Ein Waldbad ist kein Bad im Wald: Coach aus Klaffer hilft, sich in und mit der Natur zu regenerieren
KLAFFER. Die Japaner wissen schon lange: Ein Besuch im Wald mit allen Sinnen kann Körper und Seele wieder in Einklang bringen. Das sogenannte Waldbaden ist nun auch im Bezirk Rohrbach angekommen: Der Klaffegger Christian Wagner (57) hat es in seinem eigenen Burnout als wichtige Kraftquelle entdeckt und hilft nun auch anderen Menschen, echte Ruhe und Entspannung im Wald zu finden.
Gleich vorweg: Wer zum Waldbaden geht, kann Badehose und Bikini getrost zu Hause lassen. Vielmehr geht es darum, dort zu entschleunigen und mithilfe verschiedenster Methoden zu sich selbst zu finden und Stress abzubauen. Es ist auch kein esoterischer Firlefanz, sondern eine wissenschaftlich belegte Form der Entspannung. Die Wurzeln des Waldbadens liegen in Japan, wo „Shinrin Yoku“ praktiziert wird. Übersetzt heißt das so viel wie „Eintauchen in die Atmosphäre des Waldes“. Dort wurden schon in den 1950er-Jahren umfassende Untersuchungsreihen gemacht und es wurde nachweislich festgestellt, dass das Waldbad den Stresshormonpegel und den Blutdruck senkt und auch der Lunge guttut. Es ist damit auch eine gute Burnout- und Herzinfarkt-Prophylaxe.
„Leider ist es in Österreich noch keine anerkannte Therapieform, in anderen Ländern aber sehr wohl, und wird von Ärzten verschrieben“, erklärt der geprüfte Waldbade-Coach Christian Wagner. Er selbst hat es für sich entdeckt, als er an einem Burnout litt. In ihm reifte dann der Wunsch, auch anderen Menschen damit zu helfen.
So geht's
Doch was tut man eigentlich beim Waldbaden? „Ich habe meine Waldbadeplätze im Böhmerwald. Nach dem Zusammentreffen versuchen wir erst einmal, gedanklich und äußerlich den Alltag hinter uns zu lassen und wir gehen ein Stück – wer will auch barfuß, und langsam.“ Waldbaden sei nämlich keine sportliche Veranstaltung – im Gegenteil! Im Gehen findet man einen anderen Rhythmus, legt schon mal vieles ab, was belastet.
Alle Sinne dürfen mitmachen
„Dann lassen wir einmal den Wald auf uns wirken. Wir bleiben bei Bäumen stehen und nähern uns ihnen auf verschiedensten Wegen, je nach Bedürfnis der Gruppe. Das kann über Mythologie sein oder auch über ganz praktische Themen wie die Arbeit mit Holz, über Haptik und Gerüche. Dann lassen wir uns auf einem Platz nieder und versuchen, durch Übungen symbolisch den Boden unter den Füßen wiederzuerlangen. Es werden alle Sinne angesprochen, damit sich die Teilnehmer wieder selbst spüren können. Viele haben das nämlich heute schon verlernt und können damit auch ihre eigenen Bedürfnisse nicht mehr erkennen. Je nach Teilnehmern mache ich Meditationen, erzähle Märchen oder tauche wiederum in Mythologien ein, in denen der Wald oder der Baum eine Rolle spielt“, so der Trainer. Auch Kraftplätze besucht er mit seinen Gruppen, also markante Punkte im Wald, die besonders auf den Menschen wirken. Dann kann es auch schon einmal vorkommen, dass die Natur auf den Menschen zugeht. „Beim Waldbaden hat man das Gefühl, man wächst mit der Natur zusammen. Einmal, als wir gerade eine stille Meditation hielten, hoppelte plötzlich ein Hase ganz gemütlich zu einer Teilnehmerin hin. Das war schon etwas ganz Besonderes“, erinnert sich Christian Wagner. Wie ein Waldbad abläuft, ist jedes Mal unterschiedlich und ganz individuell auf die Teilnehmer abgestimmt. Nur so kann sich die Wirkung voll entfalten.
Eine intensive Erfahrung
Für Christian Wagner ist es auch wichtig, diese Form der Entschleunigung bewusst von einem normalen Spaziergang im Wald abzugrenzen. Waldbaden sei viel mehr, intensiver, berührender: „Gerade bei uns im Mühlviertel sagen viele: ,Ich brauch' kein Waldbaden, ich geh' eh Schwammerl suchen‘, oder mir hat auch schon einmal wer gesagt: ,Wenn ich mit der Motorsäge ins Holz gehe, dann ist das meine Entschleunigung.‘ Das ist alles recht und gut, hat aber nichts mit der tiefen Wirkung des echten Waldbadens zu tun. Momentan sind es noch viel eher die Menschen aus der Stadt, die zu mir kommen.“
Sehr wichtig ist es dem Coach, seinen Teilnehmern etwas mitzugeben, was sie dann alleine für sich nutzen können, denn: „Die Naturbegegnung ist alleine am intensivsten. Ich zeige Übungen und gebe Tipps dafür. Das ist mein eigentliches Ziel – nicht, mich unersetzlich zu machen.“
Ein Tag im Waldrausch
Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Roswitha Diaz Winter, die in Aigen-Schlägl das Permakultur-Zentrum Wilde Rose betreibt, lädt Christian Wagner am 12. Oktober ebendort zum „Waldrausch“ ein. Der Tag wird genutzt, um ganz in den Wald einzutauchen durch Yoga und Wyda, Waldbaden und Kunst, Wald-Kulinarik und Wald-Wissen rund um Kräuter, Pilz und Baum. Für Kinder gibt es ein eigenes Wald- und Wiesenprogramm. Mehr auf www.wilderose.at
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden