der Umgang mit der neuen Technik so positiv und integrierend ist. Hab da leider auch schon anderes gehört, dass Schulen total ablehnend sind. Aber ich find es wurde gut auf den Punkt gebracht- verhindern kann es eh niemand. Darum also gleich sinnvoll und verantwortungsvoll in den Unterricht integrieren. Und vielleicht weckt das ja tatsächlich das Interesse an technischen Berufen. Gerade natürlich an technischen Hochschulen spannend für die Schüler. Die Mechatronik wurde da schon genannt. Mein Neffe ist grade mitten in der Mechatronik Lehre und wird sich später mal auf Robotik spezialisieren. Für ihn sind diese Entwicklungen der AI bedeutungsvoll und er verfolgt alles mit Adleraugen. Wird wohl spannend werden, wie Maschinen und Menschen in Zukunft zusammenarbeiten. Nochmal großes Lob an die drei vorgestellten Schulen!


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